Bots & Loot - ReCore
Von den Machern von Megaman und Metroid Prime kommt mit ReCore seit langem endlich wieder eine komplett neue IP auf die Xbox One. Eine Mischung aus Action Adventure mit RPG-artigen Looten und Leveln Sytem. Auf der Gamescom auf jeden Fall ein Highlight, aber kann das Spiel im Dauertest abseits der Demo standhalten?
Im Bereich der Action Adventures besteht schon seit längerer Zeit ein großes Loch, zumindest wenn es um Innovationen und neue Games in diesen Sektor geht. Mit Neuauflagen und tausendsten Reboots werden wird beschossen. Kein Wunder, dass eine komplett neue IP dann hohes Aufsehen erregt. Zudem mit ReCore eine IP, die auf Grund ihrer Macher wirklich gutes Niveau erwarten lässt und hoffentlich nicht enttäuscht.
Die Menschheit hat wiedermal ihren Planeten zerstört
Die Story mit der uns ReCore kommt ist nicht sonderlich originell oder unbekannt, aber trotzdem müssen wir ehrlicherweise zugeben: wir spielen sie doch immer wieder gerne. Die Menschheit hat die Erde (wiedermal) komplett zu Grunde gerichtet und will sich jetzt auf einem weit entfernten Planten – Far Eden – einen neues Standbein aufbauen. Dafür wurden Bots nach Far Eden geschaffen, die den Planeten aufrüsten und lebenwert machen soll um die Menschheit nach einem langen Zwangsschlaf einfach in eine neue Welt zu bringen. Doch wie man es erwarten kann geht einiges schief und die Bots werden korrumpiert und bekommen ihren eigenen Kopf. Dem liegt allerdings so gar nichts daran Far Eden für die Menschen aufzubereiten.
Als Joule in ihrem Crawler auf Far Eden aufwacht ist sie somit die scheinbar letzte menschliche Lebensform auf Far Eden. Also zieht sie hinaus um zu erkunden was auf dem Planeten passiert ist und wie sie das Schicksal der Menschheit vielleicht doch noch retten kann.
Alles irgendwoher schon bekannt und nicht wirklich innovativ. Doch was die Story ausmacht und ihr einen netten Touch gibt sind Joule und ihre Bots als Charaktere mit denen man durch die Welt zieht. Denn die ganze Story wird nicht zu gefühlsduselig, sondern erfreut sich eher am Erkunden und Abenteurern. Hier lässt mal niemand den Moralapostel heraushängen nur um uns ein schlechtes Gewissen zu machen. Dafür ist die Story aber auch nicht allzu tiefgründig.
Dashen, Shooten und Leveln
Wer mit ReCore startet wird von Beginn weg kaum ein Problem mit dem Gameplay haben. Im Grunde bekommt man einen solides Action-Adventure, dass auf dem typischen Jump-n-Dash Prinzip funktioniert. Von Beginn weg ist ein Doppelsprung und Dash möglich. Keine Fortschritte was die eigene Bewegungsform betrifft also im Spielverlauf. Dafür kann man von Anfang an durch die Dünen dashen und das komplette Bewegungsformat nutzen.
Die Lock-On Shooter Mechanik macht das Game super easy und von Beginn weg gleich ein bisschen addictive. Allerdings auch nicht zu leicht, denn im Fortlauf des Spieles kommen drei verschiedene Munitionsfarben dazu, die ihr am besten gekonnt gegen die richtigen Gegner einsetzt. Denn nur so macht ihr den größtmöglichen Schaden. Außerdem steht ihr ja zum Glück nicht ganz alleine im Kampf, sondern habt mit Mack, Seth und Duncan drei Bots an eurer Seite, die euch auch im Kampf tatkräftig unterstützen. Nur wer das richtige Timing, die richtige Munition und im besten Fall auch noch den richten Bot an seiner Seite hat und richtig einzusetzen weiß kommt wirklich schnell durch die Kämpfe. Alle anderen müssen sich halt ein bisschen länger spielen – machbar ist es aber auf jeden Fall.
Genau darum muss man auch sagen – wer die Kämpfe einmal beherrscht, der hat auch mit dem Spielfortschritt wahrscheinlich kaum Probleme mit den Gegnern. Denn viel verändert sich an den Kämpfen ab dem Zeitpunkt wo man alle drei Munitionsfarben gesammelt hat nicht mehr. Die Gegner werden ein wenig aufwendiger und brauchen mehr Dashing zum Ausweichen und Kombos mit den Bots um sie schnell zu erledigen, doch gleichzeitig wird natürlich auch eure eigene Waffe und eure Bots besser. Das Balancing des Fortschrittes zwischen euch selbst und den Gegnern ist somit doch sehr ausgeglichen und bringt damit nicht mehr unendlich Variation in die Kämpfe. Wer mit dem Gameplay von Anfang an zufrieden ist wird damit kein großen Probleme haben, wer sich allerdings im Fortschritt mehr erwartet wird ein bisschen enttäuscht.
Für das Leveln eurer Bots seid ihr aber zumindest selbst zuständig – und dafür heißt es looten! Denn bei jedem Gegner steht ihr vor der Wahl – Core extracten oder einfach niederballern. Der Unterschied liegt in eurem Loot und was ihr damit machen könnt. Wollt ihr den Core eures Bots verstärken oder lieber seinen Frame aufleveln und ihm dadurch bessere Stats bieten. Wer sich hier ein halbwegs ausgeglichenes Balancing selbst schafft, der wird mit beiden Seiten kaum ein Problem haben und kann seine Bots konstant immer wieder nach vorne bringen. Auch hier somit nicht allzu scher sich bei dem Spiel einen Mittelweg zu suchen und somit auf keiner Seite zu sehr nachzuhängen.
Wer mit diesen Punkten als Gameplay seinen Spaß hat, der wird auch wirklich seine Freude am Spiel von ReCore. Es braucht nicht immer ein super aufwendiges Level-System wenn das Grundspielprinzip unterhaltsam genug ist. Man darf sich nicht zu viel erwarten, aber das was da ist, ist auf jeden Fall spaßig und macht ordentlich Laune. Solide Action, Shootern und Dashen. Nicht mehr und nicht weniger. Doch man mag es schon erahnen – das große Aber kommt noch.
Das Debakel an der Sache
Denn eines muss man leider sagen – wenn etwas an ReCore nicht passt, dann sind des die Ladezeiten. Kaum betritt man einen anderen Part der Semi-Open-World darf man sich den laufenden Ladebalken ansehen… Und ansehen… Und weiterhin ansehen… Im schlimmsten Fall wirklich bis zu zwei Minuten. Schön und gut, dass hierbei der komplette Part der Map geladen wird. Das bringt dem Spieler aber relativ wenig, wenn er dann im ersten Fight vielleicht doch mal verliert oder unabsichtlich in den Abgrund dasht und das ganze Gelade von vorne losgeht. Sehr frustrieren und extrem nervig. Man mag jetzt sagen können – es gibt noch keinen Day-One-Patch und die Hoffnung besteht, dass die Ladezeiten sich bessern in Zukunft. Das verpasst dem Spielspaß zu Beginn allerdings auch keinen minderen Dämpfer. Denn es zehrt einfach an den Nerven und lässt einen auf jeden Fall ordentlich schnell die Geduld verlieren.
Wenn man jetzt noch genauer ins Detail geht – dann wird man das eine oder andere Mal auch ordentliche technische Fehler finden. Es kann schon vorkommen, das man plötzlich mal für kurze Zeit halb im Sand steckt, (End-)Gegner durch Wände glitchen und somit einfach aus der Kampfzone verschwinden oder die Framerate zwischendurch mal beängstigend dropt. Diese Fehler sind nervig und kosten vor allem Nerven – sind aber zum Glück eher Seltenheiten. Zumindest sind sie wesentlich schneller wieder vergessen und vergeben als die Ladezeiten – denn an die wird man immer und immer wieder erinnert.
Genial oder zu langweilig?
Die Frage die sich damit stellt – sind es die momentanen Ladezeiten wert sich trotzdem in das Spiel zu hängen, obwohl es relativ schnell die komplette Range an Möglichkeiten erreicht hat und sich danach eventuell sehr repetitive anfühlt? Für Fans solcher Action-Adventures auf jeden Fall! Denn wer sich mit der Spielmechanik angefreundet hat und seinen Spaß daraus zieht, der wird ihn auch auf Dauer haben, denn dann ist genau dieser gleichbleibende Faktor ein Suchtfaktor. Ein bisschen mag es sich anfühlen wie ein Schritt zurück in die Neunziger mit seinen Action-Adventures, aber geben wird doch alle mal ehrlich zu: Wir haben sie geliebt und Stunden darin verbracht. Es braucht nicht immer ein noch mehr aufbauschenderes Gameplay und noch mehr Leveling-Möglichkeiten wenn das simple Gameplay Spaß macht! Man kann sich zwischendurch auch mal an einem Game erfreuen, bei dem man einfach zocken kann ohne immer kurz vor der Frustration zu stehen, weil man einfach nicht vorankommt.
Fazit
ReCore macht Spaß zu zocken – auch wenn es seine Fehler hat – aber der Funfaktor ist der wichtigste Punkt. Das Gameplay an sich hat etwas, das den besonderen Reiz ausmacht. Es ist eine Erinnerung an die alten Games, die wir geliebt haben und ein simples Action-Adventure, das endlich wieder Spaß macht. Keine riesige Herausforderung was das Kampfsystem angeht aber einfach ein Lock-On-Shooter der Laune macht.
Insgesamt hätte das Leveling und die Funktionen der Bots ausgereifter sein können – das Potential dazu wäre definitiv da und fühlt sich ein wenig zu seicht an. Aber trotzdem gelingt es einem (abgesehen von den gezwungen Ladezeitenpausen) kaum das Spiel links liegen zu lassen. Es hat einen Faktor des gewissen Etwas, der süchtig machen kann. Wer ein Action-Adventure sucht, das sich grundsätzlich einfach gut und easy spielt und kein bis ins letzte ausgeklügeltes Leveling und Kampsystem braucht um Spaß zu haben, der ist bei ReCore mehr als richtig!
— Nina