"Handys weg, tanzen und den Moment auf sich wirken lassen!"
Im Interview mit Xavier Rudd
VOLUME.AT sprach mit dem australischen Sänger, Songwriter und Multi- Instrumentalist Xavier Rudd, welcher über 15 Instrumente beherrscht („Es sind so viele, ich habe aufgehört zu zählen.“) und mit seinen live Auftritten weltweit beeindruckt. Bei diesen Solo-Performances vereint Rudd gleichzeitig mehrere Instrumente- von akustischer Gitarren über Didgeridoos bis hin zu Perkussion- und kreiert mit Live-Loopings und Samples ein Klangerlebnis voller Energie. Warum seine Shows für ihn eine Feier von Einheit und Gemeinschaft sind, wie er es schafft, verschiedene Instrumente harmonisch zu kombinieren, und weshalb Umweltschutz für uns alle wichtig ist, erzählt uns Xavier Rudd im Interview.
Xavier, du trittst oft solo auf und spielst dabei mehrere Instrumente gleichzeitig. Das ist in der Musikwelt heutzutage eher selten. Was inspiriert dich, diesen Solo-Ansatz zu wählen?
Xavier: Ursprünglich habe ich als Solokünstler begonnen, aber im Laufe der Jahre auch mit verschiedenen Bands gespielt. Während der COVID-Pandemie musste ich wieder alleine musizieren und habe dabei entdeckt, wie bereichernd das für mich ist. Ich experimentiere jetzt mit mehr musikalischen Elementen als je zuvor und nutze eine Vielzahl von Instrumenten, um einen einzigartigen Sound zu erzeugen.
Wie fühlt sich das für dich auf der Bühne an?
Xavier: Auf der Bühne ist es eine besonders intime Erfahrung, weil ich die Bühne ganz für mich alleine habe. Es sind nur ich, meine Instrumente und das Publikum. Oft verliere ich mich in eine Art Trance und baue eine Verbindung mit den Zuhörer:innen auf – das passiert automatisch. Dabei geht es darum, die Energie aller Anwesenden zu bündeln, nicht nur die einer Band. Es fühlt sich an, als würde ich meine musikalische Reise direkt mit dem Publikum teilen, und dieser Energieaustausch gibt mir unglaublich viel.
Bei deinen Konzerten herrscht eine unglaubliche Energie. Wie würdest du deine Live-Auftritt in deinen eigenen Worten beschreiben?
Xavier: Meine Shows sind eine Feier von Einheit, Familie und Gemeinschaft. Ich möchte den Zuhörer:innen die Möglichkeit bieten, loszulassen und sich abzulenken. Jede:r hat seine Herausforderungen, und ich hoffe, dass Menschen bei meinen Konzerten loslassen können. Handys weg, tanzen und den Moment auf sich wirken lassen!
Du beherrschst eine Vielzahl von Instrumenten. Das Schlagzeug, Didgeridoo, Gitarre und noch viele mehr. Gibt es ein bestimmtes Instrument, das du in deinen Live-Auftritten besonders gerne in den Vordergrund stellst?
Xavier: Jedes Instrument hat für mich eine eigene Geschichte und bringt einen einzigartigen Klang sowie eine neue Perspektive in meine Musik. Ich lasse mich gerne von ihnen leiten und probiere immer wieder neue Kombinationen aus, die mich in eine musikalische Richtung und Reise führen. Ich liebe es, diese Erfahrung mit dem Publikum zu teilen. Deswegen ist es schwierig, ein Lieblingsinstrument zu nennen, da mich jedes auf eine andere Art inspiriert.
Du hast erwähnt, dass die Natur und deine Heimat Australien deine größte Inspirationsquellen für deine Musik und deinen Geist ist. Wie findest du trotz hektischen Tour- Lebens Zugang zu deiner musikalischen Kreativität?
Xavier: Durch die Jahre habe ich gelernt, mich den Herausforderungen des Tour Lebens anzupassen und gleichzeitig meinen Ausgleich zu finden. Zu Hause bin ich tief mit der Natur verbunden. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie, im Meer und in der Wildnis, was mich erdet und inspiriert. Auf Tour hingegen ist es ganz anders- ich bin von vielen Menschen umgeben und reise ständig. Daher bereite ich mich mental und auch körperlich vor, um den Spirit meiner Musik zu bewahren. Ich vermeide Ablenkungen, halte mich fit, meditiere und mache Yoga. Diese Routinen helfen mir, auch unterwegs den Zugang zu meiner musikalischen Kreativität zu bewahren.
Apropos Natur: Du setzt dich für Umweltbelangen ein und hast 2023 sogar den „Environmental Music Prize “ gewonnen. Wie können Einzelpersonen engagiert bleiben, ohne sich dabei überwältigt zu fühlen?
Xavier: Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden, wenn es darum geht, sich für soziale und Umweltanliegen einzusetzen. Wir sollten uns bewusst werden, wo wir helfen können, ohne uns dabei selbst zu überfordern. Ich habe beobachtet, dass einige Aktivist: innen so intensiv auf ein Thema fokussiert sind, dass sie sich selbst aus den Augen verlieren und letztendlich ausgebrannt sind. Wir können die Welt leider nicht über Nacht verändern. Deshalb versuche ich, mir vor Augen zu halten, dass wir in einer Welt leben, die trotz aller Tragödien auch viele schöne Dinge bietet. Ja, es gibt Menschen und Ereignisse, die diese Welt zerstören, aber es gibt auch viel, wofür wir dankbar sein können. Die Erde ist stark und resilient. Es ist wichtig, die Lage ernst zu nehmen, aber auch das Leben zu schätzen und zu genießen.
Vielen Dank, Xavier, für das Interview.
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