FOALS

Support: Cari Cari, Please Madame

Die düstere Mittwintersperre des Jahres 2020 legte eine bedrückende Dunkelheit über uns alle. Während die Jahreszeiten normalerweise auf ihre eigene, flüchtige Art und Weise ablaufen, fühlte es sich stattdessen wie eine endlose Zeitschleife an, in der Einschränkungen unsere Einsamkeit noch verstärkten und Tageslicht wie ein flüchtiger Luxus erschien.

Zu dieser Zeit begannen die Foals in der Enge ihres kleinen, fensterlosen Proberaums in Peckham, Ideen für den Nachfolger ihres triumphalen, zweiteiligen Albums Everything Not Saved Will Be Lost“ zu entwickeln. Doch irgendwie sind sie mit ihrem neuen Album Life Is Yours“ herausgekommen, einer Platte, die vor sonnengeküsster Sommerfrische, lebensbejahendem Optimismus und neu entdeckter Lebensfreude nur so strotzt.

Fast 18 Monate später spiegeln diese Worte auch die Haltung von Frontmann Yannis Philippakis wider, selbst wenn er über die düstere Umgebung nachdenkt, die Foals – ergänzt durch Jimmy Smith und Jack Bevan – umgab, als sie mit der Arbeit an dem Album begannen. „In diesen düsteren Momenten wurden die Songs zu Fenstern, zu Teleskopen in eine Zukunft, in der die Welt wieder auftaucht, die Sonne scheint und die Leute wieder in die Clubs und zu den Konzerten gehen. Die Straßen fühlten sich entvölkert an und das Unterwegssein war eine so ferne Aussicht, dass wir uns eingeengt und gefesselt fühlten. Aber in diesen Songs spürt man unsere Sehnsucht nach der physischen Gemeinschaft einer Live-Show – das ist etwas, das man zu Hause nicht einmal ansatzweise nachempfinden kann.“

Diese transportierende, eskapistische Qualität leuchtet auf dem gesamten Album hell auf, sowohl in den klanglichen Abenteuern als auch in der Thematik. Die Songs haben eine unwiderstehliche Körperlichkeit, die es, wie Yannis bestätigt, zum bisher poppigsten Foals-Album macht. Das prototypische Gespür der Band für knackige, eindringliche Hooks wurde durch Merkmale gefiltert, die sie zwar schon vorher angedeutet, aber nie auf die Spitze getrieben hat: in verschiedenen Momenten mit abgehackten Chic-esken Gitarren (‚Wake Me Up‘), engen synkopischen Rhythmen (‚2am‘), balearischen Beats (‚Looking High‘), westafrikanischen Gitarrengrooves (‚Flutter‘) und verspielten Dance-Rock-Jams (‚The Sound‘).

Aber als Texter mit einer Vorliebe für philosophische Themen geht Yannis tiefer, als diese Klänge einfach nur mit partytauglichen Tropen zu durchdringen. Er beschwört Bilder von weit entfernten Orten herauf, von den borealen Küstenwäldern des pazifischen Nordwestens (‚Life Is Yours‘) bis zur betörenden Schönheit der Berge am Meer in St. Lucia (‚Crest of the Wave‘). Eskapismus kann auch über die Zeit und nicht über den Ort erreicht werden, wie die zuckersüße Nostalgie von „2001“ oder die Betrachtung der sich verändernden Clubszene ihrer Heimatstadt Oxford in „Looking High“ zeigt.

Der Kreis schließt sich mit dem Schlusssong „Wild Green“, der die Wiedergeburt des Sommers mit dem existenziellen Hinweis feiert, dass alle schönen Momente unweigerlich vergehen. Wild Green“ war einer der Tracks, die während der abschließenden Sessions in den Real World Studios in der Nähe von Bath aufgenommen wurden, wo die grüne, sommerliche Umgebung des Ortes zur glühenden Atmosphäre des Albums passte.
Life Is Yours“ ist nicht nur eine Reaktion auf die Umstände, sondern auch auf das dramatische Ausmaß und die Tragweite von „Everything Not Saved Will Be Lost“.

Foals wollten eine Platte mit einem laserscharfen Fokus schaffen. Yannis fährt fort: „Bei einigen unserer anderen Platten hatten wir das Gefühl, dass es ein solches Spektrum an verschiedenen Arten von Songwriting, Produktionstechniken und -paletten gab, dass es eher ein fragmentierter Hörgenuss sein könnte. Bei diesem Album wollten wir versuchen, etwas zu machen, das fokussiert ist und das eine gemeinsame DNA in den Songs hat.“

Dieses Ziel wurde auf eine Art und Weise erreicht, die auf den ersten Blick kontra-intuitiv klingt. Nach den ersten Sessions in Peckham führten die Aufnahmen sie in eine Handvoll Studios, wo sie mit einer Vielzahl von Produzenten in unterschiedlichen Konstellationen zusammenarbeiteten. Zu den kreativen Stimmen auf dem Album gehören John Hill (Cage The Elephant, Florence + The Machine), Dan Carey (Tame Impala, Fontaines D.C.), Miles James und A.K. Paul (Mitbegründer des Paul Institute mit seinem Bruder Jai Paul). Das Mixing wurde dann größtenteils zwischen dem zehnfachen Grammy-Preisträger Manny Marroquin (Post Malone, Kanye West, Rihanna) und einem weiteren mehrfachen Grammy-Preisträger in Gestalt von Mark ‚Spike‘ Stent (Coldplay, Muse, Kings of Leon) aufgeteilt.

„Wir hatten einige Vorbehalte gegenüber diesem Prozess“, gibt Yannis zu, „aber es hat viel besser funktioniert, als wir gehofft hatten. Es hat die Platte auf eine Art und Weise wirklich bunt und lebendig gemacht, wie es vielleicht nicht der Fall gewesen wäre, wenn sie mit einer Person an einem Ort aufgenommen worden wäre.“

Die „Körperlichkeit und Tanzbarkeit“, die Foals mit ‚Life Is Yours‘ entdeckten, spiegeln ihre Wurzeln in Oxford wider, als eine Band, die auf Hauspartys immer für Chaos sorgte. Ihre Proberaum-Sessions erinnerten in vielerlei Hinsicht an ihre frühen DIY-Tage: die einfache Freude daran, gemeinsam in einem Raum live aufzutreten, eine straffe, zurückgenommene Herangehensweise an den Sound und die Energie, die durch die beiden vorgenannten Faktoren entfacht wurde. Die Foals sind so schlank wie seit ihrem Debüt Antidotes“ von 2008 nicht mehr.
Antidotes“ etablierte Foals sofort als kritische Band.