Ja, Brainfucks sind faszinierend. So sei auch deren Konstruktion und klangliche Realisierung kein Kinderspiel – Hieronymus Bosch hat seine Bilder ja auch nicht mal so auf die Leinwand geklatscht. Elemente, die zur Umgebung und zueinander unterschiedlicher nicht sein können fungieren als je ein Zahnrad einer fleißig schnaufenden, komplexen Maschine.
Blickt man zurück auf das kaum ein Jahr zuvor erschienene selftiteled Album, wären einfach zu genießende Songs auch eine gigantisch große Enttäuschung. Im Vergleich hierzu gibt’s diesmal, nun ohne Starproduzent Rick Rubin, keinen Vocoder, keine verzerrten Kirchenglocken oder sonstigen künstlich hinzugefügten Schnickschnack. Dafür eine Stimme, die wie selbstverständlich zwischen herrlichem Bariton-Timbre und poppigem Twang wechselt – doch man kann in dem ganzen Instrumentaltrubel rundherum ohnehin nicht darauf achten. Analog zum vokalen Facettenreichtum Dave Longstreths verhält sich auch jener Trubel: schlichtweg ein gigantischer, großartiger Brainfuck!
Und das ist gerade das Faszinierende an der Maschine namens „Lamp Lit Prose“: Wenn jedes Zahnrad für sich qualitativ genug und kontextuell am perfekten Platz seinen Beitrag leistet, benötigt weder Hieronymus Bosch noch Dave Longstreth derartigen Schnickschnack, um einen solchen Brainfuck zu kreieren. [BLAZER]