Devil's Third - Des Teufels Plage für die Spielerschaft
Der Schöpfer von Ninja Gaiden und Dead Or Alive feiert sein Comeback in der Gaming-Branche, aber der spielbare Actionfilm Devil’s Third ist nicht ganz das Comeback, das sich Fans erhofft haben.
In Filmen gibt es das altbekannte Konzept „Der ist so schlecht, dass er schon wieder gut ist“, das leider nicht so leicht auf Videospiele angewendet werden kann. Denn im Gegensatz zu einem zweistündigen Trash-Film, den wir meist beschwipst mit Freunden gucken, musss man in Devil’s Third mehr Zeit investieren. Denn eines muss man dem Spiel zu Gute heißen: Wenn man glaubt, es geht nicht mehr schlimmer, überrascht einen das Spiel immer noch.
Das Problem mit Devil’s Third beginnt ab der ersten Sekunde, in der man es spielt. Es wirkt eindeutig so, als ob es in der Vergangenheit hängen geblieben ist. Nicht nur aufgrund des lausigen Design und längst überholten Technologie, sondern auch im Hinblick auf die jugendliche Einstellung bezüglich Storytelling und Charaktere. Das Spiel sieht so aus und spielt sich wie etwas aus der PlayStation 2-Ära und fühlt sich an wie von einem reizüberfluteten 15-Jährigen geschrieben. Obwohl es in der Tat das neueste Game des bekannten Entwicklers Tomonobu Itagaki seit 2008 ist, welcher uns Ninja Gaiden II beschert hat.
Devil’s Third hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Nachdem es ursprünglich auf Xbox 360 und PS3 erscheinen sollte, ging der Publisher THQ Pleite und die Rechte gingen zurück an Itagaki. Nur Nintendo wollte ihm das Spiel abnehmen und das auch nicht sofort. Denn anfangs verweigerte Nintendo of America den Titel zu veröffentlichen und gab erst später nach. Nachdem ich das Spiel nun testen konnte, verstehe ich ihre Bedenken komplett.
Das Third-Person-Action-Game beinhaltet eine Menge Ninja Gaiden Elemente, aber es ist auf keinen Fall eine geistige Fortsetzung. Die Handlung, die durch eine lächerlich schwerfällige und besonders kurze Introsequenz gerusht wird, beinhaltet die Zerstörung von so ziemlich allen Satelliten um die Erde. Dies wirft die Kontrolle der militärischen Mächte aus dem Gleichgewicht… und eigentlich interessiert uns das nicht, denn sogar das Spiel selbst gibt uns das Gefühl, dass es nichts von seiner eigenen Story hält.
Das Endergebnis ist, dass man am Ende des Intros einen stark tätowierten Russen genannt (seufz) Ivan spielt, der, ähnlich wie Itagaki selbst, immer eine Sonnenbrille trägt und besessen von Gewalt in Videospielen ist. Obwohl Ivan ein offensichtlicher Ex-Terrorist ist und in Guantanamo Bay (wo er aus irgendeinen Grund sein eigenes Musikstudio hat) gefangen ist, ist er der Erste, der von der US-Regierungen gerufen wird, wenn die Welt in Gefahr ist und unorthodoxe Kriegsführung gefragt ist.
Ivan ist eine eigenartige Wahl in vielerlei Hinsicht, nicht zuletzt, da es seinen Nahkampffähigkeiten, im Gegensatz zu einem Ninja Gaiden Protagonist, ziemlich stark an Eleganz und Vielseitigkeit fehlt. Devil’s Third erfordert wenig Präzision in Actionszenen und grenzt geradezu an Button-Mashing, egal ob man Schwerter oder rostige Eisenrohre verwendet. Im Kampf fühlen sich sowieso alle Waffen gleich an; als ob wir unsere Gegner mit einer nassen Zeitung verprügeln anstatt einer tödlichen Waffe.
Der Mangel an Gewicht und flüssigem Verlauf in den Kämpfen ist ein Fehler der Technologie, so wie alles andere auch, wie etwa die Framerate, die umherkriecht wie ein Geriatriepatient. Immer wenn man eine Schusswaffe verwendet, wechselt das Spiel in eine First-Person-Perspektive, die kläglich transparent versucht auszusehen wie Call of Duty, obwohl das Genre sichtlich nicht verstanden wird und keine Ahnung vorhanden ist, wie man zufriedenstellenden Waffengebraucht implementiert.
Für die miese Grafik gibt es mehrere offensichtliche Gründe – die lange Entwicklungszeit, der zweimalige Wechsel der Engine während der Entwicklung, die Wahl der Wii U als Plattform, und ich nehme mal an, ein sehr kleines Budget. Dies sind aber keine Entschuldigungen für die ganzen anderen Anfängerfehler, die das Spiel hat.
Die Kamera fühlt sich an, als ob sie von einem betrunkenen Geist kontrolliert wird, dessen Blick planlos irgendwo hinter dem Charakter umherwandert und manchmal durch Wände fliegt. Die Treffererkennung ist ebenfalls furchtbar. Ein Problem, das von Entwicklern eigentlich schon seit der 8-Bit-Ära gelöst wurde. Hier gibt es einem jedenfalls keine Gewissheit, ob wir einen Gegner treffen können oder ihn getroffen haben.
Der aber wohl auffallendste Fehltritt von Devil’s Third ist der schiere Mangel an geschickter Zurschaustellung und Phantasie. Das Game teilt zwar Ninja Gaidens Liebe dafür, wenn es darum geht unsinnige Feinde auf den Spieler zu werfen – von Ninjas bis Zombies alles dabei – aber darüber hinaus wandern wir hier eigentlich nur langweilig aussehende Korridore (bildlich und oft buchstäblich) hinunter und schießen jeden ab, der zu dumm ist, aus dem Weg zu gehen. Die paar auftretenden Vehikel-Levels dienen als Paradebeispiel für junge Entwickler im Sinne von „How not to“-Warnvideos.
Devil’s Third wird mit seinem Gameplay wohl leider niemanden überzeugen können, da es in Bezug auf Design und Technologie einfach keinen Blumentopf gewinnen kann. So grotesk charmelos das Spiel auch ist, wird es dadurch trotzdem faszinierender. Vor allem dadurch, dass nicht zuletzt Itagaki selbst das Spiel wütend auf Facebook verteidigt hat (er gibt dem fehlenden Skill der Reviewer die Schuld) und er scheinbar Pläne umsetzen will, eine Art Free-To-Play-PC-Version des Spiels herauszubringen.
Dies ist gar nicht so abwegig, denn schließlich wurde beachtlich mehr Energie und Gedankengut in die Entwicklung der überraschend vielzähligen Competitive Modi gesteckt. Als Beispiel gibt es einen Modus, in dem der Spieler seine eigene Basis aufbaut und sie danach in-game verteidigt, während die Spezialisierungs- und Customisierungsmöglichkeiten für den eigenen Charakter überraschend abwechslungsreich sind.
Da es wohl nur möglich sein wird Devil’s Third auf eine ironische Art und Weise zu genießen, prophezeie ich eine reichhaltige Zukunft auf YouTube, als interaktives Gespött. Denn als Videospiel macht das Spiel einfach viel zu viele Fehler, um als so eines überhaupt ernst genommen zu werden.