Don't Deal With The Devil! - Cuphead
Die aktuelle Indie-Landschaft ist, wenn man den optischen Aspekt betrachtet, nicht besonders vielfältig. Entweder findet man Tonnen an Pixel-Art, in Stores gekaufte Assets, comichaft stilisierte 2D-Figuren, oder in seltenen Fällen auch einzigartige 3D-Visuals, die aber stark minimalistisch sind, oder mittels Cell-Shading versuchen wie Borderlands auszusehen. Auch wenn in jeder der eben genannten Kategorien wunderbare Spiele zu finden sind, ist Indie-Gaming sehr berechenbar geworden. Umso erfrischender ist der Titel dieses Reviews: Cuphead!
Don’t deal with the devil!
Cuphead und sein Bruder Mugman sind zwei Figuren im Stil der 1930er Disney, Fleischer-Studios und Warner Bros. Zeichentrickfilme. Eines Tages, im Wald unterwegs finden die zwei Häferlköpfe ein Casino, wo sie am Tisch von King Dice mächtig abstauben. Der Besitzer des Casinos, der Teufel höchstpersönlich, bemerkt die Glückssträhne und reicht den zwei Brüdern zwei neue Würfel und bietet ihnen folgenden Deal an: Ein erfolgreicher Wurf garantiert Cuphead und Mugman sämtliche Schätze der Einrichtung. Sollten sie jedoch verlieren, bekommt der Teufel die Seelen der Jungs. Blind vor Gier willigt Cuphead ohne Einverständnis seines Bruders ein, würfelt und verliert. Verzweifelt betteln die Protagonisten um ihr Leben, woraufhin der Teufel ihnen anbietet die beiden zu verschonen, wenn sie die Seelen einiger Schuldner eintreiben. So beginnt das charmante Abenteuer von Cuphead und Mugman.
Git Gud, but enjoy the aesthetics
Cuphead ist ein vom Prinzip her simples, aber enorm forderndes Spiel. Es handelt sich um einen Sidescroller mit Metroidvenia-ähnlichen Mechaniken. Man bewegt sich in der 2. Dimension, schießt unerklärlicherweise Laserprojektile aus dem Finger und kann bei einem vollen Special-Meter auch eine Superattacke ausführen. Jede Berührung mit einem feindlichen Objekt kostet den Spieler einen Lebenspunkt, die nicht im Laufe des Levels regeneriert werden können. Aufmerksamkeit, Präzision und Geduld sind hier gefordert, denn jedes Level spielt sich unterschiedlich und muss erst kennengelernt werden. Die meisten Stages sind Bosskämpfe gegen charakteristische, liebevoll animierte und einzigartige Schuldner des Teufels. Naheliegend ist es auch, dass die Bosse mehrere Phasen haben und ihre Patterns ändern, was eine Adaption der Vorgehensweise und Strategie erfordert. Kaum glaubt man, den Dreh raus zu haben, schon ändert der Schurke seine Angriffe. Das ist natürlich sehr frustrierend – würde man meinen. Erstaunlicherweise ist der Charme der Welt und die unglaublich genaue Steuerung derart angenehm, dass es einen sogut wie gar nicht stört, den Kampf von vorne zu beginnen. Cuphead ist anders als viele ähnliche Spiele nicht niederschmerttern oder bestrafend, sondern erstaunlicherweise sehr ermutigend und unterhaltsam – selbst wenn man verliert. Und da man sich noch einmal die tolle (ebenfalls an die 1930er angelehnt) Musik anhören darf, ist das Ganze ja auch nur halb so wild.
Wer braucht eine Story, wenn das Spiel auch so Spaß macht?
Neben den Bossen gibt es auch Jump and Run Stages, die die Handlung nicht vorantreiben. In besagten Welten kann man aber Münzen sammeln und diese im Shop gegen Power Ups und neue Waffen eintauschen, um so besser gegen die Bosse vorgehen zu können. Auch tritt man hin und wieder in Flugzeugen gegen manche Bosse an, was das Tempo und die Repetitivität des Spieles reduziert und erfolgreich für Abwechslung sorgt. Storytechnisch darf man sich hier also keine große Entwicklung während des Spiels erwarten. Wir sind hier im Bereich der klassischen Mario Spiele, wo man ein Setting hat, in dem man sich bewegt und am Ende des Bösewicht fertig macht. Wenn die Mechaniken gut gestaltet sind und die Gegner nicht langweilig werden, braucht ein guter Sidescroller nichts mehr. Der Weg ist das Ziel. Und am Besten geht man Wege mit Freunden. Entsprechend gibt es auch einen Coop-Modus, bei dem ein zweiter Spieler als Mugman jederzeit dem Spiel beitreten kann, damit man im Kampf gegen den Teufel und seine Schuldner nicht alleine verzweifeln muss.
Fazit
Die charaktervollen Gegnerdesigns haben so viel Wiedererkennungswert und die Animationen sind derart flüssig, authentisch und liebevoll, dass man allein beim Zusehen schon Spaß hat. Zudem ist Cuphead einer der Platformer mit den besten Steuerungen der letzten Jahre. Der Titel ist zwar schwer, aber es lohnt sich durchzubeißen und das macht man auch gern, da es sich nicht nach Arbeit anfühlt. Fairerweise muss man sagen, dass man bei jedem Boss wieder von Null anfängt, da jeder Schuldner seine eigene Strategie erfordert. Das wiederum macht das Spiel auch spannend und erhöht vor allem im Coop-Modus den Wiederspielwert. Wer in den 90er Jahren große Freude mit Sidescrollern hatte, der wird Cuphead enorm zu schätzen wissen. Ich bin restlos begeistert.
— Aryan Havrest