Mit den Hunden zurück in Night City

Sehnlichst habe ich den Release-Tag von Cyberpunk 2077 erwartet und gleich am Tag 1 begonnen zu spielen, auf der PS4… Ich habe mir nach 2 Tagen eine SSD gekauft, damit das Spiel nach den Crashes schneller lädt. Gepackt von der Story und frustriert von den Unterbrechungen war meine Zeit mit Cyberpunk mehr als nur eine Achterbahn. Aber ich habe es durchgespielt und sogar einen weiteren Playthrough gestartet. Auch wenn Cyberpunk 2077 zum Launch ein verbuggter Haufen war, Night City hatte mich gepackt.

Einen weiteren Start gab es dann, als 2077 auf der PS5 erschienen ist und einen weiteren Playthrough am PC, nachdem ich bemerkt hatte, dass einige Bugs (vor allem soundbezogene), die mir schon bei der Tag-1-Version die Nerven geraubt haben, immer noch nicht behoben waren.

Night City Reloaded

Mit Phantom Liberty war ich vorsichtig optimistisch, dass das Feeling vom ersten Durchgang wieder kommen würde, neue Charaktere kennen zu lernen und tief in den neuen Teil der Welt von 2077, Dogtown, abzutauchen, aber ohne dem Frust von Bugs und Abstürzen.

In Basisspiel habe ich mehrere Builds ausprobiert, habe aber am meisten Spaß mit dem Godmode-Netrunner-Build gehabt, auch wenn es 99% des Spiels selbst auf der schwierigsten Spielstufe trivial aussehen hat lassen. Somit war ich beim Starten von 2.0 überrascht, dass ich plötzlich, trotz Netrunner-Build, meine Waffen benutzen musste. Das komplett überarbeitete Skill-System hat mich dazu gezwungen kreativer mit meinen Fähigkeiten zu werden und auch andere Skilltrees auszuprobieren. Alte Strategien für Missionen waren beispielsweise obsolet und völlig neue Möglichkeiten wurden eingebaut. Somit hat sich auch das bekannte Umfeld von Night City immer wieder frisch angefühlt.

Das ist jedoch bei weitem nicht alles. Das überarbeitete Wanted-system in Kombination mit dem neuen Vehicle-Kampfsystem hat auch für einige wilde Verfolgungsjagden gesorgt. Das neue System steht in keinem Vergleich zu dem was vor 2.0 implementiert war. Die Gefechte wirken fair balanciert und man hat eine gute Chance Konfrontationen auch aus dem Weg zu gehen. Nun aber genug von 2.0, gehen wir über zum DLC selbst.

Welcome To Dogtown

Da schon in Night City sich der Abschaum bewegt, so ist es nicht verwunderlich, dass in Dogtown sich diese Seite noch extremer zeigt. Es wirkt düster, heruntergekommen und überall ist der Einfluss von Kurt Hansen, dem militärischen Tyrannen-Herrscher über Dogtown, zu spüren. Mit einer Lösung für unser Biochip-Problem gelockt stürzen wir uns in den abgeschotteten Teil von Night City, um die Präsidentin der NUSA zu retten und schließlich extrahieren. Hierbei werden wir in das „Beziehungsdrama“ ehemaliger „Kollegen“ hineingezogen und müssen uns entscheiden, wem wir letztendlich vertrauen. Denn folgendes ist eindeutig in Dogtown, jeder hat etwas zu verheimlichen und niemand ist unschuldig.

Die schauspielerische Leistung von Idris Elba und Co. hat mich wieder mitgerissen. Noch mehr als im Basis-Spiel verschwimmen die Grenzen zwischen Recht und Unrecht und mehr denn je fragt man sich mit jeder Entscheidung, ob das jetzt die „richtige“ war. CDPR hat meiner Meinung nach wieder eine mitreißende Story erzählt mit dunklen und depressiven Untertönen. Mir hat dieser Zugang sehr gut gefallen, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass einige mit den Themen nicht zufrieden sein werden. Zumeist spielen wir ja, um von der Realität abzuschalten und nicht, um sich einer potentiellen Existenzkriese auszusetzen.

Es sei natürlich auch gesagt, dass zum Zeitpunkt des Reviews noch nicht alle Bugs und Eigenheiten von Phantom Liberty behoben sind (getestet wurde die PC-Version). Die Bugs, denen ich in meinem Playthrough begegnet bin, waren jedoch mäßig bis harmlos im Gegensatz zu anderen Releases.

Fazit

Cyberpunk 2077 – Phantom Liberty hat mich im Gameplay sowie in der Story gefesselt. Badass Momente, gefolgt von packenden Dialogen waren eine gefühlsmäßige Achterbahn. Vollgepackt mit 25-30 Stunden neuem Content und dem überarbeiteten Skill-Tree fühlt sich Phantom Liberty mehr wie ein eigenes Spiel an, als ein DLC. Auch wenn ich mir manchmal etwas mehr Unbeschwertheit gewünscht hätte, kann ich den zweiten Playthrough kaum erwarten.

— Paul