Back to the Kinderzimmer-Roots mit Nintendo
Innovatives Controller-System oder überteuerter Pappkarton?
Anfang 2018 hat es Nintendo mit der Ankündigung von „Nintendo Labo“ wieder einmal geschafft, für einen regen Diskurs in der Gamerwelt zu sorgen. Die Meinungen sind gesplittet, deshalb haben wir für euch Nintendo besucht und das „Spielen mit dem Pappkarton“ erstmals getestet.
Das Labo Multi-Set – die beeindruckende Bastelbox
Toy-Con RC-Car
Das Multiset enthält eine Variation an unterschiedlichen Spiel- und Bastelmöglichkeiten von verschiedener Komplexität. Den Anfang macht das ferngesteuerte Auto.
In ungefähr 10 Minuten ist der kleine Pappkrabbler zusammengebaut und startklar. Spätestens jetzt werden vormalige Zweifler des Systems staunen. Durch das HD Rumble der Joy-Cons lässt sich unser ferngesteuertes Auto präzise steuern und sogar nachjustieren, sollte es in eine Richtung abdriften. Dies kann nämlich schnell passieren, wenn man sich kreativ austobt und sein RC-Car mit etwas Bastelzeug pimpt. Dafür ist man natürlich nie zu alt und kann seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Beeindruckend ist hierbei auch die Kamera der Joy-Cons. Dank Infrarot-Sensor erlaubt dies die Funktion eines Nachtsichtgeräts. Das mussten wir natürlich gleich einmal ausprobieren und unser ferngesteuertes Auto durch einen selbstgebauten Hindernisparcour in kompletter Finsternis steuern:
Toy-Con Piano
Das nächste Highlight war das Labo Piano. Es bietet mehrere aus Pappkarton gefertigte Tasten und jeder Anschlag verursacht einen Ton. Diese Töne kann man auch ändern, indem man schraubenartige Pappmodule in eine Öffnung des Klaviers schiebt. So ändert man etwa das Miauen von Katzen in einen voluminösen Männerchor.
An einem Drehschalter ändert man sogar die Tonlage. Dabei ergeben sich ungewöhnliche und durchaus witzige Geräusche. Simple Musikstücke lassen sich ohne weiteres spielen. Bei Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie in c-Moll wird das ganze allerdings schon etwas schwerer. Das selbst Zusammenbauen und das folgliche Verstehen der Technik, die dahinter steckt ist, ist es auf jeden Fall schon wert, sich das Multi-Set ins Haus zu holen.
Toy-Con Haus
Apropos Haus: so eines gibt es auch. Und zwar selbst gebaut vom Volume-Baumeister, dank interaktiver Anleitung:
Das Haus ist ein perfekter Showcase für interaktives Tamagotchi. Es lebt ein kleines Tier darin, das gefüttert werden muss und mit dem verschiedene Minispiele gespielt werden können. Abhängig davon, welches Minispiel gespielt werden soll, müssen die drei verschiedenen Steuermodule unterschiedlich eingesteckt werden. Dies erlaubt 10 verschiedene Räume mit Minispielen und noch weitere Räume zum Verarbeiten von den Belohnungen, die man in den Minispielen erhält.
Ziel ist es letztendlich in den Minispielen gut zu sein, um seltenere Outfits für sein kleines Haustier zu erhalten.
Toy-Con Angel
So blöd wie das jetzt vielleicht auch klingt: Angeln ist etwas, mit dem man sich stundenlang beschäftigen kann. Zwar eines der komplizierteren Pappmodelle des Sets aber auf jeden Fall auch eines der interessanteren. Die Bewegung der Schnur und Tiefe des Köders ist dem Spieler überlassen und es gilt wie immer Ruhe zu bewahren beim Angeln, bis der Fisch anbeißt. Der Kampf nach oben ist teilweise eine richtige Herausforderung im Kampf um Schnurspannung.
Kleiner Tipp für künftige Profiangler: Wer einen Haifisch, Rochen oder sonstige riesige Tiefseefische fangen will, der schnappt sich am besten einen kleinen Fisch nach an der Oberfläche und lässt diesen einfach in die Tiefe sinken, während dieser noch am Haken hängt. Haie stehen auf diese kleinen Leckerbissen.
Toy-Con Labo-Lenker
Wer gerne schnell unterwegs ist, der sollte sich den Labo-Lenker zusammenbasteln. Prinzipiell ist es eine abgespeckte Form von Mario Kart mit Motion Control, aber macht dennoch Spaß. Vor allem auf den schweren Strecken ist Können gefragt, wenn man schnell unterwegs sein will.
Das Labo Robo-Set – Go go Gadgeto Robo Suit!
Einmal Godzilla spielen und als Riesenroboter Städte kurz und klein schlagen? Oder gegeneinander ein Roboter-Duell ala Real Steel austragen? Das Labo Robo-Set ist das zweite Set, das zum Release erscheinen wird. Weitaus komplexer in der Bauweise muss hier mit über einer Stunde Bauzeit gerechnet werden.
Die Steuerung läuft rein über die Bewegung der Gliedmaßen. Dementsprechend können intuitive Bewegungen wie Gehen oder Boxen einfach abgedeckt werden, wohingegen andere Special Moves gelernt werden müssen.
Streckt man beide Arme vom Körper, startet man seinen Jetpack und fliegt durch die Luft. Hockt man sich auf den Boden, verwandelt man sich in ein schnelles Panzerauto, das anstatt Faustschlägen plötzlich Raketen verschießt. Und durch eine besondere Pose, bei der ein Bein angewinkelt wird und ein Arm senkrecht in die Höhe gestreckt werden muss, verwandelt man sich in einen Riesenroboter, der Häuser sogar überragt.
Nach abgeschlossener Mission gibt es dann noch Erfahrungspunkte für den Robo, um diesen upzugraden und seine Fähigkeiten zu verbessern. Leider konnten wir bislang nur den Freeroam-Spielmodus testen, in dem wir in gegebener Zeit soviel Zerstörung anrichten müssen, wie möglich. Auf die weiteren Modis sind wir gespannt, denn so ein Robo-Box-Duell kann schon richtig Bock machen.
Kreativität freien Lauf lassen – die Toy-Con Werkstatt
Das sind alle Modelle, die man in den ersten beiden Sets von Nintendo Labo nutzen könnt. Will man ganz eigene Modelle entwerfen und zusammenbauen, inspiriert einen die Toy-Con Werkstatt der Software zu weiteren Funktionen und Bauten.
Hier kann man selber Befehle und Effekte für die Joy-Con festlegen, indem man mit den sogenannten „Knoten“ experimentiert. Beim Eingabeknoten legt man die Eingabe wie zum Beispiel einen Tastendruck oder Schütteln fest. Der Mittelknoten fügt etwa einen Timer oder Zähler hinzu und beim Ausgabeknoten entscheidet man sich für eine Reaktion der Joy-Con. Das kann eine Vibration sein oder das das Einschalten des Infrarotlichts.
Auf diese Weise erstellt man Wenn-dann-Beziehungen wie es manche von euch vielleicht aus dem Internet der Dinge („IoT“) in Form von IFTTT („If This Then That“) und der individuellen Anpassung eines Smart Homes kennen. Bei Nintendo Labo ist dieses Prinzip spielerisch verankert und man muss bestimmt keine Smart Home- oder Entwickler-Profis sein, um hier erfolgreiche Wenn-dann-Beziehungen zu erstellen.
Schwieriger dürfte es vielmehr sein, ganz eigene Kreationen aus den Pappbögen zu erstellen, die kompatibel mit den Switch-Elementen sind und dann auch noch mit den selbst erstellen Knoten funktionieren. Das kann man natürlich als Herausforderung sehen und seinem Entdeckergeist freien Lauf lassen, der Zusammenbau offizieller Modelle ist aber auf jeden Fall komfortabler.
Das Multi-Set kostet 70, das Robo-Set 80 Euro. Beide werden ab dem 27. April im Handel sein. Es wird auch ein Design-Paket von Nintendo geben, das euch Verzierungen wie Sticker für die Modelle bietet. Es kostet voraussichtlich zehn Euro. Alternativ kann man natürlich auch eigene Sticker verwenden, oder die Modelle mit Farbstiften bemalen.
Das denken wir
Das Multi-Set ist seinen Preis auf jeden Fall wert. Die Faszination und der Lerneffekt sind enorm und der Spaß bleibt auch nicht aus. Wie gut das Robo-Set abschneidet wird von den Games abhängig sein, die inkludiert sind, da bleiben wir noch gespannt.
Am beeindruckendsten ist für uns auf jeden Fall die Toy-Con Werkstatt. Spiele hat man irgendwann durchgezockt oder auch einfach nur die Schnauze voll. Doch mit der Toy-Con Werkstatt sind für kreative Köpfe die Möglichkeiten einfach grenzenlos! Und bei dem hohen Aufkommen von 3D-Druckern und -Modellen wird es bestimmt nicht lange dauern, bis die ersten Daniel Düsentriebs unter uns geniale Erweiterungen für das Switch-Gameplay erfinden werden.