Ein Masterpiece zum Switch-Release - The Legend of Zelda: Breath of the Wild Review
Nintendo setzt alles auf eine Karte und bringt mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild sein Zugpferd als Launch-Titel für die Nintendo Switch. Somit entscheidet nicht etwa Mario, sondern Link über den erfolgreichen Verkaufsstart. Wird Breath of the Wild dieser Verantwortung gerecht?
Mehr als nur ein Zelda-Game
Unterhosen-Held Link wacht nach 100 Jahren Schönheitsschlaf und verlorenen Erinnerungen einsam in einer Höhle auf und ab jetzt gilt es erstmal Gewand zu finden. Gleich zu Beginn zeigt Breath of the Wild was es kann und bombardiert Spieler mit dermaßen schöner Atmosphäre, welche Herzen für sich gewinnen kann. Einzig mit der Shiekah Slate bewaffnet macht man sich nun erstmal auf die Suche nach Waffen, Nahrung und anderen Verbrauchsgegenständen.
In der ersten Spielstunde merkt man schnell die Wichtigkeit der Shiekah Slate zu schätzen, denn sie dient als eine Art Omni-Tool, mit der wir die wichtigsten Standardfähigkeiten für Breath of the Wild ausgeführt werden. Im Plateau-Bereich, welcher als eine Art Tutorial-Zone dient, wird der Spieler behutsam in jede der einzelnen Fähigkeit wie Zeit anhalten, magnetische Telekinese, Gefrierzauber oder magische Bomben eingeführt. Diese Vorstellung der Tutorial-Zone wirkt auf den ersten Blick surreal, denn allein aufgrund Größe und Vielfalt überzeugt das Plateau bereits als Bereich, in dem man sich viele Stunden aufhalten kann, um Ressourcen und Geheimnisse zu finden.
Frei, freier, Freifall
Hat Link die essentiellsten Fähigkeiten gelernt, kann er mit dem Paragleiter das Plateau verlassen und die Welt erkunden. Dieser ist im Übrigen die komfortabelste Fortbewegungsmethode, da die Schnellreisepunkte, an die sich Link mittels Shiekah Slate teleportieren kann, oft hohe Turme sind, von denen man mit dem Paragleiter einen großen Bereich herum erreichen kann.
Nun steht dem Helden die Welt offen. Alles Nötige hat er bereits erlernt. So etwas gab es noch nie in einem Zelda-Game, da diese immer stets von Linearität geprägt waren. Ob man sich nun zuerst auf die Suche des Master Swords macht, die Zoras in ihrer Wasser-Domaine besucht, bei den Gerudos in der Wüste auf einen Spa-Besuch geht oder ob man sich gleich auf den Weg zu Endboss Ganon im Schloss macht, es steht dem Spieler offen. Doch die Erfahrung zeigt, dass die direkte Reise zu Ganon mit ziemlicher Sicherheit im schnellen Tod endet, denn eine wichtige Sache muss noch beachtet werden.
Kurzlebiges Waffenarsenal
Waffen gehen kaputt. Nach mehreren Hieben auf Gegner oder bei der Zweckentfremdung als Bergbau- oder Holzfällerutensil können selbst Stahlschwerter und Streithämmer bersten. Und dies passiert oft genug. Man sollte sich schnell drauf einstellen, dass man alle Waffen benutzen wird, die man so findet. Wer war noch nie in der Situation, wo einem die Pfeile ausgehen, aber man möchte trotzdem den Bienenstock vom Baum holen, um an den Honig zu kommen? Ja, dann schmeißt man nun mal eben sein Schwert!
Und wer sich jetzt Sorgen um das Master Sword macht. Ja, dies kann auch brechen. Es hat aber glücklicherweise als einzige Waffe im Spiel die Fähigkeit, sich wieder zu regenerieren, lediglich 10 Minuten muss man ohne es auskommen. Als nettes Zusatz-Feature kann das Master Sword Energiestöße auf Gegner schießen, wenn man Link alle seine Herzen voll hat. Lässt das etwa alte Erinnerungen hochkommen?
Amnesie und Einsamkeit
Apropos Erinnerungen. Link hat keinen Dunst mehr von den Geschehnissen von vor 100 Jahren. Nach und nach rekonstruiert sich der Held aufgrund von Erzählungen und Flashbacks an bestimmten Orten seine Erinnerungen, nur um festzustellen, dass alle seine Freunde, die Seite an Seite mit ihm gegen Ganon gekämpft haben, gefallen sind. In den Cutscenes der Flashbacks ist es ein leichtes Unterfangen Empathie zu den Charakteren aufzubauen. Diese sind mit derart viel Liebe zum Detail gestaltet und das Voice Acting trägt ebenfalls einen großen Teil dazu bei.
Wie könnte man also nur direkt zu Ganon rushen, wenn doch das Herausfinden der Geschehnisse der Vergangenheit für so viel Emotionen sorgt?
MacGyver und Bear Grylls in einem
Link wird zu einem wahren Überlebenskünstler in Breath of the Wild. Schon allein die Tatsache, dass man Herzen nicht mehr durch das Zerschneiden von hohem Gras finden kann, sondern durch Essen und Elixiere wiederherstellen muss, unterstreicht die Wichtigkeit von Kochen und Crafting. Wie Geralt in The Witcher 3 muss sich auch Link auf manche Gegner speziell vorbereiten. So braut er sich für Elektro-Bosse einen Elektroschutz-Trank oder kocht sich Essen aus Stahlpilzen, das seine Verteidigung für ein paar Minuten erhöht.
Aber nicht nur für Gegner bedarf es bestimmter Vorkehrungen, auch manche Bereiche können nicht ohne Schmerzen betreten werden, wenn zuerst nicht bestimmte Tränke runtergeschluckt werden oder die Kleidung von Link angepasst wird. So erfriert Link im Hochgebirge, wenn er nicht warme Kleidung trägt oder zuerst eine geballte Ladung Chilischoten verspeist hat. Oder er dehydriert aufgrund der Hitze in der Wüste, wenn nicht die richtige Gerudo-Kleidung getragen oder vorher ein Elixier aus Blumen der Schneeregion gebraut wird.
Im Spiel sind an die 100 Schreine versteckt sind, welche entweder Herzen und Ausdauer erhöhen, sowie an die 100 versteckte Koros, die das Inventar erweitern. Ausdauer wird für Sprinten, Wirbel- und Charge-Attacken sowie Klettern benötigt.
Steuerung & Grafik
Wurde das Game zwar ursprünglich für die Wii U entwickelt, ist der Switch-Release das wahre Highlight des Titels. Mit toller Grafik, vor allem im Handheld-Modus, überzeigt der spirituelle Nachfolger von Skyward Sword auf ganzer Linie. Findet man ab und an auch mal einen Frame Drop, liegt dieser aber eher an Konsole und nicht am Spiel. Eine Steuerung, die anfangs gewöhnungsbedürftig ist, aber mit der Zeit aufgrund der zusätzlichen Motion Control zu hoher Intuitivität führt, bringt ebenfalls Bonuspunkte mit sich. Gespielt werden kann entweder mit den JoyCons (auf der Switch gedockt oder heruntergenommen), mit dem JoyCon-Grip oder dem Pro Controller.
amiibo-Unterstützung darf natürlich nicht fehlen und während wir die Funktionen der neusten amiibo bereits aufgezeigt haben, sticht wohl ein älterer amiibo am meisten hervor. Den mittels Wolf Link amiibo, der mit dem Twilight Princess-Remaster released wurde, lässt sich ein Wolf-Begleiter beschwören, der Link auf seiner Reise unterstützt und ihm im Kampf und bei der Ressourcenfindung behilflich ist.
Fazit
Als langjähriger Fan der Serie kann ich nur sagen, dass die Entwickler den richtigen Schritt gemacht haben. Breath of the Wild tanzt deutlich aus der Reihe und ist aufgrund von Open World, Entscheidungsfreiheit und dem Wegfall von Linearität ein Ausreißer, der richtig gut tut. Keine stundenlangen Tempelaufenthalte mehr, kein Rätseln wo es weitergehen könnte, kein Backtracking aufgrund von neuen Gegenständen – die Welt steht einem einfach offen. Mit über 40 Stunden Spielzeit kann allein für den Hauptplot gerechnet werden, welcher das Befreien der vier Titanen (können mit klassischen Tempeln verglichen werden), das Holen des Master Swords und das Besiegen von Ganon beinhaltet.
Es gibt einfach so viel für den Spieler zu entdecken. Das Zähmen von seltenen Pferden, das Anfreunden von Hunden, das Upgraden von Rüstungen, das Tragen von Metall bei einem Gewitter, das Reiten auf Wildtieren oder das Umfärben von Ausrüstung sind nur ein minimaler Bruchteil von den Dingen, auf die man sich freuen kann.
Breath of the Wild überzeugt storytechnisch, grafisch, gameplaymäßig und mit guter musikalischer Untermalung. Mit Bestwertungen rund um den Globus fühle ich mich in meiner Entscheidung bestärkt, und obwohl ich Majoras Mask seit vielen Jahren unangetastet am Thron sitzen ließ. muss ab heute gesagt werden: Breath of the Wild ist das beste The Legend of Zelda-Spiel aller Zeiten.
— Stefan Kuntner