Hier kommt der Hype-Train!

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Metro Exodus

Die Sonne brennt auf die verstrahlten Sanddühnen, die vor Artyom liegen. Irgendwo dahinter steht der Zug, der ihm und seinen Kameraden als mobile Basis dient. Artyom ist auf der Rückkehr von einer Mission, bei der er von einem Hinterhalt in den nächsten gestolptert ist. Banditen und Mutanten lauern überall versteckt im Schutt und Sand und von den häufigen Gefechten ist die Munition knapp und die benutzte Ausrüstung voll mit radioaktivem Dreck. Während Artyom durch die Dunkelheit der verlassenen Gebäude auf der Dühne schleicht, regt sich neben ihm etwas im Sand. Instinktiv reißt er sein Gewehr hoch und drückt den Abzug der Vollautomatik durch. Der schmutzige Verschluss kreischt: Ladehemmung! Ausgerechnet jetzt! Doch keine Mutanten-Klauen graben sich in Artyoms Gasmaske, nur ein kleiner Mutanten-Skorpion trippelt etwas verstört davon. Artyom lässt die nutzlose Waffe sinken, noch einmal Glück gehabt.

 

Situationen wie die eben beschriebene, erleben wir in Metro gefühlt alle paar Meter. Und das ist gut so, denn eine Sache vorweg, Metro: Exodus ist ein hervorragender Shooter. Alle Elemente von Sound bis Trefferfeedback sind perfekt ausgearbeitet und die zahlreichen Mutanten und Banditen stellen eine spannende, abwechslungsreiche Herausforderung dar.

Dies trifft sich gut, denn die teils sehr offenen Levels geben dem Spieler große Freiheit, wie er sich den Gefahren der Postapokalypse stellen möchte. Egal ob wir lieber schleichen oder offensiv agieren, das Spiel bietet für beide Stile mehr als genug nutzbare Levelelemente. Wenn ein Plan also nicht wirklich funktionieren will, können wir jederzeit umdisponieren!

Doch so sich gut die abwechslungsreichen Scharmützel auch spielen, so sind es oft die ruhigen Momente zwischen den Gefechten, die dem Spiel seinen einmaligen Reiz verleihen. Es macht einfach Spaß die genial designten Levels zu durchkämmen, auf die vielen versteckten Geheimnisse zu stoßen und dabei die einzigartige Atmossphäre von Metro: Exodus einzusaugen.

Auch grafisch gibt sich das Spiel im Test absolut keine Blöße. Zwar gibt es hier und da ein paar kleiner Glitches, Lichteffekte, Modelle und Animationen sehen aber allesamt fantastisch aus und saugen uns in die postapokalyptische Spielwelt.

 

Aprobos Stimmung: Wer Angst haben sollte, das Metro durch den Wechsel an die Oberfläche seine einzigartige beklemmende Atmosphäre verlieren könnte, kann beruhigt aufatmen. So versteht es Metro: Exodus uns selbst in größeren Arealen durch den geschickten Einsatz von Nebel, Schnee- und Sandstürmen in die klaustrophobische Stimmung der Vorgänger zu versetzen! Geht es dann in die zahlreichen Tunnel und verfallenen Gebäude, ist vollkommend klar, welche Shooter-Reihe man hier spielt. Metro entwickelt damit seine Spielwelt konsequent weiter, ohne dabei seine Identität zu verlieren.

Die weiträumigen Levels sind zwar keine waschechte Open-World, laden aber trotzdem zum munteren Erkunden ein. Das ist auch gameplay-technisch wichtig denn: Die bekannten Eigenbau-Waffen lassen sich nun mit quer durch die Apokalypse verstreuten Bauteilen variabel auf- und umrüsten. So wird aus einem einfachen Revolver mit ein paar Handgriffen ein schallgedämpfter Karabiner oder ein langläufiges Scharfschützengewehr mit Zieloptik.

Die Modifikationen geben dem Spieler das Werkzeug sich perfekt den diversen Gameplaysituationen anzupassen. Zusätzlich sind sie eine großartige Motivation, die bevorzugte Taktik häufiger zu ändern. Das bringt spielerisch eine große Portion Abwechslung und Langzeitmotivation ins Spiel: Chapeau!

Der Sammeltrieb nach immer besseren Teilen für unser Equippment (auch unser Anzug etc. lässt sich verbessern) motiviert ungemein. Das Durchsuchen der Spielwelt beschert uns nebenbei auch noch dringend benötigte Ressourcen für das Craften von Munition, MedKits sowie Filter für unsere Maske.

Bei all dem Lob muss sich der Shooter jedoch einen Kritikpunkt gefallen lassen: Metros Hauptgeschichte kommt einfach nicht richtig in Fahrt. Vielmehr ist sie einfach der Faden, der die verschiedenen spielerisch herausragenden Levels des Shooters irgendwie logisch verknüpfen soll. Die Charaktere, die Arytom auf seiner Reise durch die Post-Apokalypse trifft sind zwar alle durchaus unterhaltsam, wirken jedoch durch die vielen verwendeten Klischees, denen sie entsprechen niemals wirklich real. Der aufgesetzt wirkende russische Akzent der Sprecher hilft hierbei auch nicht wirklich.

So sehr sich Metro auch bemüht eine Bindung zu Artyoms Begleitern aufzubauen, so ganz will die Sache einfach nicht funktionieren. Das liegt neben den verwendeten Stereotypen aber primär an Artyoms dauerndem Stillschweigen. Durch den für viele Egoshooter typischen stummen Protagonisten fühlen sich die eigentlich interessanten Konversationen extrem einseitig an. Wer alles an Story mitnehmen möchte, muss sich darauf einstellen, minutenlangen Monologen seiner Mitstreitern zu lauschen. Besonders skurril wird es aber, wenn Artyoms Mitstreiter nach einem Unfall verzweifelt eine Antwort fordern, der Protagonist aber einfach den Mund nicht aufbekommt.

Hier verschenkt Metro: Exodus leider viel Atmossphäre. Das ist besonders schade, da man dem Shooter durchaus ansieht, dass er eine packende Geschichte erzählen möchte und die Levels wie bereits gesagt vor Atmosphäre nur so strotzen.

Fazit

Auch wenn sich Metro: Exodus den Vorwurf seiner Story-Schwächen gefallen lassen muss, überzeugt es in allen anderen Disziplinen mit einer absoluten Top-Leistung. Das Shooter-Gameplay ist perfekt, der Sammeltrieb motivierend und das Leveldesign atemberaubend. Metro Exodus ist damit einer der besten Shooter der letzten Jahre und für alle Liebhaber des Genres ein absolutes Must-Buy.

— Benedikt Heger

9

Das Gute

+Perfekte Shooter-Mechaniken

+Wunderschöne Sandbox-Levels

+Große spielerische Freiheit

+Motivierender Sammeltrieb

Das Schlechte

-Nervige NPCs

-Schwache Story

-Teils störende Bugs und Glitches

Shortcut Metro Exodus
Release 15. Feb 2019
Studio 4A Games
Publisher Deep Silver, Koch Media
Alles in Allem Great!

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