Late Hour Music Special

New Hot Shit #78

Musik aus der Heimat fördern, jungen Talenten in die Schuhe helfen – überhaupt: Freundschaft Platz geben und Hilfestellung anbieten. Das ist der gute Ton und die Währung, die hier vorherrscht: Beim Label „Late Hour Music“ denkt man zwar höchst professionell in geschäftlichen Belangen, doch hat man die Grundsätze des Guten dabei nicht aus den Augen verloren. Der Salzburger Harald Mörth und sein Bruder Michael betreiben das Label inklusive Studio und haben unter anderem unsere Freunde von Please Madame in ihren Anfangstagen unterstützt. Auch die folgenden Acts aus den verschiedensten Genres sind hier unter Vertrag. Ohne solchen Einsatz wäre die hiesige Musikszene heute nicht dort, wo sie ist. Eine Werkschau.

Coperniquo

Rock

(c) Ludwig Seidl

That’s a rocking good way to mess around – and get the job done right! Die vier Burschen von Coperniquo – Bernhard Sturl, David Schinwald, Leo Golser und Michael Mörth – verfolgen eine gemeinsame Mission: Rock! Schnörkellos, äußerst druckvoll und exzellent produziert kracht es aus den Lautsprechern, wenn man ihr Debüt auflegt. Die Jungs machen zwar keinen Hehl draus, dass sie nach einem kurzen Flirt mit mainstreamigeren Gefilden zurück sind im Moshpit, doch der Pop-Appeal ist ihnen immer noch im positivsten Sinne zu eigen. Die Songs gehen ins Blut, in die Hüfte und docken mit Emotionalität an, die ehrlich und niemals peinlich ist. Ein tiefer gestimmtes E und die alternative DIY-Herangehensweise passen meiner Meinung nach immer noch zu einem catchy Refrain – nothing wrong with that! Sogar besser, als sich hinter angestrengter Verkünstelung zu verstecken. Vom Niveau her weit oben! Das kann locker mit skandinavischen oder amerikanischen Vorbildern mithalten! Großartige Livetalente und super Show!

Für Fans von Refused, Metallica, Foo Fighters
Link coperniquo.com
Aktueller Release „Brainwashed“

MACE

Rap

(c) Sebastian Klein

Deutschsprachiger Rap ist da, nicht wegzudenken und konsensfähiges Lebensgefühl für eine ganze Generation, die bei dem Konzept „Band“ oder „Musiker“ gleichgültig mit den Schultern zuckt. Eine Ausnahme macht Michael Mörth. Der Salzburger hat null Probleme damit, sich zwischen den Welten „Rock“ und „Rap“ leichtfüßig hin und her zu beamen. Immerhin kommt Mörth aus einem umtriebigen Umfeld: Sein Bruder Harald ist eben jener, der Late Hour Music ins Leben gerufen hat. Michael – oder MACE – kam über die Studioarbeit zum Rap, probierte sich aus und machte seine Sache gleich mal richtig gut: Heiß gefeuert kommen die Lyrics in atemberaubender Geschwindigkeit und immer mit einer Pointe an der spitzesten Ecke daher. Mörth ist – und das ist kein Geheimnis – auch Frontmann der Rocker Coperniquo und navigiert mit Leichtigkeit zwischen den Genres, sein Showmanship sucht hier wie dort seinesgleichen. So räumt er live unglaublich ab und rekrutiert Fans in Mengen, von denen andere nur träumen können.

Für Fans von Shindy, Capital Bra, Bonez MC
Link amacething.at
Aktueller Release „Amaceing“

The Oceans

Pop

Keine Scheu vor Dur-Akkorden haben Sebastian Klein und Christoph Martin. Die beiden schreiben lupenreinen Pop. Genau das Ziel der Band: locker, harmonisch und groovend. Was super unbeschwert klingt, ist aber ein Stück harte Arbeit beim Komponieren, beim Präsentieren und Manifestieren. Popsongs gibt es ja zuhauf, doch den Trick hinzubekommen, nicht belanglos zu sein und trotzdem den Weg ins Gehör des breiten Publikums zu finden, muss man erst mal schaffen. Die Jungs, die zuvor ihre Leidenschaft auf den alternativen Bühnen des Landes raushauten, machen stylewise eine ziemlich große Wende und betreten damit das große, internationale Parkett des Pop. Und punkteten mit ihren ersten Veröffentlichungen: YouTube-Clicks im Bereich 50.000er+ und ihre Musik beim „Tatort“! Mit Sympathie und ihrer unaufgeregten Professionalität pflastern sich The Oceans ihren Weg nach oben – wo sie hinwollen und hingehören!

Für Fans von Maroon 5, Jason Mraz, Train
Link theoceansband.com
Aktueller Release „Sunday Morning“

Karl Kayzer

EDM-Pop

Mir sind Menschen sympathisch, die über ihren Tellerrand hinausschauen und sich nicht um Genres und Szenen scheren. In Salzburg scheint dies auch gerade zur Tradition zu werden, denn die hiesigen Musiker zeigen sich in erstaunlich vielen Fällen als Grenzgänger zwischen Musikstilen – oder sozusagen zwischen Musikkontinenten. Letzteres spielt auf Leo Golser an, der als Karl Kayzer einen Popact kreiert hat, der sich mit seiner Performance leicht an den Großen der Szenemessen kann. Wenn man ihn sieht – Gitarre in der Hand, einen großartigen Melodiebogen ziehend – dann merkt man ihm die Freude an, die ihm seine Musik macht. Genauso viel Freude wie eines seiner anderen Projekte, Coperniquo, das eine viel, viel härtere Gangart anschlägt. Ich finde das so super: Einfach machen, worauf man Lust hat, ohne Angst vor Credibilityverlust in der Szene, hüben wie drüben. Und Golser macht das wahrlich gut. Seine Popsongs sind ausgecheckt produziert, ohne übertrieben zu wirken. Fein!

Für Fans von Ed Sheeran, Shawn Mendes, Sam Smit
Link karlkayzer.com
Aktueller Release „Waste of Time“

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