Alone in the Dark
Die drei ??? für Erwachsene
Am Anfang des neuen Alone in the Dark, das sich nicht als Remake, sondern als Re-Imagineing des Originals von 1992 versteht, steht ein einfaches Rätsel.
Wo ist Emily Hartwoods Onkel Jeremy?
Im Louisiana der 1930er Jahre macht sich Emily Hartwood (Jodie Comer) nach Erhalt eines besorgniserregenden Briefes ihres Onkels auf zur Derceto Villa – einer Pflegeanstalt für psychisch Erkrankte, in der dieser die letzten Monate verbracht hat, nun jedoch vermisst wird – wohin ist er verschwunden?
Auf eine Intuition hin heuert sie auch den Detektiv Edward Carnby (David Harbour) an, um sie zu begleiten – nur für den Fall, dass sich die Angestellten der Anstalt unkooperativ zeigen sollten soll er ein wenig mit seiner Waffe wackeln, wie sie sagt.
Gleich hier haben Spieler die Wahl, als welcher Protagonist sie spielen wollen, Alone in the Dark bietet nämlich gleich zwei Kampagnen. Je nach Wahl können anschließend manche Räume nur von der einen oder anderen Personen geöffnet werden. Nach Abschluss der ersten Kampagne, kann die Story dann nochmals als B-Szenario durchgespielt werden.
Auf der Suche nach Hinweisen, wohin Onkel Jeremy verschwunden sein könnte, durchforsten Emily und Carnby nun die Villa. Hier wird auf klassische Horror-Elemente zurückgegriffen – geheimnisvolle Bewohner, jede Menge Rätsel die es zu lösen gilt, Herumirren in finsteren Ecken und Kellern. Bald kommt jedoch eine paranormale Komponente hinzu: Wir bekommen nämlich nicht nur Einblick in die zahlreichen Zimmer der Villa, sondern wandern bald auch direkt durch Onkel Jeremys Gedankenwelt in eine Schattenwelt – und diese ist voller Monsterwesen. Da kommt uns Carnbys Waffe doch noch zugute.
Unausgereifte Spielmechaniken
Die Traumsequenzen in Jeremys finsterer Gedankenwelt bieten insofern Abwechslung, da sie euch meist an andere Orte außerhalb der Villa transportieren. Auf nebeligen Straßen und finsteren Feldern wird hier auf Eile und Hektik gesetzt und bietet so ein Gegenstück zum langsamen und genauen Erkunden in der Villa. Jedoch zeigen diese Momente eines der größten Probleme, die Alone in the Dark mit sich bringt, am direktesten auf: die klobige Spielmechanik.
Erkundet und gekämpft wird in 3rd Person, over the shoulder – wenn allerdings die Kamera in engen Gassen nicht mehr ordentlich gelenkt werden kann, und euer Spielcharakter wieder einmal hinter einer Tür festhängt, wird das Kämpfen sehr schnell sehr nervtötend.
Gegen die Monster könnt ihr entweder mit Pistole oder Nahkampfwaffe antreten, ersteres funktioniert einigermaßen gut, zweiteres wirkt selbst im besten Fall wie wildes Um-sich-werfen.
Alternativ bietet das Spiel theoretisch die Möglichkeit, diverse Gegenstände zu werfen, um die Monster abzulenken und dann schleichend auszuweichen – leider ist auch diese Mechanik mehr als unausgereift, da das Leveldesign zu eng ist, um Gegner wirklich umgehen zu können, besonders wenn ihr es mit mehreren Gegnern zu tun habt. Auch die Steuerung ist nicht sensibel genug, um rasch und effektiv herumzuschleichen. Meistens hängt ihr dann plötzlich in einer Ecke fest, aus der ihr nicht mehr herauskommt, während die Kamera nicht mehr wirklich steuerbar ist – da bleibt euch dann nur ein Neustart (zum Glück funktioniert das Autosave-Feature sehr gut, sodass ihr nicht zu viel von eurem Progress verliert).
Hier wurde zwar offensichtlich Inspiration von anderen Horror-Survival Titeln gezogen, aber eben ohne die Raffinesse, die es braucht um hier ein zufriedenstellendes Spielerlebnis zu bieten.
Des Rätsels Lösung
Die meiste Zeit verbringt ihr jedoch mit Rätsellösen. Um alle Geheimnisse zu lüften wandert ihr durch die Villa und sprecht mit deren Bewohnern, lest aufmerksam hinterlassene Notizen und Aufzeichnungen – was mich persönlich sehr an diverse Krimi-PC-Spiele aus meiner Kindheit erinnert hat.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Räselschwierigkeit sehr variiert – von einfachem Steinchen-Verschieben, bis hin zu absolut verworrenen Lösungen ist absolut alles dabei, hier ist also ein bisschen Kniffeln und Geduld gefragt. Es ist definitiv die Komponente des Spiels, die ich am meisten positiv hervorheben kann.
Umso ärgerlicher ist es, dass diese längeren Spielsequenzen immer abrupt unterbrochen werden, um die Spieler wieder in die Traumsequenzen zu versetzen. Die Timings sollen für Spieler unvorhersehbar sein, leider wird dadurch jedoch eher der natürliche Spielfluss unterbrochen. Auch lässt euch das Spiel viel Freiraum zum erkunden – was durchaus dazu führen kann, dass euer Charakter Referenzen zu Dingen macht, die ihr noch gar nicht gefunden habt. Erneut zeigt sich hier einfach ein fehlender Feinschliff, beziehungsweise dass euch das Spiel oft nicht genug dorthin leitet, wo ihr sein solltet.
Fazit
Das neue Alone in the Dark hält sich im Großen und Ganzen also sehr an die klassische Konventionen des Survival-Horror-Genres.
Unter all den Fehlern, die Alone in the Dark aufweist – Bugs, Steuerung, nervige Kämpfe – versteckt sich trotzdem ein grundsätzlich interessantes Spiel. Mit ein wenig Geduld und nicht überspitzen Erwartungen, kann man hier durchaus ein paar spaßige Stunden verbringen.
Das Gute
Rätsel, Rätsel, Rätsel
Zwei Kampagnen
Das Schlechte
Unausgereiftes Kampfsystem
Unnatürlicher Storyfluss
Steuerung