Frontfrau, Gesang und Schlagzeug – eine Kombination, die man nicht oft sieht. Doch was beim ersten Album eigentlich als Notlösung begann, hat sich inzwischen als Erfolgskonzept etabliert. Stefanie Mannaerts, die ursprünglich eher unfreiwillig auch die Vocals der Band Brutus übernahm, zeigt auf „Nest“ wie sehr sie sich in ihrer Rolle als Frontfrau wider Willen gefunden hat.
Album Nummer zwei des belgischen Trios baut auf ähnliche Grundstrukturen wie ihr Debüt, jedoch werden die Grenzen etwas gelockert: Zu Post-Rock und Shoegaze gesellen sich weitere Einflüsse, ohne das der eigene Sound der Band verloren geht. Am besten funktioniert das Ganze aber eben, wenn sich die drei ein bisschen aus ihrem „Nest“ herauswagen. Wirken die Tracks zu Beginn noch etwas bewegungslos, so spielt Brutus in der zweiten Hälfte mehr mit Kontrasten und wechselt oft in nur ein paar Takten zwischen laut und leise, schnell und langsam Hin und Her.
Dynamisches Bassspiel, melodisch-punkige Gitarren und eine feine Linie zwischen Zurückhaltung und Aggression ergeben hier gemeinsam mit dem charakteristischen Gesang von Mannaert ein einzigartiges Klangbild. Dieses kann leider nicht das ganze Album aufrecht erhalten werden, dennoch lässt sich ganz klar großes Potenzial erkennen.
— Laura Stempfer