Die Ratten sind los
A Plague Tale: Innocence
Asobo Studio ist nicht gerade das Videospiele-Entwicklerstudio bei dem einem jetzt sofort die Glocken klingen mit den großen Game-Hits. Doch das könnte sich mit „A Plague Tale: Innocence“ ändern! Denn zum richtigen Zeitpunkt – in dem der Markt mit Multiplayer Games überschüttet wird – haut Asobo einen Stealth-Singleplayer raus -und auch noch einen der überzeugen kann.
Rattenphobiker und Verachter des Mittelalters sollten hier zwar aufhören zu lesen, denn für die wir „A Plague Tale: Innocence“ wahrscheinlich nicht der richtige Titel sein. Alle anderen dürfen aber gerne Augen und Ohren spitzen denn hier kommt ein Game das ihr auf dem Schirm haben solltet!
Rattenplage und Pest
Das Mittelalter ist für viele eine grausame Zeit geprägt von Armut und Pest – außer man lebt wie Amici de Rune in der wunderschönen französischen Natur. Doch jede Familie hat ihre Bürde zu tragen und so ist ihr Bruder Hugo seit seiner Geburt krank und wird von seiner Mutter behandelt. Was ihr Bruder genau hat weiß Amicia nicht, doch in ihm schlummert scheinbar eine verbogene Kraft – genannt die Macula.
Eine solch interessante Kraft, dass sogar die französische Inquisition es auf ihn abgesehen hat und das gesamte Dorf auf der Suche nach Hugo niederbrennt. Ihre Mutter verschafft den beiden gerade so genügend Zeit um Amicia gemeinsam mit Hugo auf die Reise zu einem Alchemisten zu schicken. Doch diese Reise ist steinig und hart. Denn nicht nur, dass hinter jeder Ecke die Soldaten der Inquisition nach den beiden Kindern suchen, zudem hat auch noch eine schreckliche und extrem aggressive Rattenplage die Umgebung bevölkert.
Stealth ist der bessere Kampf
Ein junges Mädchen und ihr kleiner Bruder auf der Flucht, bewaffnet – wie es Kinder nun mal sind – nur mit einer Steinschleuder und ein paar Materialien die sie auf ihrer Reise finden. Das hier keine großen Handgreiflichkeiten mit Gegnern in voller Rüstung sinnvoll sind ist natürlich augenscheinlich klar. Darum muss man seine besten Stealth Arbeiten ausgraben uns sich so langsam, leise und vor allem unbemerkt fortbewegen wie man nur kann.
Gegner werden im besten Fall mit Steinen abgelenkt um dann schnell hinterrücks vorbei zu huschen oder man wartet auf den perfekten Moment um ungesehen durch das hohe Gras zu schleichen.
Bei Stealth bleibt nicht viel Abwandlung in der eigenen Handlungsbreite, doch gerade diese Einschränkung und Hilflosigkeit als Kinderpaar auf der Flucht ist es, was die Spannung in „A Plague Tale: Innocence“ legt. Nicht wie schnell man am Ziel ist und wie viele Gegner man dabei in kürzester Zeit abgemetzelt hat, sonder die Einfachheit des Überlebens.
Rattenplagen wohin das Auge reicht
Aber als wären ein paar große Männer in Rüstung nicht schon furchteinflössend genug sieht man sich immer wieder auch noch den schlimmsten Ratten gegenüberstehen. Einmal zu Nahe gekommen und die Biester knabbern alles ihnen zwischen die Zähne kommt bis auf die Knochen ab. Die einzige Lösung durch die Biester zu kommen ist Feuer und Licht, denn davor haben die Viecher Angst. Doch nicht überall gibt es Fakeln, Stücke und Heuballen brennen nur für kurze Zeit und in manch dunklen Ecken muss man erst mal brennbares Material finden.
Aber irgendwie muss es Alicia und Hugo gelingen an ihr Ziel zu kommen, denn nur so hat Alicia überhaupt irgendwie die Chance ihren Bruder vor ihren Verfolgern und seiner Krankheit zu retten.
Story und Charakterdesign on point
Die Storyline ist trotz ihrer einfachen Handlung wirklich extrem gut getroffen. Gerade die liebevoll detaillierten und so realitätsnahen Charaktere machen aus dem Spiel ein Spiel zum mitfiebern und ziehen den Spieler in Ihren Bann.
Amicia, die in eine für sie vollkommen neue Situation gestoßen wird und dabei auch noch auf Ihren kränklichen Bruder aufpassen muss.
Immer wieder neue Charaktere die Amicia auf ihrem Weg begleiten so lange sie können und ihr so gut es geht unter die Arme greifen.
Ein mittelalterliches Frankreich, welches durch die sie heimsuchende Plage die Augen vor hilfesuchenden Kindern verschließt.
Eine Inquisition die einem schon aus der Ferne einen Schauer über den Rücken laufen lässt.
All diese kleinen Details machen die Atmosphäre und die Charaktere von „A Plague Tale: Innocence“ wirklich zu etwas ganz Besonderen. Man kämpft hier nach bestem Gewissen ums Überleben zweier hilfloser Kinder, die nicht nur den Tod ihrer Eltern und ihres gesamten Dorfes verarbeiten müssen, sondern auch noch mit jeder Sekunde um ihr eigenes Leben bannen. Ausgestoßen von allen Dorfbewohnern, weil jeder um sein eigenes Leben auf Grund der vorherrschenden Plage bangt.
Eine ausgewogene Abwechslung von Verfolgung und Flucht im ideal ausbalancierten Gegenspiel zu Augenblicken der Ruhe. Momenten in denen ein kleiner Junge den Tod seiner Eltern verstehen muss, eine Jugendliche die Schwere ihrer neuen Verantwortungen zu spüren kommt und das Spiel einfach das Leben der Charaktere wirken lässt.
Mehr braucht es nicht um einer Story extrem viel Leben und extrem viel Gefühl einzuhauchen und das macht „A Plague Tale: Innocence“ einfach richtig.
Gameplay – ausbaufähig
Was das Gameplay betrifft wäre die ganze Geschichte dann allerdings noch ein bisschen ausbaufähig.
Herumschleichen, Gegner ablenken, Ratten mit Feuer verscheuchen. Zwischendurch noch ein paar Rätsel lösen, die sich meistens durch ein paar Schalter oder Drehscheiben lösen lassen. Im Groben und Ganzes war es das, was das Spiel an Abwechslung zu bieten hat. Das tut dem Gameplay und der Story zwar nicht sonderlich schlecht, fällt nur mit der Zeit ein wenig repetitiv auf.
Die eigenen Wurfgeschosse werden im Laufe zwar aufgebessert, wodurch man etwas mehr Range insbesondere in Konfrontation mit Gegnern bekommt, aber Spielabwechslung sucht man sowohl im Kampf als auch im Stealht eher vergeblich. Gerade was die Waffenaufbesserungen und Erweiterungen angeht sind diese zwar nett – aber eigentlich nicht unbedingt notwendig.
Die Rätselpassagen sind immer wieder schön durchdacht, nicht allzu schwierig und somit größtenteils frustfrei. Im schlimmsten Fall hat das ganze nachein paar Versuchen richtig gelöst und darf sich damit weiter der Story widmen.
Fazit
Denn genau das ist es auch, was „A Plague Tale: Innocence“ wirklich spielbar und so gut macht. Eine spannende Story, sympatische Charaktere und eine Atmosphäre die einfach unter die Haut geht und eine Gameplay das Solide aber gleichzeitig nicht sonderlich aufregend oder frustig ist. Keine Hektik in der Erzählung, ruhige Momente die sich mit Stress und Adrenalin abwechseln. Eine perfekte Mischung für einen Stealth Singleplayer. Da sieht man über die ein oder andere Schwäche im Gameplay durchaus gerne hinweg.
Wer also genug von den ganzen Multiplayer Games hat und sich in dem dicht gedrängten Jungle von Battle Royales sowieso nicht mehr am Leben halten kann, der sollte unbedingt mal ein Auge auf „A Plague Tale: Innocence“ werfen. Singleplayer Stunden wie man sie sich wünscht!
— NinaDas Gute
+ liebevolle Charaktere
+ ausgezeichnete Atmosphäre
+ schönes Spieltempo
+ Singleplayer only
Das Schlechte
- repetitives Gameplay