Der tauende Permafrost

Der tauende Permafrost

Vor uns die Sintflut #79

Bei der Diskussion rund um den Klimawandel taucht er immer wieder auf: der Permafrost. Gefrorene Treibhausgase, eingekapselte Biomasse aus der Eiszeit, Kipppunkt des Klimawandels. Aber was hat es mit den dauerhaft gefrorenen Böden wirklich auf sich?

Als Permafrost werden jene Böden bezeichnet, die dauerhaft – egal ob Winter oder Sommer – gefroren sind, und das teils seit Jahrtausenden. Permafrost kennt man vor allem in Bezug auf die Arktis und Antarktis – aber auch im Hochgebirge gibt es ihn. In Österreich gibt es flächenmäßig viermal so viel Permafrostböden wie Gletscher. Insgesamt besteht etwa ein Viertel der weltweiten Landoberfläche aus Permafrost. Im Hochgebirge ist Permafrost vor allem für die Stabilität der Wände und Berghänge verantwortlich. Forscher gehen davon aus, dass starke Murenabgänge sowie Berg- und Felsstürze aus der Vergangenheit bereits das Ergebnis des auftauenden Permafrosts waren.

Für das Weltklima ist vor allem problematisch, was in den Permafrostböden steckt – und was mit diesen Stoffen passiert, sollten sie auftauen. Gewaltige Mengen an voreiszeitlicher Biomasse (fossile Pflanzenreste und Lebewesen) sind in den Böden gespeichert. Weil sie eingefroren sind, kam es zu einer Art Konservierung und nie zum Abbau durch Mikroorganismen. Wenn der Permafrost weiter schmilzt – und das tut er derzeit schneller, als Forscher errechnet hatten –, werden durch die Zersetzung dieser Pflanzenreste Treibhausgase wie CO2 freigesetzt. Und diese tragen bei hoher Konzentration zur Erderwärmung bei, was den Effekt wiederum beschleunigt.

Wahrscheinlich noch stärker ins Gewicht fällt das Methan, das ebenfalls durch das Schmelzen des Permafrosts in die Atmosphäre gelangt. Ein besonderes Phänomen sind so genannte Methanhydrate (in Eis eingelagertes Methan) im Permafrost am Meeresgrund. Bei steigenden Wassertemperaturen tauen die gefrorenen Wassermolekülhüllen des Methanhydrats auf und dadurch werden enorme Mengen an Methan schlagartig freigesetzt. Besonders problematisch: Methan gilt als bis zu 25-mal klimaschädlicher als CO2.

Permafrost ist übrigens auch für die Weltgeschichte wichtig. Ähnlich wie Gletscher nimmt man sie als Klimaindikatoren her. Außerdem haben Forscher gut konservierte, regelrecht tiefgefrorene Pflanzen, Würmer und sogar eine Art Wolf, der vor über 32.000 Jahren gelebt haben soll, darin gefunden. Eine exakte Vorhersage über die Entwicklung und Auswirkung der tauenden Permafrostböden ist schwierig. Was jedoch sicher ist: Es geht schneller als berechnet.


Titelfoto: PublicCo / pixabay.com

 

Mehr zum Thema