Umweltsünden kompensieren?
Vor uns die Sintflut #75
„Möchten Sie klimafreundlich reisen und so Ihren CO2-Fußabdruck kompensieren?“, werde ich bei meiner Flugbuchung oder beim Ticketkauf für den Zug gefragt. Und ich wundere mich: Geht das so einfach? Ein paar Euro zusätzlich bezahlen und der Welt ist es egal, wieviel CO2 durch meine Reise in die Luft geblasen wird?
Die Idee hinter der CO2-Kompensation ist, dass man mit einem Aufpreis in Form einer Spende Emissionen einsparen kann. Natürlich nicht die eigenen, denn das Flugzeug, mit dem man fliegt, verursacht trotzdem wie gewohnt CO2 – die Emissionen werden durch unterstützte Klimaschutzprojekte an anderer Stelle eingespart. Und das geht so:
Kompensationsunternehmen berechnen deine persönlichen CO2-Emissionen anhand der Flugstrecke und des Flugzeugmodells. Viele Airlines und Buchungsplattformen arbeiten bereits von Haus aus mit solchen Firmen zusammen, damit du gleich bei der Buchung den Aufpreis mitbezahlen kannst. Es gibt aber auch andere Klimaschutzunternehmen, bei denen du online deine Emissionen berechnen lassen und spenden kannst. Liest man sich ein wenig ein, kommt man schnell drauf, dass die gängigen Kompensationsunternehmen alle ein bisschen anders rechnen.
So sollte man für einen Flug von Wien nach London zwischen 7€ und 16€ spenden. Bei einer Fernreise nach Bangkok sind es zwischen 54€ und 114€. Neben Flügen lassen sich aber auch Warmwasser-oder Stromverbrauch, Kreuzfahrten sowie einzelne Autofahrten berechnen und kompensieren. Das gespendete Geld kommt dann Klimaschutzprojekten zugute, die CO2-Einsparungen fördern. Das sind zum Beispiel:
- Energiesparlampen für Haushalte in Ostafrika, wodurch weniger Strom aus CO2-emittierenden Kraftwerken verbraucht wird.
- Effiziente Kocher für Familien in Kenia, die sonst auf offenen Feuerstellen kochen. Dadurch wird bis zu 50 Prozent weniger Feuerholz verbraucht.
- Biomassekraftwerke in Zentralamerika, die das Sägemehl der umliegenden Sägereien zu Gas und somit erneuerbarer Energie mit reduzierten CO2-Emissionen umwandeln.
- Wiederaufbau und Intakthaltung von europäischen Mooren, die dadurch wieder CO2 speichern und nicht mehr in die Atmosphäre abgeben.
Damit die Klimaziele der Staatengemeinschaft bis 2050 erreicht werden, wurde ein durchschnittlicher Verbrauch von 2,3 Tonnen CO2 pro Person und Jahr berechnet. Bereits der Hinflug nach Bangkok oder auch nur der durchschnittliche Jahresstromverbrauch eines Haushalts, übersteigen diese Zahl. Tipps kurz und knackig: Mehr mit Zug oder Bus fahren, Heizung und Klimaanlage herunterdrehen, Geräte statt standby komplett abdrehen, Dusche statt Vollbad, weniger Fleisch essen.