Star Ocean: Integrity and Faithlessness
Das Memo, dass die ersten 5 Minuten darüber entscheiden, ob man ein Spiel weiterspielt oder nicht, dürfte Star Ocean 5 nicht bekommen haben. Selten musste ich mich so sehr überwinden weiter zu spielen mit der Hoffnung es wird besser.
Um es gleich vorwegzunehmen: es wurde besser oder ich habe mich einfach an die extrem niedrige Qualität des Spiels gewöhnt.
Schon in den ersten Szenen wird man überhäuft von NPCs, welche gegen die Wand laufen, roten Verbotsschildern und Linien, welche die Atmosphäre ruinieren und stumpfsinnigen Dialogen. Aber auch wenn man tiefer gräbt, sieht man, dass die Liebe zum Detail vollkommen fehlt, genauso wie die Qualitätsprüfung beim Spiel. Was vielleicht akzeptabel gewesen wäre bei einem unbekannten Publisher, doch bei einem so großen Partner ist es enttäuschend, dass Star Ocean 5 in dieser Form veröffentlicht wurde.
Am Anfang lebt der Hauptcharakter Fidel mit Miki in einem abseits gelegenen Dorf. Die stetige Bedrohung von Räubern zwingt die beiden den König um Hilfe zu bitten. Doch das Land befindet sich im Krieg und so muss unser Hauptcharakter sich mit einigen wenigen Gefährten begnügen. Überrascht wird er dadurch, dass ihm dann doch geholfen wird und ich hoffe, es kommt nicht für Euch allzu überraschend, dass dies die Standard Plot-Twists sind, welche Ihr die meiste Zeit erleben werdet. Aber nicht nur die Geschichte ist eher unspannend und dreht sich ab einem Gewissen Punkt nur mehr um „Rettet das Mädchen“, sondern auch die Erzählweise sieht man heutzutage nur mehr selten: Wenn sich die Charaktere sich nicht mehr oder nur extrem langsam bewegen lassen befindet man sich in einer „Zwischensequenz“.
Das Kampfsystem ist zu Beginn auch von Problemen betroffen. Die langsame Reaktionszeit und Trägheit der Charaktere wirken am Anfang unreif, doch der Kampf macht Spaß, nachdem man merkt, dass jedes Partymitglied am Schlachtfeld kämpft. Schluss sind die Zeiten, in denen sich der Spieler entscheiden musste, welche 3-4 Charaktere er in die Schlacht nimmt, diesmal kämpft man auch mit bis zu 7 Charakteren gleichzeitig. Feinde sieht man auch schon von weitem, kann ihnen dadurch ausweichen, falls dies nicht gelingt, geht es nahtlos in den Kampf über. Seltsam ist die Entscheidung, dass immer Fidel außerhalb eines Kampfes gesteuert werden muss. Entscheidet man sich im Kampf für einen anderen Charakter, wechselt man immer automatisch zwischen den 2 Charakteren herum. Was auch gleich zu einem nervigen Problem führt. Steuert man die Zauberin, die eher hinten bleibt und aktiviert mit dem Hauptcharakter den Kampf, kann es schon einmal passieren, dass die Zauberin außerhalb des Schlachtfeldes steht und somit das Flüchten aktiviert.
Was in Star Ocean 5 komplett überzeugen kann, ist das Charakterentwicklungssystem. Jede Kampftätigkeit wird als Beruf dargestellt (Angreifer, Blocker, Heiler, Zauberer) und jeder Charakter hat 4 Slots, die er mit Berufen füllen kann. Mehr Berufe erhält man durch das Töten bestimmter Gegner, erreichen von Zielen im Kampf oder durch einfaches Benutzen anderer Berufe. Innerhalb kürzester Zeit habt ihr unzählige Berufe freigeschaltet und könnt sie miteinander kombinieren. Zusätzlich zu den Standardfunktionen wie „Greift den Gegner an“ gibt es auch Verfeinerungen wie „Versucht Schlägen auszuweichen“ oder „Faulheit“.
Fazit:
Nach den vielen negativen Kritiken hab ich dem Spiel eine Chance gegeben und mich sehr lang damit beschäftigt. Doch oft denkt man sich, dass die Entwickler faul waren und ihnen die Liebe zum Detail fehlt. Technisch ist das Spiel in den Playstation 2 Zeiten stecken geblieben, wo NPCs, die in Wände gelaufen sind und Clipping zu jedem Spiel dazu gehört haben. Die fehlende Qualitätsüberprüfung, die vielleicht herausgefunden hätte, dass einigen Menschen durch die Kameraführung schlecht wird, gibt dem Spiel den Rest. Das einzig Positive an Star Ocean 5 ist, dass alle Charaktere gleichzeitig am Kampf beteiligt sind, sowie das Charakterentwicklungssystem.
— Konrad Salomon