So. Viel. Spaß.
Cancer Bats im Interview
Ohne Label und jahrelang ohne neue Erscheinungen – viele hatten wohl schon die Befürchtung, dass die Cancer Bats kurz vorm Ende stehen. Glücklicherweise überraschten uns die Kanadier letztes Jahr ganz ohne Vorankündigung mit einem neuem, selbst produzierten Album inklusive elf Musikvideos. Heuer legen die Hardcore Southern Metal Punks noch eine Tour obendrauf, unter anderem mit einem Termin am 14. März in Wien. Grund genug, Frontmann Liam Cormier vorab ein paar Fragen zu stellen.
Ihr habt „The Spark That Moves“ ohne Vorwarnung, ohne Label und mehr als drei Jahre nach eurem letzten Album veröffentlicht. Welcher ‚Funke‘ hat diesen mutigen Schritt inspiriert und wie nervös beziehungsweise aufgeregt wart ihr vor der Veröffentlichung?
Dieser Funke war das Bedürfnis etwas zu kreieren, mal etwas anderes zu machen und uns in Bereiche zu wagen, in denen wir vorher noch nicht waren. Die Begeisterung für all das war es, die uns immer weiter nach vorne gepusht hat, während wir Songs geschrieben haben – und die uns schlussendlich dazu gebracht hat, das Album selbst zu produzieren und dann auch noch überraschend selbst zu veröffentlichen. Wir waren nicht nervös, weil wir einfach zu gestresst zum Denken waren. Es gab überhaupt keine Zeit für Selbstzweifel. Es passierte so viel vor der Veröffentlichung, dass wir erst danach wieder mal durchzuatmen konnten. (lacht)
Was sind die Vor- und Nachteile davon, alles unabhängig von einem Label zu machen?
Der größte Vorteil war, wie viele Leute keine Mühen gescheut haben, um dem Projekt zu helfen, und die wie wir genauso aufgeregt und gespannt waren. Wir arbeiten mit vielen Freunden zusammen, die schon seit Gründung der Band dabei sind. So entstand ein ganzes Kollektiv an Leuten, das von diesem lustigen DIY-Projekt inspiriert wurde. Ich bin so stolz darauf und glücklich darüber, wie alles abgelaufen ist, dass ich beim Zurückblicken nicht wirklich an irgendwelche Nachteile denken kann. Es war die beste Entscheidung.
Ihr habt zu jedem der elf Songs auch ein Musikvideos veröffentlicht. Vor allem das Video zu „Brightest Day“ sticht dabei heraus, weil es von den Kindern des Ndinawe Jugendzentrum gefilmt wurde. Wieso genau dieses Jugendzentrum?
Unser Freund Jim Agapito, der auch mitgeholfen hat, einen großen Teil der anderen Videos zu drehen, engagiert sich dort und war gerade dabei den Kindern die Grundtechniken übers Filmen und Schneiden beizubringen. Also haben wir uns gedacht, es wäre cool, wenn dieses Video ihr Projekt sein könnte.
Und welche Vorgaben oder Anleitungen habt ihr den Kindern gegeben?
Wir haben die Kinder im Jugendzentrum getroffen und ihnen im Prinzip gesagt, sie können mit dem Video machen, was auch immer sie wollen. Und es ist so großartig geworden – ich bin so begeistert!
Gibt es eine tiefere Bedeutung hinter dem Erscheinungsdatum von „The Spark That Moves“ (20. April bzw. 4/20)?
Leider nein. (lacht) Es hat sich einfach so ergeben, dass dieser Freitag das zehnte Jubiläum von „Hail Destroyer“ war. Doch ich bin sehr begeistert von diesem Zufall. (lacht)
In Zeiten, in denen Rock und Hardcore oft dazu tendiert, etwas weicher zu werden, seid ihr mehr oder weniger zu euren Hardcore-Wurzeln zurückgekehrt. Wieso habt ihr euren Kurs geändert?
Ich denke, wir wollten immer die Härte unserer Band erhalten und den Fans treu bleiben, die sich ‚heavy bangers‘ wünschen, zu denen sie richtig abgehen können! Wir kennen unsere Truppe. (lacht)
„We Run Free” – In welchen Situationen fühlst du dich komplett frei?
Beim Schreiben dieses Songs wollte ich das Gefühl einfangen, das ich bekomme, wenn ich mit meinem Motorrad völlig unbesorgt durch den Wald fetze. Ich würde mir dieses Gefühl am liebsten mein ganzes Leben beibehalten: Von nichts runtergezogen werden und sich wirklich und wahrhaftig frei fühlen.
„Fear Will Kill Us All” – Was ist im Moment deine größte Angst?
Im Augenblick habe ich Angst, dass ich meinen Verpflichtungen irgendwann nicht mehr nachkommen kann und versage, weil ich zu viele Dinge gleichzeitig am Laufen habe. Der Song handelt davon, motiviert zu sein, sich der Welt, die sich immer weiter verändert, anzupassen, und wohin einen diese Veränderung führt. Aber hin und wieder mache ich mir Sorgen, dass ich zu viele Bälle in der Luft habe, und sie möglicherweise irgendwann alle fallen. Aber das wird sich wohl erst im Laufe der Zeit zeigen. (lacht)
„Winterpeg” – Wenn wir euch in Winnipeg besuchen würden, was würden wir machen?
Ich würde euch alle in meine liebsten Kaffeehäuser mitnehmen und uns dort mit Koffein aufpumpen, bevor wir auf den zugefrorenen Fluss, der sich durch das Stadtzentrum schlängelt, Eislaufen gehen. Winnipeg ist eine großartige Stadt voller schöner Leute – solange man weiß, wo man suchen muss.
Wie hat euch die Stadt einerseits als Privatpersonen andererseits als Musiker geprägt?
Unser Schlagzeuger Mike ist dort aufgewachsen, aber wir kommen alle aus kleinen Städten, in denen wir hart arbeiten mussten, um unsere Musikszene definieren zu können. Wir mussten uns dort erst eine Gemeinschaft aufbauen … darum geht es für uns alle in dem Song „Winterpeg”.
„Always moving forward, eyes wide open / don’t look back, won’t waste my time.” – Woher nimmst du deinen Optimismus für die Zukunft?
Ich denke der Erfolg, den wir bisher hatten, bringt mich nur dazu, noch mehr zu wollen und noch weiter nach vorne zu pushen. Und das Wissen, dass ich am Weg auch einige Fehler gemacht habe und trotzdem immer noch alles gut ausgegangen ist. Ich will mich nicht zu lange in der Vergangenheit aufhalten, da es keinen Sinn, hat dort zu verweilen. Es ist besser, nach vorne zu blicken und sicher zu gehen, dass man aus seinen Fehlern gelernt hat.
Dennoch ist es manchmal nett, in Erinnerungen zu schwelgen … besonders, wenn man sein 15-jähriges Bestehen feiert. Wie würdest du diese vergangenen Jahre in drei Wörtern beschreiben?
So. Viel. Spaß.
Und wie feiert ihr euer Jubiläum?
Es ist wirklich schön, auf die vergangen Jahre voller Touren und neuer Freunde rund um die Welt zurückzublicken. Ich habe so viele Erinnerungen, an all die Städte, in denen wir auch heuer spielen werden. Ich könnte euch zu jeder Stadt die tollsten Geschichten mit den großartigsten Freunden erzählen. Alle diese Konzerte werden genau das feiern und ich kann es kaum mehr erwarten, endlich fucking Party zu machen!