Heimscheißen & Weltretten
Incubus im Interview
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert und mittlerweile acht Studioalben rocken Incubus für eine bessere Welt. Denn Frontmann Brandon Boyd nutzt seine unverwechselbare Stimme nicht nur für die Musik, sondern engagiert sich auch lautstark im Umweltschutz und unterstützt gemeinnützige Organisationen. Im Interview mit VOLUME nimmt er bei diesem Thema kein Blatt vor den Mund. Darüber hinaus gesteht der Allroundkünstler seine Liebe zu Österreich und verrät, warum die eigene Toilette doch die beste ist.
Wien. 29. August 2018. Incubus. Are You In?
Ich, Brandon Charles Boyd, werde da sein. Versprochen!
Die Vorfreude ist groß – auf was können sich eure Fans einstellen?
Am schönsten ist es doch, sich von jeglichen Erwartungen zu befreien und einfach den Moment zu genießen – oder? Ich kann aber jetzt schon verraten, dass unsere Maschine bestens geölt ist, da wir in dieser Konstellation seit über einem Jahr um diesen Planeten touren. Es gibt alle spannenden Kapitel unserer Bandgeschichte live zu erleben – von der Gründungszeit bis zur Gegenwart. Meine Vorfreude auf den Konzerttermin in Wien ist ebenfalls riesengroß …
Warum? Das sagst du jetzt nur so …
Von wegen! Mittlerweile kann ich nicht mehr an den eigenen Fingern abzählen, wie oft ich schon in österreichischen Museen gewesen bin. Als passionierter Maler bekomme ich da ein kulturelles Superangebot serviert, vor allem in Wien. Hier wandle ich auf den Pfaden meiner großen Idole, die zum Großteil aus Österreich stammen – Egon Schiele zum Beispiel. Bei unserer Europatour komme ich voll und ganz auf meine Kosten!
Schon einmal überlegt, nach Europa zu übersiedeln?
Auch das ist kein Märchen: Ich werde mit Incubus ein Album in einem mittelalterlichen Schloss oder auf einer Burg aufnehmen. Mit diesem Gedanken spiele ich schon sehr lange. Jetzt kommt langsam aber sicher die Zeit, dieses Projekt zu realisieren. Ziel ist es, während der Aufnahmen und der Produktionsphase in Europa zu leben, um sich von der Umgebung inspirieren lassen zu können. Ich gebe auf jeden Fall Bescheid, wenn es so weit ist.
Danke, klingt sehr spannend! Ist generell neues Material von Incubus bzw. Brandon Boyd in Sicht?
Im Oktober kommen wir zurück in die Vereinigten Staaten, wo wir dann unsere Koffer auspacken werden und endlich wieder unser eigenes WC benutzen können. Kacken zu Hause – darauf freue ich mich jetzt schon am allermeisten! Spaß beiseite: Jeder soll sich die Auszeit nehmen, die er oder sie braucht. Aber nachdem ich gerade sehr motiviert bin, mit der Band an neuen Ideen zu arbeiten, wird die Erholungsphase wohl etwas kürzer ausfallen. Solomaterial von mir ist zwar aktuell keines in Planung, dafür treibe ich meine Karriere als Maler voran. Aktuell sind Werke von mir bei der Ausstellungsreihe „OptiMystic“ in Los Angeles, Dallas und Südafrika zu sehen. Wer sich ein Bild von meinen Bildern machen möchte, der möge doch einfach meine Homepage besuchen.
Neben deiner Leidenschaft für die Malerei engagierst du dich mit viel Herzblut für den Umweltschutz. Besonders Einwegplastik taugt dir überhaupt nicht …
Wem kann es schon gefallen, dass wir unsere Erde in eine riesige Müllhalde verwandeln? Wir sitzen alle im selben Boot und es ist allerhöchste Zeit, umzudenken bzw. unseren bisherigen Kurs radikal zu ändern! Denn gerade schießt sich die Menschheit selbst ins Knie. Um es noch drastischer auszudrücken: Wir scheißen uns ins eigene Nest – und zwar ordentlich. Innerhalb kürzester Zeit ist es unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft gelungen, den Planeten kontinuierlich mit Plastik zu vergiften. Auf den Weltmeeren schwimmen riesige Mülldeponien herum. Vögel, Fische und Meeressäugetiere verenden an den Plastikpartikeln in ihren Mägen. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis das ganze Ökosystem zusammenbricht. Ich könnte mich jetzt stundenlang zu diesem Thema äußern und ärgern, aber um wenigstens einige positive Entwicklungen zu nennen: In Kalifornien sind Plastiktüten und Plastikstrohhalme mittlerweile verboten. Auch in der Europäischen Union wird darüber nachgedacht, diesen Einwegwahnsinn zu beenden.
Ist die Welt noch zu retten?
Die Welt schon, bei der Menschheit bin ich mir nicht ganz so sicher. Was alle egozentrischen Primaten endlich verstehen sollten: Wir sind nicht mehr als ein Zufallsprodukt von Mutter Erde, besser gesagt der Evolution. Wenn wir diesen Planeten weiterhin so malträtieren und vergiften, dann wird er sich früher oder später einfach unserer Spezies entledigen. Nicht umgekehrt – darauf können wir uns alle verlassen! Doch jetzt Schluss mit dem Schwarzmalen. Bei mir hat sich in den vergangenen Jahren die Hoffnung eingestellt, dass wir das Ruder rumreißen. Vor allem bei der heranwachsenden Generation bin ich guter Dinge. Wenn wir das Bewusstsein stärken, die Erde als Geschenk für uns Menschen zu verstehen, geht sich alles aus …
Auch Incubus am 29. August in der Wiener Arena, stimmt’s?
Wie bereits anfangs versprochen: Ich werde mit meinen Jungs dort sein!