Wenn Kleine groß rauskommen wollen - Die Zwerge
Wer auf Fantasy-Romane steht, dem ist Markus Heitz schon lange ein Begriff. Ebenso wie seine Romanreihe: Die Zwerge. Nun dürfen die Fans, dank Entwickler King Art Games, endlich in seine Videospielwelt eintauchen. Leider bedeuten charmante Buchvorlagen nicht unbedingt ein gutes Spiel. Doch, warum hat es nicht zum gelungenen Rollenspiel gereicht?
Um euch unsere Enttäuschung etwas näher zu bringen möchten wir gleich zu Beginn eines klarstellen: Als Vertreter der deutschsprachigen Literatur ist Markus Heitz bereits seit Langem in unseren heimischen Bücherregalen vorzufinden. Neben zahlreichen anderen Werken zählt ebenso die Romanreihe Die Zwerge dazu. Wir mussten uns bereits mit einer weniger zufriedenstellenden, interaktiven Umsetzung der Buchreihe in Form einer App auseinandersetzen. Umso größer war die Vorfreude auf ein „richtiges“ Rollenspiel im Zergenversum. Zwar macht King Art Games nicht alles falsch, aber von einer richtig gelungen Umsetzung können wir dennoch nicht sprechen. Schauen wir uns einmal die Gründe dafür an.
Das Beste der Zwerge
Es herrscht Krieg im geborgenen Land. Die Schutzbarriere, welche die Albae, eine Elbenart, zurückhält droht zu brechen. Gleichzeitig dringen die Orkhorden von Gebirgspässen ins Land ein. Einzig die Zwerge liefern sich einen unermüdlichen Kampf gegen die Bedrohungen. Doch sie können nicht standhalten und die Verteidigung, wie auch die Schutzbarriere fällt. Als Tungdil Bolofar, ein junger Zwergenschmied und Findelkind, dürfen wir ins weite Land ziehen. Dort begeben wir uns schließlich auf die Suche nach einer legendären Waffe, der Feuerklinge, um gegen die Bedrohungen zu bestehen.
Wer auf eine komplette Umsetzung der Buchreihe hofft, den müssen wir leider enttäuschen. Das Videospiel beinhaltet nur den ersten Band und auch dieser ist keines Wegs als direkte Umsetzung zu sehen. In mehreren Handlungssträngen bietet man uns hingegen ein Best Of aus den Erlebnissen von Hauptzwerg Tungdil Bolofar.
Immer hinein ins Getümmel
Ein wesentlicher Bestandteil des Spieles dreht sich um die Massenschlachten gegen Orks und andere Gegner. In den insgesamt 15-20h Spielzeit müssen wir nämlich zahlreiche Echtzeitschlachten mit Tungdil und seinen Gefährten bestehen.
Wir betreten im späteren Spielverlauf mit einer Vierergruppe das Schlachtfeld. Einzig Tungdil ist dabei immer ein fixer Bestandteil. Die anderen drei Begleiter können wir aus insgesamt 15 spielbaren Charakteren auswählen. Der Kampf läuft in erster Linie in Echtzeit ab. Dieser lässt sich aber immer wieder mittels Tastendruck pausieren, um einen Überblick über die Lage zu bekommen und weitere Schritte zu planen.
Unsere Charaktere können wir frei über die Kampfarena bewegen. Allerdings zeigt sich hier die größte Schwäche von Die Zwerge: Die Wegfindung. Denn wir kämpfen meistens gegen eine große Anzahl feindlicher Einheiten. Kollidieren Spielfiguren miteinander, dann schieben sie sich gegenseitig über die Karte. Das sieht nicht nur optisch komisch aus, sondern kann auch mal darin enden, dass Figuren z.B. über Abgründe geschoben werden.
Die Steuerung wurde für die PS4 vereinfacht. Sobald ein Gegner dann in Reichweite ist, wird dieser automatisch attackiert. Jeder Held verfügt zusätzlich über ausgewählte Skills, die durch Aktionspunkte aktiviert werden können. Diese wiederum werden mit der Zeit im Kampf wieder regeneriert. Oftmals handelt es sich hierbei um Flächenangriffe, die beim Feind für ordentlichen Schaden sorgen. Dadurch entsteht ein bisschen mehr Aktion im Kampfgeschehen.
Bei vielen Kämpfen gibt es außerdem kleine Zusatzaufgaben, die wir erfüllen können.
Die Welt liegt dir zu Füßen
Die meiste Zeit werden Spieler mit der großen Weltkartenansicht verbringen. Diese erinnert an ein Spielbrett, wie wir es z.B. aus klassischen Rundenstrategiespielen kennen. Wir bewegen eine, für unsere Truppe stehende, Spielfigur entlang von Linien zu verschiedenen Punkten auf der Karte. Dabei sind markante Punkte, wie Festungen durch Sondersymbole deklariert. Aber wir sind nicht alleine auf der Karte, denn ab und zu sehen wir auch einen Händler oder eine Orkhorde über die Landkarte fegen. Kommt es zu einem Aufeinandertreffen, so haben wir dann die Möglichkeit zu handeln oder es startet ein Kampf.
Unsere Hauptquest ist durch ein spezielles Symbol markiert. Die Frage, welchen Weg wir dorthin zurücklegen wollen, bleibt allerdings uns überlassen. Wir klicken uns somit von Punkt zu Punkt und können entweder eine kurze oder längere Route wählen. Dabei lockern Zufallsereignisse unsere Reise noch ein wenig mehr auf.
Erzähl mir die Geschichte
Herzblut steckt definitiv bei der Vertonung des Spieles. Denn häufig werden die unterschiedlichen Abschnitte durch vertonte Dialoge oder Erzählpassagen übergeleitet. Diese sind nicht nur nett anzuhören, sondern werden durch die einzelnen Sprecher auch wunderbar wiedergegeben. Wir bevorzugten die deutsche Synchronisation, allerdings kann das Spiel auch jederzeit auf englische Sprachausgabe umgestellt werden.
Fazit
Die Zwerge erzählt mit toller Sprachausgabe seine klassische High-Fantasy-Story, besitzt aber zu wenig Spielinhalte, um als waschechtes Rollenspiel auf Dauer zu unterhalten. Obendrein sorgen einige Technikmängel und die langen Ladezeiten für reduzierten Spielspaß. Das liegt aber in erster Linie an dem limitierendem Budget, welches das Projekt klar gesprengt hat. Das Spiel entpuppt sich also eher als Hörbuch mit interaktiven Elementen. Die Herzen der Fans werden auf alle Fälle an einigen Stellen im Spiel höher schlagen. Allerdings geben wir unsere Hoffnung nicht auf vielleicht doch eines Tages ein vollwertiges Die Zwerge Spiel in unseren Händen zu halten.
— Fabian Padrta