Mehr Social, weniger Media
Next Stop: Happiness #73
Seien wir mal ehrlich: Die meisten von uns haben bereits die Hälfte ihrer Neujahrsvorsätze wieder über Board geworfen. Der Plan, weniger Zeit am Smartphone zu verbringen, spukt mir allerdings schon länger im Kopf herum. Zu sehr nervt es mich, immer erreichbar zu sein. Und spätestens, seit ich von seinem Einfluss auf unser sympathisches Nervensystem gehört habe, drehe ich das Handy immer öfter lautlos.
Wer kennt es nicht, das kurze Stolpern des Herzens, wenn das Smartphone schon wieder vibriert. Die kleine Schweißperle auf der Stirn, wenn es läutet – selbst, wenn nur jemand neben uns denselben Klingelton hat. Weil wir 24/7 erreichbar sind und Nachrichten beantworten. Alles stehen und liegen lassen, um den Bildschirm mit dem Daumen zu entsperren und in eine andere Welt einzutauchen. Das ist nicht nur mühsam für unser immer weniger vorhandenes Face-to- Face-Sozialleben, sondern auch für unseren Körper und sein sympathisches Nervensystem.
„SOCIAL MEDIA PRODUZIERT MIT ALL SEINEN NACHRICHTEN UND LIKES ADRENALIN, DAS DEN KÖRPER SÜCHTIG MACHT“.
Forscher haben herausgefunden, dass beim ständigen Klingeln und Vibrieren unsere Kampf-oder-Flucht-Reaktion aktiviert wird. Dieser Vorgang ist grundsätzlich eine feine Sache: Die Herzfrequenz und der Cortisol- und Zuckergehalt im Blut steigen, sogar unser Immunsystem wird kurzzeitig heruntergefahren. Unser Körper aktiviert den Gefahrenmodus, damit er bereit ist, im Notfall schnell reagieren zu können. Praktisch für eine riskante Situation wie die Flucht vor einem Löwen. Unnötig im Alltag am Schreibtisch. Denn wenn weder Sprint noch Kampf folgen, kann der Körper die ausgeschütteten Stoffe nur schwer abbauen. Der Zucker wird schnell in Fett umgewandelt und das Cortisol sorgt für noch mehr Stress, Konzentrationsprobleme und schlechten Schlaf.
WIE KANN MAN SOZIALER ZU SEINEM KÖRPER SEIN?
- Mach’ es zu einer Gewohnheit, einfach mal später und gesammelt auf Nachrichten zu reagieren. Dein Gegenüber wird es dir danken, weil es selbst merkt, dass es meistens nicht nötig ist, unmittelbar in die Tasten zu hauen.
- Leuchtende Bildschirme hemmen die Melatoninproduktion, die für guten Schlaf verantwortlich ist. Kein Wunder, dass du nicht einschlafen kannst, wenn du nachts auf Social Media herumscrollst. Mach’ die Stunde vor dem Schlafengehen zur smartphonefreien Zeit.
- Körperliche Bewegung in moderater Anstrengung (z. B. Wandern, Yoga, Radfahren) kann den Cortisolspiegel senken.
- Schalte deine Benachrichtigungen so weit es geht aus. Die meisten Apps verschicken nur unnötige, aufdringliche Pieptöne. Schalte Gruppenchats, in denen viel geschrieben wird, einfach lautlos. Immerhin wirst du auch so oft genug in die Gruppe schauen.
- Unterwegs Handy aus. Gib deinem Kopf wieder die Möglichkeit, seine Gedanken schweifen zu lassen. Das bringt sogar Potenzial für Geistesblitze, wie damals vor dem Internet-to-go!
Social Media produziert mit all seinen Nachrichten und Likes Adrenalin, das den Körper süchtig macht. Frag dich doch mal selbst, ob du wirklich abhängig von diesem Gerät sein willst. Oder lieber wieder einmal ein Leben ohne Emojis ausprobieren möchtest.