Hammergutes 2D-Jump’n’Run
Tiny Thor
Am passendsten wäre es wohl, Tiny Thor mit einem SNES-Controller zu spielen, so sehr tropft der Retrogeist aus jedem Pixel dieses Spiels. Warum das Jump’n‘Run aber auch ohne Nostalgiebrille einen Blick wert ist, klären wir im Test.
Mit dem nordischen Gott Thor verbindet man wohl viele Adjektive wie mächtig, stark, groß. Zu sehr hat Chris Hemsworth dieses Bild in den letzten Jahren geprägt. „Tiny“, also winzig, gehört normal wohl eher nicht zu den ersten Assoziationen. In Tiny Thor spielt ihr aber genau so eine Version des Gottes: Ein kleiner Bub, der gerade seinen Geburtstag feiert und von Papa Odin zu diesem Anlass seinen Hammer Mjölnir geschenkt bekommt. Mit diesem Werkzeug im Gepäck springt ihr in Tiny Thor durch über 30 klassische 2D-Jump’n’Run-Level. Und das kann fordernd werden!
Je älter wir werden, desto mehr neigen wir dazu, unsere Kindheiten zu verklären. War doch früher alles besser, oder? Der Faszination der ersten Spiele, die uns auf SNES oder Sega Mega Drive begegnet sind, kommt heutzutage kaum etwas gleich. Dass diese Spiele damals schon bockschwer waren und wir stundenlang an besonders kniffligen Passagen gesessen sind, fällt gerne durch das Nudelsieb unserer Gedächtnisse. Genau in diesem Stil kommt Tiny Thor aber daher, denn leicht ist hier gar nichts. Nach einem sportlich-herausfordernden, aber gut machbaren Beginn zieht die Schwierigkeit der Level massiv an, je weiter ihr vorankommt. Sprungpassagen, die richtig gutes Timing und schnelle Reflexe voraussetzen; Gegner, die euch erbarmungslos verfolgen, und Bosskämpfe, die diesen Namen auch verdienen, werden euch alles abverlangen, wenn ihr euch auf Tiny Thor einlasst. Und das solltet ihr auf alle Fälle tun, wenn ihr mit dem Genre etwas anfangen könnt.
Denn Tiny Thor ist ein rundum gelungenes Abenteuer geworden. Klar, der Schwierigkeitsgrad wird euch das ein oder andere Mal dazu bringen, frustriert aufzustöhnen, aber das liegt dann daran, dass ihr eine Passage einfach noch nicht gemeistert habt – nicht daran, dass das Spiel irgendwie unfair ist. Das liegt an mehreren Faktoren: Zum Beispiel am kleinen Thor selbst, der sich butterweich durch die Level steuern lässt. Die Levelgestaltung selbst, die selten langweilig wird. Oder auch an Thors Werkzeug und Begleiter Mjölnir. Den haut ihr nicht nur den diversen Bösewichten auf die Nuss, sondern er ist auch euer bester Freund, wenn es um die zahlreichen Rätsel geht, die über die Level verteilt sind. Mjölnir hat nämlich beste Bumerang-Eigenschaften: Thor kann ihn werfen, der Hammer prallt dann von Wänden ab und kommt auf Knopfdruck wieder zurück zu euch. Diese Mechanik verwendet Entwickler Asylum Square äußerst kreativ. Da werden Schalter geklopft, Hüpfkissen ausgelöst und Juwelen eingesammelt, dass es nur so eine Freude ist. Wenn ihr euch wirklich fordern wollt, gibt es unzählige Geheimpassagen und Bonusjuwelen zu finden, mit denen ihr dann Upgrades wie einen stärkeren Hammer freischalten könnt.
Neben dem Gameplay trägt auch die Gestaltung viel zum Charme von Tiny Thor bei. Das Spiel sieht aus und klingt, als wäre es direkt aus der 16 Bit-Ära in unsere Zeit gefallen – nur eben noch hübscher, um heutigen Ansprüchen zu genügen. In Verbindung mit der bereits erwähnten tollen Steuerung macht Tiny Thor einfach großen Spaß, um es in Levelhäppchen zu genießen. Falls ihr also auch nur ansatzweise etwas mit 2D-Jump’n’Runs anfangen könnt und euch vielleicht sogar „Spiele wie früher“ zurückwünscht, dann greift auf alle Fälle zu.
— Martin HammerlDas Gute
+Tolle Retro-Präsentation
+Jump’n’Run-Steuerung punktgenau
+Sehr fairer Umfang für den Preis
Das Schlechte
-Schwierigkeitsgrad stellenweise SEHR hoch