Deckbuilding für Solo-Duellanten
Game Rezension: Yu-Gi-Oh! Zexal: World Duell Carnival
Der erste Yu-Gi-Oh Titel für Nintendo 3DS bringt das Zexal Universum auf den Handheld und damit auch die dazugehörigen Karten inkl. XYZ-Monstern. Doch lohnt sich die Anschaffung?
Schon seit 2003 erschien fast jährlich ein Yu-Gi-Oh Spiel für Nintendos tragbare Konsolen, jedoch mussten Fans zuletzt nun schon über 3 Jahre warten um sich endlich wieder mit virtuellen Kartendecks in Duelle zu stürzen.
In der Zwischenzeit hat sich bei Yu-Gi-Oh! einiges getan. Nebem dem bereits abgeschlossenen „Zexal“ Anime, erschienen natürlich auch die dazu passenden Kartensets für das Sammelkartenspiel. Und genau dort steigen wir mit „World Duell Carnival“ ein.
Karneval der Duellanten
Im Story Modus stehen verschiedene Hauptcharaktere des Anime zur Auswahl. Hat man sich für einen entschieden, tritt man mit ihm/ihr im „World Duell Carnival“ an. Dahinter verbirgt sich im Prinzip nichts anderes als ein großes Turnier. Auf einer Übersichtskarte wählt man der Reihe nach Gegner aus, duelliert sich und sammelt Siege bis man genug hat um sich (wie bei einem realen Turnier) für die Top 8 zu qualifizieren. Vor und nach jedem Kampf sieht man kurze Dialog-Cut-Scenes zwischen den Charakteren, bei denen ein bisschen die Hintergründe der Anime-Vorlagen durchklingen.
Gewinnt man in den Top-8 auch noch seine 3 Matches, ist man Sieger des „World Duell Carnival“ und hat damit die Story auch schon durch. Geübte Duellanten werden dafür nicht länger als ein paar Stunden benötigen. Wiederspielwert erhält der Modus einerseits dadurch, dass einem mehr als 40 verschiedene Gegner zur Auswahl stehen um seinen Weg durch das Turnier zu bestreiten und natürlich auch dadurch das man mit verschiedenen Charakteren antreten kann.
Sehr schön für Fans der Serie ist, dass jede Spielfigur ziemlich genau das Deck verwendet, welches sie auch im Anime besitzt. So besiegte ich schon in einem meiner ersten Duelle meinen Gegner mit genau der „Double or Nothing“ – Kombo mit der sich Yuma in Episode 2 gegen Shark durchsetzt – ein cooles Gefühl :-). Doch nicht nur für Fans der Serie ist das ein Grund zur Freude – auch Spieler des Sammelkartenspiels kommen hier auf ihre Kosten. Die Decks sind voll mit starken Karten und Kombinationen mit denen man Duelle wahrlich dominieren und seine Gegner förmlich vernichten kann. Für geübte Spieler, werden die Decks vermutlich sogar zu gut sein. So habe ich mit Yuma’s Deck, jedes einzelne Match gewonnen und wurde ungeschlagen zum Champion des World Duell Carnival.
Wer möchte kann die Decks auch modifizieren, dafür stehen einem sogar von Anfang an alle im Spiel enthaltenen Karten zur Verfügung. „Zexal“ geht hiermit doch einen gänzlich anderen Weg als die meisten Sammelkarten-Videospiele. Auch in früheren Yu-Gi-Oh!-Games war es meistens so, dass man mit einem Grunddeck gestartet ist und mit jedem Sieg neue Karten dazubekam, mit denen man sein Deck nach und nach verbessern konnte. Obwohl es ganz cool ist, gleich mit einem guten Deck zu kämpfen, fehlt hier doch jegliches Gefühl von Fortschritt und Entwicklung.
Auch Freizuschalten gibt es, abgesehen von weiteren Charakteren, fast nichts – lediglich ein paar Card-Sleeves und Spielfeldhintergründe (aka Playmats), zusätzlich zu den zahlreichen die von Anfang an zur Verfügung stehen. Auch wenn Unlockables nicht unbeding notwendig sind, ist das schon ein bisschen schade, weil man so die Motivation für mehrere Playthroughs durchaus steigern hätte können.
Vor allem wenn man weiß was die japanische Version des Spiels alles enthält, inkl. weiterer freischaltbarer Charaktere, hat man den Eindruck, dass hier bei der Portierung Kosten gespart wurden.
Gotta beat em all
Für zusätzliche Herausforderung sorgt der Free Duell Modus. Dort geht man mit einem generischen Avatar und ein paar vorgefertigten Decks an den Start oder man erstellt selber ein Deck wofür man wiederum von Anfang an alle Karten zur Verfügung hat. In diesem Modus kann man direkt gegen jeden im Spiel befindlichen Charakter antreten und das Ziel ist sie alle zu besiegen. Darüber hinaus, hat jeder Gegner auch mehrere Decks. Ein Fall für Vielspieler, denn daraus ergeben sich weit über 100 verschiedene Duell-Möglichkeiten.
Zeit für ein Duell
Die Duelle selber wurden sehr gut für Nintendos Handheld umgesetzt. Am unteren Bildschirm befindet sich das Spielfeld plus die eigene Kartenhand. Aufgrund des eingeschränkten Platzes werden Karten (wie gewohnt) in verkleinerter Form dargestellt. Wählt man eine Karte aus, erscheint sie auf dem oberen Bildschirm in voller Größe mit dem Regeltext nebenan.
Die Steuerung kann sowohl über Buttons als auch über Berührung erfolgen und geht in beiden Fällen leicht von der Hand – Fehleingaben kommen so gut wie gar nicht vor.
Auch Anfängern wird der Einstieg erleichtert in dem beim ersten Duell die wichtigsten Regeln während dem Spiel erklärt werden. Richtiges Tutorial gibt es jedoch keines wodurch mir unsicher bin ob jemand ohne jegliche Sammelkartenspiel-Vorkenntnisse hier zurecht kommen würde.
Doch hat man die Basics intus gibt einem das Spiel wirklich die volle Kontrolle über das oft sehr dynamische Spielgeschehen. Kompliziertere Aktionen des Gegners müssen stets bestätigt werden, wodurch man nicht den Faden verliert. Immer wenn man eigene Karten oder Effekte aktivieren könnte, fragt einen das Spiel ob man das tun möchte. Sogar Karten die man Spielen könnte, werden hervorgehoben. Doch Pro Spieler und solche die es werden möchte, können aufatmen, da man alle Hilfestellungen (selbst während einem Duell) ein- und ausschalten und sogar den Schwierigkeitsgrad ändern kann.
Zur Auflockerung erscheinen auf dem oberen Screen des 3DS zwischendurch immer wieder die Portraits der Duellanten, um einen Kommentar zum Spielgeschehen (samt passender Mimik) abzugeben. Die Möglichkeiten des 3DS werden hier nur wenig genützt – lediglich bei XYZ-Summons und dem siegbringenden Angriff, gibt es eine kurze animierte Cutscene in 3D zu sehen. Von Monstern in 3D oder fetzigen Angriffs-Animationen fehlt hier aber jede Spur – etwas schade, wenngleich auch nicht unbedingt notwendig. Denn worum es hier wirklich geht, ist duellieren was das Zeug hält.
Deckbuilders Toolkit
Und womit macht Duellieren am meisten Spaß? Richtig, mit einem selbstgebauten Deck. In diesem Punkt ist Yu-Gi-Oh! Zexal wie ein wahrgewordener Traum. Mit über 5800 Karten die alle samt von Anfang an zur freien Verfügung stehen, kann sich hier jeder Deckbastler nach Belieben austoben. Quasi jede Turnier-relevante Yu-Gi-Oh! Karte ist vorhanden wodurch das Game sogar zu einem Werkzeug für kompetitive Spieler wird. Selbst Sieger-Decks der letzten großen Turniere lassen sich damit nachbauen.
Vor allem aber haben Spieler des Yu-Gi-Oh!-Sammelkartenspiels so die einzigartige Möglichkeit, direkt „out of the box“, beliebige Decks und Strategien zu entwerfen, die sie dann jederzeit ausführlich gegen durchaus fähige CPU-Gegner testen können – ohne auch nur einen Cent in den Kauf von Karten zu investieren.
Ein Wahnsinns-Service von Konami – allein deshalb wäre „Zexal“ schon das beste Yu-Gi-Oh! Package ever, wäre da nicht ein fetter
Wehrmutstropfen
Denn wie gut ein Deck bzw. ein Spieler wirklich ist, sieht man nun mal erst im Duell gegen menschliche Gegner. Die Möglichkeit gegen andere Spieler anzutreten, fehlt jedoch in „Zexal“ gänzlich!! Nicht einmal lokal kann man sich duellieren! Ein unglaublicher Nachteil.
Dass es keinen Online Modus gibt, könnte ich nachvollziehen, da man sich hier eventuell ins eigene Geschäft schneiden würde, weil man so ein Art Yu-Gi-Oh! Online schaffen würde bei dem jeder bereits alle Karten (die es momentan gibt) zur Verfügung hat, zum Preis eines einzigen 3DS-Games.
Aber der Verzicht auf einen lokalen Multiplayer ist für mich völlig unverständlich!
Fazit
Yu-Gi-Oh! Zexal: World Duell Carnival wird vor allem Fans des realen Sammelkartenspiels ansprechen, da es mit über 5800 aktuellen Karten ein Traum für Deckbastler ist. Der Storymodus enthält die Charaktere und Decks aus dem Anime, ist aber nicht mehr als eine Reihe von Duellen. Freizuschalten gibt es fast gar nichts und auch der Free-Duell Modus ist im Wesentlichen ein Anreiz um Decks zu bauen und diese gegen CPU-Gegner zu testen. Dafür eignet sich das Spiel hervorragend und das sehr gut umgesetzte Duell Gameplay macht sowieso jede Menge Spaß. Jedoch ist das komplette Fehlen jeglicher Art von Multiplayer-Modus ein Nachteil über den man nur schwer hinweg sehen kann. Entscheidet am besten selbst.
ENTWICKLER: Konami
PUBLISHER: Konami
GENRE: Trading Card Game
PLATTFORM: 3DS