Mi, 4. Okt 2023
Wie eine Fata Morgana

Wie eine Fata Morgana

Assassin’s Creed - Mirage Review

Endlich mal wieder ein Schleich-Assassin’s Creed. Diesen Wunsch hörte man oft nachdem die letzten drei Teile Origins bis Valhalla eher in Richtung Aktion-Rollenspiel geschlagen haben. Nun erscheint mit Assassin’s Creed Mirage ein Titel der diesem Wunsch nachkommen möchte. Doch wie gut gelingt das?

Unter dem Motto zurück zu den Wurzeln von Assassin’s Creed entwickelt der französische Part von Ubisoft am neuen Titel Mirage. Anfangs noch als Erweiterung zu Valhalla angedacht entschied man sich den Titel als eigenes Spiel zu verfolgen. Das Ergebnis erblickt nun das Licht der Welt.

Vermutlich siedelt sich deshalb geschichtlich Mirage zwischen den Ereignissen von Origin und Valhalla an. Die Assassinen, bekannt noch unter dem Namen „die Verborgenen“, bekommen Zuwachs durch unseren Protagonisten Basim. Dieser ist Spielern aus dem Vorgänger „Valhalla“ bekannt. In Mirage erleben wir mehr zu seiner Hintergrundstory, den Ereignisse die ihn zu den Verborgenen gebracht haben und seine Erlebnisse in Bagdad. Dabei sind die Story und Spielewelt im Gegensatz zu den vorherigen Spielen linear und weniger groß angesiedelt.

Das heißt, wir spielen in erster Linie die Story Missionen in einer vordefinierten Reihenfolge. Erst gegen Mitte des Spieles teilt sich die Geschichte in drei parallele Stränge auf, die wir in beliebiger Reihenfolge absolvieren können, auf. Danach werden alle aber wieder zu einem einzigen Timeline zusammengefasst.

Die Spielewelt ist deutlich kleiner als die Open-Worlds der vorherigen Teile, beschränken sich aber aufs Wesentliche. Den Kern bildet die umfassende Stadt Bagdad, durch die wir uns wie Aladdin über die Dächer und anderen Free-Flow-Parcour-Elementen bewegen können. Hier gibt es so gut wie alle altbekannten Möglichkeiten beginnend von normalen Kletterabschnitten, über gespannte Seile, Seilzüge und Heuhaufen. Neben Parcour und Sprintoptionen steht uns ebenso ein Reittier zur Verfügung.

Dieses können wir per Knopfdruck rufen und für schnelle Reisen vor allem außerhalb von Bagdad nutzen. Blockiert einmal ein Fluss unseren Weg, so können wir diesen schwimmend überqueren. Ebenso können wir stattdessen die großzügig vorhandenen Stabboote nutzen, um uns über die Wassermassen fortbewegen zu können.

Linearer sieht es auch beim Fortschrittsystem aus. Man geht zurück von Erfahrungspunkten und Spielerlevel zu einem Freischaltsystem. Durch den Abschluss von Story-Missionen oder Nebenmissionen steigen wir im Assassinen Rang auf oder bekommen Fähigkeitspunkte die wir in einen der drei Fähigkeitsbäume investieren können. Im Gegensatz zu vorherigen Teilen besitzt Basim aber von Beginn an eine relativ weite Bandbreite an Fähigkeiten, wodurch sich die Bäume für uns mehr wie eine Art „Zusatzperks“ anfühlen.

Die drei Bäume unterscheiden sich in Angriffsfähigkeiten für Kampf und Attentate, passive Fähigkeiten wie Heilungen oder Hilfsmittelnutzungen und Schleich bzw. Erkennungsfähigkeiten unseres Adlers. Hier zeigen sich auch einige Neuerungen. Bei den Attentaten gibt es eine Fokus Option, die sofern aufgeladen, mehrere Attentate von der Ferne aus starten lassen. Je Balken ist ein Attentat möglich, weitere Balken können durch Fähigkeiten im Baum erweitert werden. So gelingen uns spontane längere Attentatsserien. Zur besseren Übersicht können wir unseren Adler fliegen lassen. Durch Fähigkeitsverbesserungen kann dieses wichtige Objekt markieren, sowie Gegner anzeigen. Zu den insgesamt sechs Hilfsmittel zählen unter anderem Wurfmesser und Blasrohr. Hier können wir uns im Zuge der Storyline unsere ersten Hilfsmittel auswählen und durch weitere Fähigkeitspunkte die restlichen Hilfsmittel freischalten lassen.

Neben Fähigkeitspunkte liefern uns diese Aufgaben aber auch Ressourcen und Münzen. Diese speziellen Münzen können genutzt werden, um mit den NPCs in der Spielewelt zu interagieren. Dadurch ermöglichen sich uns während unserer Missionen zusätzliche Söldner zu rekrutieren, die uns gegen Feinde helfen oder einen Musiker zu engagieren, der für Ablenkung sorgt. Händlermünzen hingegen können beispielsweise für zukünftige Rabatte eingetauscht werden. Je mehr unterschiedlicher Münzen ihr habt umso mehr Optionen werdet ihr also auf eurer Reise haben.

Ein weiters lustiges Minispiel ist der Taschendiebstahl. Diesen werdet ihr oft nutzen können, wenn ihr andere NPCs nicht zwingend töten wollt. Gleich nach Start müsst ihr in einem Quicktime-Event bei dem ein Quadrat immer kleiner wird zum richtigen Zeitpunkt mit einem im Hintergrund angedeuteten Quadrat matchen. Passen die beiden Quadrate am Ende perfekt übereinander habt ihr das Minispiel gewonnen, ansonsten schlägt der Diebstahl fehl. Bei Fehlschlag steigt eurer Fahndungslevel.

Der Fahndungslevel steigt außerdem wenn ihr Feinde öffentlich tötet oder ihr bei sonstigem unsittlichen Verhalten erwischt werdet. Dabei erhöht sich die Aufmerksamkeit der Wachen mit jeder Stufe. Insgesamt gibt es drei Stufen, bei deren maximaler Ausprägung ein bestimmter Kopfgeldjäger an uns angesetzt wird. Der Fahndungslevel kann aber durch das Abreißen von Fahndungsplakaten, die sich in Bagdad vorfinden, wieder reduziert werden oder durch den Tausch von Münzen bei Propagandaerzählern sogar komplett zurückgesetzt werden.

Unsere Ausrüstung besteht aus einer Montur, einem Schwert und einem Dolch. Diese können wir in drei Stufen aufwerten, sofern wir ausreichend Materialien haben und den notwendigen Bauplan besitzen. Während unserer Reise finden wir unterschiedliche Ausrüstungen. Diese sind in erster Linie optisch unterschiedlich. Aber jedes Element besitzt eine bestimmten passive Fähigkeit, die wir durch das tragen aktivieren können. Die Stärke der Fähigkeit steigt mit der jeweiligen Gegenstandsstufe mit. Je nach persönlichen Befinden könnt ihr so eurer Set zusammen stellen. Ein guter Ansatz, der oberflächlich zwar greift, aber am Ende leider doch wenig Tiefe und direkten Einfluss auf unser Gameplay haben. Wem die Optik nicht zusagt, der kann das gesamte Outfit durch eine Verkleidung, die keinen Einfluss auf unsere Werte haben, austauschen oder die Ausrüstung mittels Monturfarben anders einfärben. Dem Talisman, der auf unserem Schultergurt am Rücke angebracht werden kann und sich ebenso mit unserem Charakter mitbewegt und schwingt könnten wir auch keinen direkten Mehrwert entnehmen, außer eben dass er hübsch anzusehen ist.

Optisch ist Mirage jederzeit ein Hingucker. Sei es Bagdad selbst, die weiten Sandwüsten oder die spiegelnden Reflexionen auf den Flüssen. Mirage erfüllt hier definitiv die Ansprüche and ein würdiges Spiel im Jahre 2023.

Neben Story und Nebenmissionen bietet uns das Spiel allerhand an Sammelobjekten, die teilweise für Aufgaben, teilweise zum Sammelspaß vorhanden sind. An wichtigen Punkten können wir Einträge für unser Lexikon sammeln. Die Questreihe „Geschichten aus Bagdad“ bietet uns kurze, storylastige Abenteuer rund um Bagdad. Altbekannte aus vorherigen Teilen inklusive.

 Fazit

Assassins Creed Mirage bietet gute Ansätze in Richtung vorheriger Schleichtitel. Allerdings wirken diese, zumindest auf uns, wie ein kurzes Kratzen an der Oberfläche und bieten für die Zukunft noch einiges an Potenzial. Optisch und vom Design her trumpft man mit Bagdad aber ordentlich auf. Die Schleichmissionen führen uns zurück zu Ezio Zeiten, wenn sich doch nach längerem Spielen eine leichte Wiederholung von Mission und unseren Lösungsansätzen zeigt. Das liegt nicht selten an den doch eher einfach gestrickten NPC Gegnern, die wir einfach Stück für Stück anlocken und ausschalten. Dadurch ist selbst der höchste Schwierigkeitsgrad kaum ein Problem, solange wir nicht in den direkten Nahkampf begeben. Trotzdem haben wir unsere Spielzeit als kurzweilig und unterhaltsam empfunden. Alles in Allem also gute, altmodische Attentate aus dem Hause Ubisoft mit Ausblick, dass die Wurzeln nicht vergessen wurden und einer potenziellen Zukunft der Schleich-Ära nichts im Wege steht.

— Fabian Padrta

8

Das Gute

+ Solide altmodische Attentate

+ Spielzeit und Umfang

+ Optik und Atmosphäre von Bagdad und Umgebung

Das Schlechte

- Durchschnittliche, vorhersehbare Storyline

- Viele Umsetzungen wirken nur wir Ansätze

Shortcut Assassin’s Creed - Mirage
Release 5. Okt 2023
Studio Ubisoft Bordeaux
Publisher Ubisoft