Fr, 22. Mrz 2024

"Donna, wenn ich deine Songs höre, fühle ich mich stark und gehe mit riesen Cojones durch die Straßen"

Donna Savage im Interview

Donna Savage, eine aufstrebende Rapperin aus Wien, hat sich einen bedeutenden Platz in der Deutschrap-Szene erobert. Ihr Rap-Stil: provokant, ehrlich und selbstbewusst. Neben Kollaborationen mit Künstlerinnen wie Eli Preiss und OG LU sowie Auftritten auf renommierten Hip-Hop-Festivals arbeitet Donna Savage eng mit dem Producer Brenk Sinatra bei dem Label „Planet Wave Records“ zusammen. In ihren Texten thematisiert sie offen die Erfahrungen und Perspektiven einer Frau, sowohl im alltäglichen Leben als auch in der Rap-Welt.

In diesem Interview gewährt uns die Rapperin einen Einblick über ihren musikalischen Werdegang, ihre Verbindung zur Hip-Hop-Kultur und ihre persönliche Erfahrung, sich als Frau in einer von Männern dominierten Musikszene durchzusetzen.

Seit wann ist Deutschrap oder Musik ein Teil deines Lebens?

Musik und Rap ist schon immer ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Schon mit 18 habe ich unter einem anderen Künstlernamen Musik gemacht, aber damals war das alles noch ziemlich locker. Ich habe alle paar Monate mal einen Track rausgehauen oder einen Text umgeschrieben, spontan, einfach mit meinen Homies hier und da Musik gemacht.

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Die Deutschrap-Szene ist oder war sehr Männer dominiert. Welche Erfahrungen hast du gesammelt, als du angefangen hast, dich als Frau in der Rap-Szene durchzusetzen?

Es hat sich echt viel verändert, aber als ich vor fast zehn Jahren begonnen habe, war die Szene eine ganz andere Welt. Es sind inzwischen viele coole Frauen am Start, die damals nicht ansatzweise die Möglichkeit dazu gehabt hätten oder sich aus verschiedenen Gründen nicht getraut haben. Bei mir war es zwiespältig: Einerseits hatte ich das Gefühl, habe ich Anerkennung erhalten, dass ich als Frau in diese Szene einsteige, andererseits habe ich es aber auch zu spüren bekommen, warum es eben keine Frauen machen. Leider ist das in der Deutschrap-Szene noch immer präsent, und es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis sich das komplett ändert. Eli Preiss hat die Thematik bei den „Machiavelli Sessions“ auf den Punkt gebracht. Sie sang, dass wir etwa zehnmal härter arbeiten müssen, um dasselbe Ergebnis wie unsere männlichen Kollegen zu erzielen. Ich kann das definitiv unterstreichen. Es freut mich, dass sich langsam etwas ändert, aber es gibt noch viel Luft nach oben.

Was sind Herausforderungen, denen du als Frau in der Musikindustrie gegenüberstehst?

Ehrlich gesagt, als Frau steht man immer unter Beobachtung und wird bewertet. Hast du jemals jemanden über das Bühnenoutfit von Haftbefehl reden hören? Niemanden, oder? Das interessiert einfach keinen. Rapper können sich unüberlegt verhalten, irgendetwas tragen, sexistisch sein und es stört kaum jemanden. Frauen hingegen werden doppelt beäugt. Wir fühlen uns oft wie Bildungsbotschafterinnen, als ob wir alles perfekt machen müssen: immer top gestylt sein, immer gut aussehen, immer die richtigen Worte finden. Dabei sind wir auch nur Menschen und das habe ich oft miterlebt, diese ständige Bewertungskultur. Über mich wurden Dinge diskutiert, die bei männlichen Kollegen nicht einmal als Thema aufkamen.

In deinen Texten und Musikvideos thematisierst du unter anderem Catcalling, Gewalt und sexuelle Belästigung gegenüber Frauen. Fühlst du dich in der Darstellung solcher Themen allein in der Deutschrap-Szene oder bemerkst du einen Wandel, bei dem solchen Themen mehr Raum gegeben wird?

Ey zu 100%. Die Künstlerinnen, die jetzt Welle machen, hätten das vermutlich früher nicht gewagt, weil sie ausgelacht worden wären. Heutzutage öffnen sich nicht nur Frauen, die die Wahrheit aussprechen, sondern auch immer mehr Männer. Mittlerweile können ehrliche Themen angesprochen werden, ohne dass man als Weichei abgestempelt wird. Kürzlich hat mich der Song „Filigran“ von ANSU echt beeindruckt. Er spricht darüber, wie ein Freund zum Sex offender wurde und wie er damit umgeht. Ich habe so Gänsehaut bekommen, weil es das erste Mal war, dass ich einen Rapper so offen darüber sprechen gehört habe, obwohl wir Frauen fast alle eine weibliche Person kennen, die belästigt wurde. Komischerweise kennen unsere Kumpels keine Täter. Da denke ich manchmal, ihr seid einfach blind. Öffnet eure Augen, stellt sie zur Rede, selbst wenn es euer bester Freund ist. Honey it`s not your bestie anymore.

Was möchtest du female artists mitgeben, die in die Rap-Szene einsteigen wollen?

Ich hätte mir gewünscht, mehr Rückhalt zu haben. Der Umgang unter den Mädels war leider sehr viel Konkurrenzkampf, als ich angefangen habe. Aber Girls: Jede von uns ist einzigartig und es gibt genug Raum für uns alle. Es kann dir keine den Platz wegnehmen. Ich erlebe definitiv, dass wir endlich anfangen, uns mehr zu unterstützen und das ist das Wichtigste. Wenn eine FLINTA* – Person anfängt, Musik zu machen, dann unterstütze sie: gehe auf ihre Konzerte, kauf ihre Platten und teil ihren Content!

Donna, du bist eine echte Rampensau, beeindruckst mit kreativen Musikvideos und man merkt, dass in deinen Songs viel Herzensarbeit steckt. Was ist deine Lieblingsfacette am Musikmachen?

Mein favorite ist das Live-Performen. Gemeinsam mit den Menschen zu feiern, die Energy und die Interaktion mit den Besucher: innen ist so fire. Später die Geschichten darüber zu hören, warum sie meine Songs feiern, ist einfach großartig. Die schönsten Rückmeldungen sind oft so persönlich wie zum Beispiel: „Donna, wenn ich deine Songs höre, fühle ich mich stark und gehe mit riesen Cojones durch die Straßen“ (lacht). Das sind wundervolle und greifbare Momente. Wenn ich live auftrete, geht mein Herz auf. I just love it.

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Danke Donna, für das tolle Interview. Wir freuen uns mehr von dir zu hören und dich live zu sehen.