Von Panzermuseen auf die Bühne
Interview mit Sabaton
Wen trifft man auf der gamescom beim Wargaming Stand? Richtig, die Schweden von Sabaton. Deshalb haben wir uns gemeinsam mit Joakim Broden und Hannes Van Dahl ein paar Minuten Ruhe gegönnt und sie alles über Games und ihre nächste Tour gefragt.
Willkommen zurück auf der gamescom. Wie gefällt euch das Ambiente hier unter den Gaming-Fans?
Joakim: Es ist eine verrückte Erfahrung. Wir sind jetzt schon 2 Tage hier und ich liebe es einfach durch die Hallen zu ziehen und die Atmosphäre einzufangen – so viele Leute, so viele coole Stände, wo man einen epileptischen Anfall bekommen kann. (lacht) Aber im Großen und Ganzen ist es eine tolle Erfahrung auf der Messe zu sein – nicht nur als Gamer!
Hannes: Als wir vor zwei Jahren zum ersten Mal auf der gamescom gespielt haben, waren wir vor dem Gig den ganzen Tag in der Halle (wo wir aufgetreten sind) und haben gesagt „wow, ziemlich cool hier.“ Als dann ein Fan vorbeikam und uns sagte, dass es noch 9 weitere Hallen damit gibt, konnten wir es zuerst nicht fassen! Ich dachte, der will uns verarschen – aber ja, der Rest ist Geschichte!
Habt ihr euch auch Spiele angesehen?
Klar, ein bisschen von allem. Zuerst Pagan Online und Caliber natürlich, dann haben wir erfahren, dass Commandos 2 wieder erscheint – auf der Switch, was für uns als tourende Musiker ziemlich praktisch ist. Alles ist on-the-go!
Jetzt, da ihr schon zwei Gigs am Stand von Wargaming auf der gamescom hinter euch habt, was ist der Unterschied zwischen einem Headliner-Slot auf einem Festival und dieser wilde Haufen hier?
Dieses Mal war der Unterschied nicht so groß, eigentlich. Vor 2 Jahren wussten die Leute vor der Bühne noch nicht, was sie erwartete. Doch jetzt war jeder voll dabei, hat mitgesungen und geklatscht, es war ein super Erlebnis für uns. Was auf jeden Fall besser ist, dass die Fans viel näher an uns waren als auf einem Festival, weil es keine Absperrung gibt und diese Fan-Nähe lieben wir! Der Nachteil ist, dass es ziemlich eng ist, haha.
Hannes: Wie zu früheren Zeiten als wir noch unbekannt waren. Aber die Leute, die jetzt hier sind, mögen dich jetzt. Das ist der Unterschied!
Eigentlich hast du bei solchen Gigs nur Zeit für 2-3 Songs aber Wargaming hat uns eine ganze Stunde auf der Bühne gegeben, somit können wir unsere volle Stärke zeigen.
Pagan Online – ihr seid mit Skins im Spiel verewigt. Wie fühlt sich das an?
Joakim: Es ist schon etwas komisch. Aber man muss es so sehen – die Frisur, der Bart, die Sonnenbrille und das Six-Pack selbst ist schon ein eine eigene Figur für sich, dafür braucht es nicht mich, um das Package zu promoten. Es ist Fluch und Segen zugleich!
Hannes: Ich finde dich cooler im Spiel! Dort kann ich dich nämlich kontrollieren! (lacht)
Also habt ihr die Spiele wargaming in gewisser Weise geprägt. War es umgekehrt auch so?
Direkt vielleicht nicht, aber indirekt auf jeden Fall. Einfluss kann von überall kommen, aber besonders für mich – wenn ich Musik schreibe, dann höre ich so wenig Musik wie möglich. Aber alles andere was mir eine emotionale Reflektion wie Aggression oder Fröhlichkeit gibt, das nehme ich und übersetze es in unsere Arbeit. Das kann World Of Tanks sein, das kann auch die TV-Serie Band Of Brothers sein.
Als ich die Musik für Bismarck geschrieben habe, war die ganze Zeit eine Melodie in meinem Kopf, die mir sehr gefiel und ich reingeschrieben habe. Als ich dann Civilation VI am PC gestartet habe, wusste ich, woher ich die Melodie kannte und musste den Song umschreiben.
Jetzt zum neuen Album, „The Great War“. Ihr habt viele Referenzen wie Verdun und dem ersten Weltkrieg eingebunden. Denkt ihr, diesen lehrreichen Inhalt findet man auch in Games wie World Of Tanks wieder?
Absolut! Die meisten Einladungen, die wir erhalten, wenn wir auf Tour sind, sind Panzer-Museen. Wir sind an dem Punkt angekommen, dass es schon fast zu viele Einladungen sind. „Yay, mehr Panzer“.
Hannes: Es gab mal einen Typ auf einer vergangenen Europa-Tour, der ging zu unserem Zeitplan im Bus und hat bei jedem Stop „Panzermuseum“ gelesen. Seine Antwort darauf war: „Können wir nicht einmal in ein Spa gehen, wie normale Bands? Das ist das 5. Museum auf der Tour!“ Wir kennen sie alle!
Aber zurück zu der Frage. Der Detailgrad ist so hoch, dass man den Fakt nicht einfach ignorieren kann. Aber auch 30% der Museum, bei denen wir waren sind gesponsert von Wargaming, denn in der heutigen Zeit erhält sich so ein Museum nicht von selbst. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt und wir schätzen die Firma dafür sehr. Außerdem ist Geschichte wichtig für die Menschen – gerade in der aktuellen Zeit.
Könnt ihr euch vorstellen auch einmal Musik für Videospiele zu schreiben?
Joakim: Ich würde so etwas schon gerne einmal machen – irgendwas zwischen Orchester und Heavy Metal. Es ist eine ganz andere Erfahrung, denn du schreibst nicht einen Song für ein Album sondern etwas, was zum Beispiel im Loop laufen muss oder durch gewisse Auslöser wie Bewegung des Spielers sich ändern muss und dramatischer wirken soll. Es ist künstlerisch betrachtet eine ganz andere Herangehensweise. Aber es ist eine Herausforderung, die ich liebend gerne einmal annehmen würde.
Soweit so gut. Was können Fans von der neuen Tour erwarten?
Es geht immer noch mehr! Wir bringen die größte Produktion mit, die wir je auf einer Tour hatten. Wir fügen immer ein wenig mehr hinzu als wir bisher hatten – das alte Zeug muss weg, außer der Panzer, der bleibt!
Wir haben eine eigene Stage gebaut, die sich um das Album „The Great War“ dreht, aber auch Songs, die wir vor 10 Jahren geschrieben haben und über den ersten Weltkrieg sind, die sind auf der Setlist natürlich auch vorhanden. Auch Hardcore Fans werden sich freuen!
Wir danken euch für die schöne Zeit und freuen uns auf den nächsten Gig im Jänner im Gasometer in Wien. Mehr zu Sabaton und Games gibt es hier.