Ingos Plattenecke #69
Der Donots-Frontmann rezensiert
Wir machen mit Ingo von den Donots eine Zeitreise zurück in die 90er und drehen uns gemütlich den einen oder anderen Klassiker neu, nur um uns im nächsten Moment ohne Rücksicht auf Verluste in den Moshpit zu stürzen. Den Soundtrack dafür liefern Angry Youth Elite, Mad Caddies und Cancer Bats.
Angry Youth Elite
Ready! Set! No!
Der verdammte Fluxkompensator funktioniert wirklich. Ich bin mitten in den 90ern gelandet und trage Baggie-Pants mit aufgeschürften Skate-Knien drunter. Pennywise und No Fun At All sind zurück. Und jetzt das noch: Angry Youth Elite. Eine BRANDNEUE alte Band. Alt im Sinne von Old School. Als hätten sie nie was anderes gemacht, sortiert sich das Ruhrpott-Trio musikalisch einfach selbst ins Fat/Epitaph Regal ein – mit Geschmack und Schmackes. Mit Songs ohne unnötigen Ballast, dafür mit stilsicheren Mash-Cap-Hutziehern vor Good Riddance, 88 Fingers Louie oder den oben genannten. Diese Zeitreise lohnt sich.
Shortcut: Hoverboard-Punk für 90er-Zeitreisende
Highlight: „Pissed“
Connection: Good Riddance, NUFAN, Pennywise
Bewertung: 4/5
Mad Caddies
Punk Rocksteady
Eine Ska-Punk-Cover-Platte? Mein erster Gedanke war, dass man sowas heutzutage ungefähr so dringend braucht wie Kleingeld für eine Telefonzelle. Aber es sind immerhin die Mad Caddies, die sich hier vor ihren alten und zeitgenössischen Helden verbeugen, und die sind ja stets gehaltvoll, delikat und relaxed zu Werke gegangen – im Gegensatz zu vielen ihrer notorisch-nervtötend gut gelaunten Genre-Kollegen. Von Op Ivy über Bad Religion bis hin zu Green Day werden hier große Hits aus verschiedenen PunkÄren mit THC vollgekrümelt und entspannt am Strand geraucht. Guter Soundtrack fürs Festivalgrillen.
Shortcut: All Chiller, No Filler
Highlight: „She“
Connection: Mustard Plug, Less Than Jake
Bewertung: 3/5
Cancer Bats
The Spark
That Moves Rein ohne anzuklopfen! Das machen die kanadischen HC-Metal-Punks Cancer Bats auf ihrem neuen Longplayer im doppelten Sinne: Gänzlich ohne Vorankündigung haben uns die Duracellmännchen um Sänger Liam einfach „The Spark That Moves“ plötzlich um die Ohren gehauen. Und dann gibt’s ohne lang auszuholen Dauerfeuer- Backenfutter mit Hits wie „We Run Free“. Das atmet die asoziale Bordsteinstimmung von den Gallows und die ungestüme Brachialität von Every Time I Die. Man sieht förmlich schon die blauen Flecken und abgebrochenen Zähne vor den blauen Augen, die man als Ansichtskarte aus dem Moshpit mit nach Hause nimmt.
Shortcut: Backpfeifen-HC-Punk Forever
Highlight: „Bed Of Nails“
Connection: Gallows, Every Time I Die
Bewertung: 5/5