Go with the flow

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James Hersey im Interview

Über 350 Millionen Streams nur auf Spotify, eine einzigartige Stimme und Kollaborationen mit Branchengrößen wie Kygo. Kurz: Es läuft bei James Hersey. Trotzdem hat er für seine neue EP „Innerverse“ ein kleines selbst eingerichtetes Studio in Spanien einer Highend-Produktion mit englischen Topproduzenten vorgezogen. VOLUME hat nachgefragt …

Im kommenden Frühjahr veröffentlichst du deine neue EP „Innerverse“. Braucht es 2019 überhaupt noch ein Album?

Ich glaube, die Leute wollen und brauchen heutzutage nur deine besten Songs. Die wenigsten hören sich ein ganzes Album an. Sie ziehen sich lieber auf Spotify und Co ihre Lieblingstracks in eine Playlist und basteln sich so ihre eigenen Mixtapes. Statt einmal 12 Lieder rauszuhauen, veröffentliche ich lieber alle sechs Wochen einen Song und bringe sie dann am Ende gesammelt als EP raus, die ich eher als Minialbum verstehe.

Was genau ist das „Innerverse“?

Es steht einerseits für das „Universum im Inneren“, andererseits ist es ein Wortspiel mit dem englischen Wort „verse“ – Strophen aus der Seele sozusagen.

Also sind diese sechs Songs eine Reise durch dein „Innerverse“?

Ich schreibe immer schon Songs, die mir aus der Seele sprechen, das ist nichts Neues. Mir hat einfach das Wort gefallen. (lacht)

Wie viel Selbstreflexion macht in deinen Augen Sinn?

Der Blick nach innen ist wichtig, viel wichtiger als der Blick nach außen. Ich respektiere Leute, die ehrlich sind, die wissen, wer sie sind, und sich nicht ständig Gedanken darüber machen, was sie anhaben oder wohin sie gehen. Wichtig ist, WER du bist, nicht WAS du bist.

Ganz unter uns: Was ist eigentlich das Geheimnis deiner einzigartigen Stimme?

Ok, ich verrate es euch: Ich wärme mich nie auf und singe mich nie ein. Ich singe einfach immer so, wie es mir gerade geht. Das ist das Geheimnis.

Wie groß war der Druck nach der unglaublich erfolgreichen Single „Miss you“?

Sehr groß! Vor allem wenn dich dein Label mit Top-Produzenten, die schon mit Ben Howard, James Arthur oder Ed Sheeran gearbeitet haben, ins Studio steckt. Unter diesem Druck ist nichts Gutes entstanden, also habe ich entschlossen, das gesamte Material über den Haufen zu werfen und bin im Jänner mit einem meiner besten Freunde nach Spanien abgehauen. Dort haben wir uns ein kleines Studio eingerichtet und ganz ohne Druck zwischen Kaffee, Zigaretten und netten Gesprächen an der EP gearbeitet. Das war eine unglaubliche Erlösung für mich.


Was ist passiert, nachdem du das alles über den Haufen geworfen hast?

Ich musste natürlich trotzdem dafür bezahlen, und zwar nicht wenig. So ist das im Leben – manchmal triffst du die falschen Entscheidungen und merkst es zu spät … Am Ende weisen sie dir aber doch den Weg.

„Miss you“ hat über 100 Millionen Streams auf Spotify – wie stehst du zu Streamingdiensten?

Musik sollte prinzipiell gratis sein, damit bin ich – Stichwort Limewire oder Kazaa – aufgewachsen. Trotzdem müssen Künstler dafür bezahlt werden und dank Spotify ist das jetzt der Fall. Auch wenn du für Millionen von Streams „nur“ ein paar tausend Euro bekommst, muss man dabei bedenken, dass jetzt Leute auf der ganzen Welt deine Songs hören können. Das war früher ohne Label unmöglich.

Und man muss keine Angst mehr haben, dass man sich tausende Viren herunterlädt …

(lacht) Ja genau! Wenn Leute mehr Musik haben wollen, können sie sich zum Beispiel meine Vinylplatte kaufen. Die kann man nicht nur in der Hand halten, sondern sie hat außerdem zwei Bonustracks, die es online nicht geben wird.

Du hast schon mit richtig vielen Größen wie Kygo oder Dillion Francis zusammengearbeitet – wer wäre noch ein „Traumpartner“?

Ich habe mit einem guten Freund von Ed Sheeran zusammengearbeitet – und der hat vor drei Jahren Ed meine Sachen vorgespielt. Er fand sie echt cool. Dann ist „leider“ seine Karriere explodiert und er war nicht mehr greifbar für mich. Doch ich glaube, wenn wir zehn Minuten in einem Raum sitzen und reden würden, könnte etwas Cooles entstehen.

Du warst und bist immer viel unterwegs, seit zwei Jahren wohnst du in Berlin. Wo fühlst du dich zuhause?

Ich fühle mich in Berlin zuhause. Doch für mich ist Zuhause dort, wo meine Freunde sind, also ein bisschen auch in Wien. Berlin ist aber künstlerisch nicht zu übertreffen.

Trotzdem freuen wir uns über regelmäßige Heimatbesuche von James Hersey!

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