Mi, 25. Sep 2024
Prinzessin Zelda steht vor der Welt von Hyrule

The Legend of ZELDA, aber dieses Mal wirklich

The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom

Wer braucht schon Link? Mit The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom liefert Nintendo zum Herbstbeginn einen Anwärter auf das Spiel des Jahres ab. Wir klären im Test auf, warum uns das erste große Abenteuer mit der Prinzessin in der Hauptrolle fast vollständig begeistern konnte. Fast.

Es dürfte wohl einer der ältesten Witze der Videospielgeschichte sein: Nein, der Held der The Legend of Zelda-Reihe heißt NICHT Zelda. Zelda, das war bis jetzt die Prinzessin in Nöten, die der eigentliche Held Link retten muss, wenn sie sich wieder mal entführen lassen hat, meistens von Oberbösewicht Ganon. Und so beginnt Echoes of Wisdom prinzipiell auch: Link versucht, das Problem mit den Weltrissen zu lösen, die plötzlich überall in Hyrule auftauchen. Beim Versuch, Zelda davor zu retten, verschwindet er aber selbst in so einem Riss und jetzt liegt es an der Prinzessin, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Zelda ist aber nicht Link, sie zieht nicht mit Schwert und Schild los, um die Welt zu retten. Stattdessen spendiert ihr die Fee Tri, die sie auf ihrem Abenteuer begleitet, den Stab der Weisheit. Mit dem kann Zelda so ziemlich alles in der Spielwelt „einscannen“ – egal, ob Tisch, Pflanze oder schwertschwingendes Moblin-Monster. Mit einem weiteren Knopfdruck erzeugt Zelda dann ein Echo der eingescannten Gegenstände und Wesen. Im Prinzip deppeneinfach, in der Praxis sorgt dieses Gameplay-Element für eine der innovativsten Spielwelten, die uns seit Jahren untergekommen ist.

Prinzessin Zelda steht vor einem dunklen Hintergrund, neben ihr schwebt ein Feenwesen
So sieht es in den Rissen aus.

Eure Hirne werden rauchen

Ähnlich wie Tears of the Kingdom mit seinen unzähligen Möglichkeiten gibt Echoes of Wisdom den Spieler*innen nämlich das Gefühl, dass es für jedes Hindernis unzählige Lösungswege gibt. Ein Beispiel: Ein Monster versperrt euch den Weg. Beschwört ihr jetzt einfach euer eigenes Monster, das für euch den Kampf aufnimmt? Erzeugt ihr eine Kopie eines großen Steins und ballert die dem Monster an die Birne? Oder zündet ihr mit einem Fackel-Echo lieber die Umgebung an, sodass das böse Monster einfach weggebrutzelt wird? Die kreativen Möglichkeiten beschränken sich dabei nicht nur auf den Kampf, sondern auf das Durchqueren der Spielwelt selbst. Ihr werdet euch zum Beispiel wundern, welche abenteuerlichen Konstruktionen man aus einem Tisch, zwei Sesseln und einem Bett bauen kann, um in einem Dungeon ein Stockwerk höher zu kommen.

Das bereits erwähnte Tears of the Kingdom ist uns dabei immer wieder in den Sinn gekommen – eurer Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Einzige Barriere: Ihr habt nur eine begrenzte Anzahl an Slots für Beschwörungen, und je größer und mächtiger das Echo, desto mehr Slots frisst es. Wir haben das System dabei als angenehm fair empfunden. Neben eurem Stab habt ihr aber auch noch die Möglichkeit, euch für den Kampf gegen besonders harte Gegner auf Knopfdruck in eine Link-Kopie zu verwandeln, die Gegner dann mit Schwert, Bogen und Bomben bearbeitet. Dieser Zauber braucht aber viel Energie und kann jeweils nur für kurze Zeit eingesetzt werden, bis ihr die Leiste dafür wieder aufgeladen habt.

Prinzessin Zelda steht vor einem Felsmonster, neben ihr schwebt ein Feenwesen
Ein harter Kampf steht bevor.

Ganz neu, und dann auch wieder nicht

So innovativ die Grundidee ist, so daheim werden sich klassische Zelda-Fans trotzdem fühlen, denn Echoes of Wisdom ist im Kern ein Zelda wie damals. Ihr erforscht eine Oberwelt, durchzogen von Dungeons, in denen am Ende ein Boss wartet, der nach dem Ableben einen Herzcontainer ausspuckt. Da werden Erinnerungen wach! Das Ganze findet im Stil eines klassischen 2D-Zeldas statt, ihr blickt in der isometrischen Perspektive auf Hyrule. Aussehen tut das Ganze dann wie das Remake von Link’s Awakening – voller Charme, bunt, abwechslungsreich, und trotzdem immer übersichtlich.

Dieser Stil dürfte die gute alte Switch aber dezent überfordern, und hier sind wir beim einzigen echten Kritikpunkt, den wir an Echoes of Wisdom finden konnten: Die technische Performance ist ok, manchmal sehr gut, oft eine Katastrophe. Wenn auf dem Bildschirm mal mehr los ist, ruckelts an allen Ecken und Enden, aber so richtig flüssig läuft das Spiel wirklich nur in den wenigsten Momenten. Dabei nervt vor allem auch der ständige Wechsel in den Framerates: Wenn das Spiel im Sekundentakt zwischen 60, 30 oder noch weniger Bildern pro Sekunde hin- und herspringt, stört das tatsächlich das Spielerlebnis. Hier hätten wir tatsächlich eine durchgehende Variante mit 30 fps bevorzugt. Nintendo hat entweder aus dem Link’s Awakening-Remake nichts gelernt, das mit denselben Problemen zu kämpfen hatte – oder mit der veralteten Hardware der Switch sind den Entwicklern inzwischen tatsächlich einfach die Hände gebunden. Wir sind auf alle Fälle jetzt schon gespannt, wie sich Echoes of Wisdom auf einer potenziellen Switch 2 spielen wird.

Prinzessin Zelda spricht in Hyrule mit einem besorgten Dorfbewohner
Dieser Dorfbewohner trauert noch den Zeiten nach, in denen Link der Held im Spiel war.

Trotz technischer Schwächen ein Highlight

Denn das Spiel ist es einfach so, so sehr wert, es von vorne bis hinten zu entdecken. An allen Ecken und Enden warten in der Spielwelt Rätsel, Gegner, neue Echos oder einfach charmante Details darauf, entdeckt zu werden. Dabei werdet ihr durchaus auch öfter ins Grübeln kommen, denn gerade die Zerbrechlichkeit von Zelda verhindert, dass ihr ständig brüllend auf Monster losgeht. Gefährliche Situationen gehören schon durchdacht, damit ihr sie erfolgreich löst. Das gilt auch für die vielen Rätsel, bei denen wir uns tatsächlich oft genug den Kopf zerbrochen haben: Wie setzen wir unsere Echos jetzt am Besten ein, um hier weiterzukommen?

Am Ende können wir trotz der technischen Probleme eine sehr klare Empfehlung für Echoes of Wisdom aussprechen. Denn hier handelt es sich schlicht und einfach um eines der schlausten, unterhaltsamsten und wirklich innovativsten Spiele des Jahres. Die Idee mit dem Stab der Weisheit ist so simpel und so effektiv, dass wir uns im Nachhinein fragen, warum da vorher noch nie jemand draufgekommen ist. Link hat tatsächlich mal Pause: Mit Zelda Hyrule zu retten macht mindestens genauso viel Spaß.

— Martin Hammerl

9.5

Das Gute

+ Fantastische Grundidee

+ Oldschool-Zelda mit neuen Elementen

+ Von vorne bis hinten nie langweilig

+ Angenehm fordernd

+ Wunderschöne Optik…

Das Schlechte

- …die ihren Preis hat: technische Probleme

Shortcut The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom
Release 26. Sep 2024
Studio Nintendo EPD, Grezzo
Publisher Nintendo
Alles in Allem selbst ist die Frau!