Rückkehr nach Österreich
Pascow im Interview
Mit „Jade“ lieferten PASCOW aus Gimbweiler mit unter eines der stärksten Punkrockalben des letzten Jahrzehnts ab und stiegen wie der Phönix aus dem Aschenbecher. Was sich seit der letzten Platte für PASCOW verändert hat und warum man knapp 10 Jahre lang einen Bogen um Österreich gemacht habt, erfährt ihr im ausführlichen Interview mit Ollo und Alex.
Mit einem Jahr Abstand könnt ihr mittlerweile auf euer neues Album Jade zurückblicken. Wenn ich mit Subjektivität und Lorbeeren in dieses Interview starten darf, möchte ich sagen, dass euch da wohl eines der besten Punkrockalben des letzten Jahrzehnts gelungen ist. Hat sich seitdem Einiges für euch verändert?
Ollo: Insgesamt ist schon alles wieder ein Stück größer geworden, wie vor der Jade-Rutsche. In einigen Städten waren die Sprünge schon sehr hoch, zum Beispiel in Hamburg mit 1.500 Besuchern. Aber es waren auf der Tour auch Clubs dabei, die wir auch schon zuvor angesteuert hatten, zum Beispiel „Conne Island“ in Leipzig. Das macht natürlich alles sehr viel Spaß, es steckt aber auch eine Menge Arbeit dahinter. Da wir alle voll berufstätig sind, freuen wir uns sehr darüber, dass wir ein Team aus Label, Booking, etc haben, mit dem es großen Spaß macht zu arbeiten, und die genau wissen, was wir wollen, beziehungsweise nicht machen wollen.
Alex: Es freut mich, dass dir das Album so gut gefällt, und wir sind froh und erleichtert, dass auch untypische Songs wie „Wunderkind“ oder „Schmutzigrot“ ihre Freunde gefunden haben. Dessen waren wir am Anfang nicht sicher. Die Aufmerksamkeit ist durch das Album schon größer geworden, und an der ein oder anderen Stellen haben wir gemerkt, dass manche Sachen besser geplant werden mussten, damit alles funktioniert. Aber im Ganzen ist die Band sehr auf dem Teppich geblieben.
Die neuen Nummern wurden vor allem im Songwriting direkter, darüber wurde ja auch schon viel geschrieben. Merkt ihr da auch eine andere Resonanz beim Publikum? Wurden die Songs, aufgrund der geradlinigeren Texte, schneller von den Leuten aufgenommen?
Alex: Schwer zu sagen. Es war auf jeden Fall so, dass einige Songs auch schon am Releasewochenende von vielen Leuten mitgesungen wurden. Das war schon überraschend und beeindruckend. Was mir davon abgesehen aufgefallen ist: Wir haben zu den Songtexten mehr Feedback bekommen, als zuvor. Es gab einige Leute, die sehr persönliche Erlebnisse mit den Songs verbinden. Das gab es vorher in dieser Häufigkeit nicht. Ein greifbarer und verständlicher Text bietet hierfür natürlich mehr Raum und Möglichkeiten als ein verschachtelter und kryptischer Text.
Ihr habt auf „Jade“ wieder einige Gastsängerinnen. Wie gestaltet ihr das live? Treten Frau Wolf, etc. auch manchmal mit euch auf, oder übernehmt ihr die Parts einfach selbst?
Ollo: Frau Wolf oder Nadine Nevermore sind in der Regel auch bei unseren Konzerten mit von der Partie.
Alex: Wir hätten auch die Möglichkeit, die Stimme von Band zu spielen, aber es ist viel besser, wenn eine der Damen mit dabei ist. Frauen im Punkrock sind bereits in der Unterzahl, das ist unser kleiner Beitrag, um dies zu ändern.
Stichpunkt live spielen. Ihr seid bald wieder auf Tour. Soweit ich weiß, seid ihr alle berufstätig und habt Familien. Wie lässt sich das unter einen Hut bringen?
Ollo: Da ist schon mit die größte Herausforderung innerhalb des Bandkosmos. Konzerte müssen in der Regel frühzeitig geplant werden, spontane Aktionen sind oft gar nicht oder nur schwer umsetzbar. Das betrifft natürlich auch den Aufenthalt im Studio oder dergleichen. An dieser Stelle mussten wir in den letzten Jahren auch einiges optimieren, damit die Band weiter existieren konnte.
Alex: Das stimmt und ist nicht immer einfach. Jeder von uns braucht hier Unterstützung zu Hause, sonst würde das in der Form nicht funktionieren. Aber ich glaube, die Leute zu Hause wissen auch, dass jeder von uns die Band als Ausgleich braucht – sonst wären wir wahrscheinlich nicht auszuhalten.
Auf eurer „Blood, Swen und Tears“ Tour kommt ihr auch für zwei Shows nach Österreich. Endlich, so möchte man sagen. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich euch zuletzt 2011 als Support für WIZO in der Arena Wien gesehen. Bis auf diese Show habt ihr, so glaube ich, nur einmal in Graz in einem besetzten Haus gespielt, was nicht so gut lief, angeblich. Was ist damals passiert, beziehungsweise habt ihr Österreich seitdem deswegen gemieden?
Alex: Fast richtig! Wir haben in den Anfangsjahren mal in Wiener Neustadt in einem kleinen Laden gespielt, mit einer Band namens „Jesus Christ smokes holy Gasoline“. Allerdings haben wir daran nur noch bruchstückhafte Erinnerungen.
Ollo: An die Show in Graz können wir uns allerdings noch gut erinnern. Es war eine Show in einem besetzten Haus, und die Leute vor Ort hatten großen Spaß an Drogen. Das Haus war auch in keinem guten Zustand und trotzdem lebten einige Leute mit ihren Tieren dort. Zum Konzert selbst kamen damals ein bis zwei Gäste und im Grunde haben die Bands für sich selbst gespielt. Eine Abendkasse wurde gar nicht erst aufgebaut und trotzdem haben wir irgendwann im Laufe der Nacht eine unerwartet hohe Gage bekommen. Keine Ahnung, wo das Geld damals herkam – wir haben ehrlich gesagt auch nicht weiter nachgefragt. Nach den Shows mit WIZO haben wir dann nicht mehr in Österreich gespielt, was vor allem daran lag, dass wir im Ganzen wenige Konzerte gespielt haben und uns bei den wenigen Terminen auf die großen Städte in Deutschland konzentrierten. Bei der Planungen im Vorfeld zu der nun anstehenden Tour war Österreich dann aber ganz oben auf unserer Wunschliste. Von daher … wir sind gespannt was uns erwartet im Jahr 14 nach Graz.
Was darf man sich in Zukunft von Pascow noch erwarten?
Ollo: Das fragen wir uns auch permanent. (lacht) Dieses Jahr werden wir noch ein paar Konzerte spielen, also den Fokus vor allem auf „live“ legen. So langsam juckt es aber auch schon wieder in den Fingern, vielleicht die ein oder andere Idee für neue Songs zu entwickeln. Aber jetzt stehen erstmals die Konzerte im April an und da freuen wir uns richtig drauf. Vor allem auch auf unsere „Rückkehr“ nach Österreich!
Alex: Die ersten Songideen habe ich schon aufgenommen, aber erfahrungsgemäß kann es sehr lange dauern, bis aus einer Idee ein Song wird. Davon abgesehen finde ich es immer gut, wenn zwischen zwei Alben irgendetwas Außergewöhnliches kommt und den Rhythmus Album-Tour, Album-Tour unterbricht. Unser Lost Heimweh Film war zum Beispiel ein solches Projekt. Mal sehen, was uns dieses Mal einfällt.