Spielbares 80er-Gitarrensolo
Steel Assault
Wenn „Laut“ ein Spiel wäre, würde es wohl ungefähr so aussehen, so klingen und sich so spielen wie Steel Assault. Und das meinen wir positiv. Lasst es krachen!
Wir stellen jetzt eine gewagte Behauptung auf: Der Game Boy Advance war eine der besten Konsolen aller Zeiten, zumindest was die Qualität der Spiele angeht. Golden Sun, Advance Wars, Castlevania: Aria of Sorrow, die Liste könnten wir lange weiterführen. Steel Assault ist zwar kein Spiel für den Game Boy Advance, spielt sich aber wie einer der besten Vertreter aus dieser Zeit. Aussehen, Spielgefühl, Steuerung: Vieles erinnert an diese goldene Generation der Videospiele. Oder ihr seid sogar noch ein bisschen älter und erinnert euch an Arcadespiele in Spielhallen, auch dann werdet ihr euch abgeholt fühlen. Ihr spielt Taro Takahashi, einen… Soldaten? Ninja? Widerstandskämpfer? Irgendwas in die Richtung auf alle Fälle, und ihr müsst euch durch die USA kämpfen, die sich post-apokalyptisch kaputt präsentieren.
Sagen wir es ehrlich, die Story ist trashiger Käse, auf dem Niveau der schlechtesten RTL2-Nachmittagsserien. Das ist aber erstens ziemlich charmant und zweitens völlig wurscht, denn sie liefert ja nur den nötigen Unterbau für 2,5 Explosionen pro Sekunde und Quadratzentimeter im Spiel. Steel Assault ist ein Actionkracher, in dem ihr euch mit Taro durch Horden an Robotern und bösen Soldaten kämpft. Eure Hauptwaffe ist eine Energiepeitsche, die ihr an bestimmten Stellen auch kurzfristig upgraden könnt, außerdem wummert ihr den bösen Kreaturen auch mal gerne im Nahkampf eine rein. Stellt euch etwas in die Richtung Contra meets Mega Man vor, falls ihr mit diesen Titeln aus der grauen Urzeit der Videospiele noch etwas anfangen könnt. Unnötigen Spielspeck gibt’s hier nicht, das Prinzip wird knallhart durchgezogen. Ein paar schöne Eigenheiten sind aber dabei.
Ganz vorne möchten wir hier die Zipline nennen. Taro kann jederzeit zwei Ebenen miteinander verbinden, um dann am Seil hin- und herzuklettern und auch höhere Lagen zu erreichen. Das funktioniert dermaßen gut und spielt sich so schön, dass wir uns fragen, warum das nicht viel öfter in Plattformern eingesetzt wird. Überhaupt ist das flotte Spielgefühl eine der größten Stärken von Steel Assault. Ihr lenkt Taro flüssig, schnell und punktgenau durch die Welt, während ihr versucht, den Überblick über das Geschehen zu behalten und den jeweils gefährlichsten Gegner auszuschalten. Währenddessen ballert euch, wie könnte es anders sein, ein treibender Gitarrensoundtrack die Gehirnwindungen gerade.
Falls sich das Ganze jetzt stressig anhört für euch: Ja, das ist es auch. Steel Assault ist kein Spiel, das ihr so ein bisschen nebenbei zocken könnt, hier braucht es Konzentration. Der Schwierigkeitsgrad ist mehr als knackig, Bildschirmtode gehören sehr oft dazu. Dafür sind die Checkpoints sehr großzügig verteilt, und wenn ihr euch Angriffsmuster der Gegner halbwegs eingeprägt habt, sind auch die Bosse kein Problem mehr. Dafür ist Steel Assault auch ein mehr als kurzes Vergnügen – wenn ihr die Fehlversuche wegrechnet, könnt ihr das komplette Spiel in knapp einer Stunde durchhaben. Es gibt zwar mehrere Schwierigkeitsgrade, die strecken das Spielerlebnis aber nur ein bisschen. Eine Empfehlung gibt’s trotzdem von uns, denn Steel Assault ist zwar nur ein kurzer Actionkracher, aber einer, bei dem euch keine Sekunde fad sein wird. Und das sowohl auf Nintendo Switch wie auf dem PC zu einem sehr fairen Preis für so einen Qualitätshappen.
— Martin HammerlDas Gute
flüssiges Spielgefühl
sehr hübsche 16 Bit-Grafik
treibender Soundtrack
an jeder Ecke knackiger Content
Das Schlechte
sehr kurz
ohne Nostalgiegefühle wird der Zugang schwieriger