Ein See voller Emotionen
Sea of Solitude
Die Zeichen stehen gerade gut im Namen der Indie Games. Daher versucht sich auch Jo-Mei Games, ein Berliner Studio, an ihrem Titel „Sea of Solitude“. In diesem Adventure werden persönliche Dämonen im wahrsten Sinne des Wortes zu Monstern. Doch geht das Konzept wirklich auf oder eher unter?
In Sea of Solitude dreht sich die Storyline rund um eine versunkene Stadt. In ihr lernen wir die Protagonistin Kay kennen, die wir fort an auch durch ihre Erlebnisse begleiten werden. Kay ist auf einem Boot. Alleine. Ohne Erinnerung wer oder was sie wirklich ist, denn ihr Körper weist kaum menschliche Merkmale auf. In der Finsternis der Stadt erstrahlt ein Licht – ein Mädchen mit dem Kay in Kontakt treten kann. Wir folgen ihr zunächst auf unserem Boot, später über Dächer und andere Objekte. Noch strahlt die Seewelt, doch mit ihr kommen auch ihre Monster.
Die Schriftstellerin Anna Borges veröffentlichte einen Aufsatz über chronische, passive Suizidgedanken. Sie schrieb darin, dass es so ist als würde man im Ozean treiben. Sie schrieb: „Manchmal ist es, als würde man durch einen Sturm schwimmen, alle Wellen und Regen. Zu anderen Zeiten ist das Wasser klar und ruhig, aber du bist immer, immer im Ozean“ Borges hält sich über Wasser mit dem, was sie als Rettungsmittel bezeichnet, einem Behandlungs- und Unterstützungssystem, das bei müden Beinen unerlässlich ist. Auch in Sea of Solitude, hat Kay so ein Rettungsmittel, ihr Holzboot doch mit der Zeit bekommt sie noch andere Rettungsanker.
Kay fährt mit ihrem Boot durch die Stadt, ist mal zu Fuß unterwegs oder muss sogar durch die gefährlichen Gewässer schwimmen. Denn in den Tiefen lauert ein mächtiges Seemonster, das uns schnappt, wenn wir unvorsichtig sind. Zwischen den einzelnen Bootstouren muss Kay einige Puzzle-Plattform Aufgaben lösen, um so in das nächste Gebiet vordringen zu können oder gegen die Monster bestehen zu können.
Aber Kay trifft auch weitere Monster im Zuge der Storyline, die eine tiefere Verbindung zu ihrer Geschichte haben. Jedes dieser Monster steht für ein Trauma, das im Bezug zu Kays Leben steht. Wir fiebern und trauern dabei bei jedem Erlebnis mit. Sea of Solitude geht nämlich ganz und gar nicht subtil vor uns die Gefahren und Macht der Einsamkeit zu zeigen. Es steuert stattdessen direkt darauf zu, wodurch die ganze Geschichte persönlicher und auch emotionaler wird. Der innere Monolog, in dem wir direkt Kays Gedanken nachempfinden, lässt einen mitleiden.
Doch wer Kays ganze Reise mit begleitet, der wird am Ende den Controller doch noch mit einem Lächeln zu Seite legen.
Fazit
Sea of Solitude ist kein Spiel für zwischendurch. Es ist auch kein Spiel, bei dem es am Ende einen Gewinner oder Verlierer gibt. Es ist einfach ein Spiel, das in einem modernen Setting auf Probleme des Alltags eingehen möchte und zeigt, dass man nicht alle Probleme lösen kann und muss, aber wie ein Gleichgewicht erreicht werden kann.
— Fabian PadrtaDas Gute
+ Storyline
+ Emotional mitreissend
Das Schlechte
- Kurze Spielzeit
- Wenig Abwechslung im Gameplay