Die erste Sitzung bei Gamer-Therapie

Die erste Sitzung bei Gamer-Therapie

Indie-Perle "Rue Valley" angetestest

In „Rue Valley“ dreht sich alles um Alltagshelden, Perspektiven echter Personen und reales Drama – alles perfektes Futter für eine Therapie-Stunde. Denn genau dahin führt uns „Rue Valley“ auch!

Wir befinden als vollkommen am Boden zerstörter Mann auf der Couch unseres Therapeuten und durchlaufen unsere erste Sitzung. Danach heißt es die restliche Zeit mit sich selbst zu verbringen, nicht die einfachste Aufgabe wenn man vollkommen durch den Wind ist. Ganze 47 Minuten (in Game) heißt es zu überbrücken, denn dann beginnt die selbe Therapiesitzung von neuem…

Diesen 47 In-Game Minuten-Loop durchlaufen wir so immer und immer wieder. Niemand in der Umgebung kann sich daran erinnern – nur wir nehmen die gesammelten Informationen mit und verändern uns damit selbst genauso wie unsere Umgebung.

Und das eigene Selbst spielt wohl die wichtigste Rolle. Denn was wir tun und vor allem wie wir es tun können hängt in „Rue Valley“ ganz eng mit der eigenen gewählten Persönlichkeit ab. Zu Beginn heißt es diese zu definieren über Gewichtungen anhand der Persönlichkeits-Paare impulsiv-kalkuliert, introvertiert-extrovertiert und sensibel-gleichgültig zu verteilen. Je nachdem wie ausgeprägt man die jeweiligen Attribute wählt, bekommt man noch die dazugehörigen Wesenszüge.

All das beeinflusst das eigene Handeln, denn je nach der gewählten Persönlichkeit sind einzelne Handlungen gar nicht erst verfügbar. Wer zB stark introvertiert gewählt hat, tut sich immens schwer Kontakt mit anderen Personen aufzunehmen, wer hingegen stark kalkuliert ausgewählt hat, wiegt jede Aktion wohl mehrmals gegen alle möglichen (und unmöglichen) Ausgänge ab.

So heißt es durch die eigene Persönlichkeit navigieren und mit den vorhanden Möglichkeiten das Geheimnis um den immer wiederkehrenden Loop zu lösen. Wie im Verlauf einer Therapie verändert sich die eigene Persönlichkeit aber durchaus ebenso im Verlauf des Spieles und schaltet somit immer weiter und vor allem andere Möglichkeiten frei, die vorher gar nicht erst möglich gewesen wären. Aber nicht nur eure Persönlichkeit, sondern auch äußere Einflüsse können eure Handlungen verändern. Wer durstig ist, macht sich über seinen nächsten Schluck wahrscheinlich weniger Gedanken als regulär, oder wir alle kennen uns selbst wenn wir hangry sind…

All eure gesammelten Informationen und Snippets heißt es dann in einer Art Mind Map zusammen zu fassen und so dem mysteriösen Loop auf die Spuren zu kommen – und sich selbst vielleicht auch ein bisschen näher kennen zu lernen.

Das Spiel mit der Zeit – denn das ist eure einzige Ressource, der 47 Minuten Loop – und den realitätsnahen Persönlichkeits-Eigenschaften macht „Rue Valley“ zu einem extrem interessanten Game das sicherlich für Aufruhr sorgen wird. Egal ob man sich damit vielleicht etwas mehr auch mit sich selbst beschäftigt, oder sich einfach Gedanken über die Gefühlswelt anderer macht. Wir vermuten „Rue Valley“ wird auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Auch grafisch kann „Rue Valley“ mit seinem individuellen roughen Comic Stil komplett überzeugen.

„..Und Täglich grüßt das Murmeltier“ schickt Grüße – wir sind auch jeden Fall schon mehr als gespannt in diese tiefe Therapiesitzung einzutauchen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass wir bald einen Release Termin für „Rue Valley“ bekommen.

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