Rokko Ramirez Rotzt
Heute: VSDS – garantiert Next Burn Out-frei
Als ich in der Volksschule von Frau Oberstudienkomplex die allseits beliebte Frage gestellt bekam, was ich denn einmal werden wolle, gingen sämtliche Schlachtrösser mit mir durch: BUNDESPRÄSIDENT! Eben nicht Lokführer, Pilot oder Wehrmachtssoldat. Irgendwann in meiner Studienzeit fand ich mich als Postler wieder und verbrachte immer schöne Sommermonate in meiner Heimat – nur Ponyreiten am Immenhof hat da prozentuell die Nase vorne. Warum ich das schreibe? Ganz klar – ich habe eine neue Galaxie entdeckt, unendliche 52 Zoll Flat Screen liegen vor mir, ja, ich muss POPSTAR werden und auch aus dieser optischen Müllhalde Richtung hirnverbranntes Publikum jauchzen. Ihr geilen Castingshows – ich komme!
Was gibt es Erotischeres, als sich im Fernsehen als öffentlich rechtlicher Bildungsauftrag zum Pausenclown zu degradieren, während Gebührenzahler kotzend umschalten, ohne „Happy Birthday“ sexy unter Tränen singen zu müssen? Dafür darf ich „Weiße Rosen aus Athen“ performen – der einzige Song nämlich, den die Jury immer verstehen kann, sowohl geistig als auch körperlich. So kann man den Leuten vor der Glotze einfach ungefragt auf den Kopf scheißen, wie der Lämmergeier von Vincent Raven, Spitze! Schließlich habe ich mich zur Sicherheit von einem Heulkrampf zum nächsten gehantelt, unter zigtausenden Bewerbern durchgesetzt, mein ganzes Dorf hat das Bruttoinlandsprodukt von Neuguinea vertelefoniert und im Studio haben 200 Leute ein T-Shirt mit meinem Konterfei angehabt. Die Anfeuerungstransparente für meine Mitstreiter mit der Aufschrift „Ihr seids alle Brunzer!“ wurden aus unerfindlichen Gründen nicht zugelassen. Aber ICH hab’s einfach geschafft, bin stolzer Besitzer eines dreiliedrigen Plattenvertrages ohne fett mit dem Auto verunglücken zu müssen, war um einen Nasenrammel auf Tour und musste von irgendwelchen Produzenten weichgespülte und brutal langweilige Songs verkörpern. I’m a Star, allright now und habe jetzt schon die Eintrittskarte, in 20 Jahren kakerlakenhodenfressend vom Privatfernsehen aus dem Dschungel geholt zu werden. Außerdem, sollte ich mal Nebenerwerbsbauer werden, kann ich mir so mir-nix-dir-nix eine Frau suchen und sie im Coolstall verrammeln! CastingTV, emotional, Alter! Aber sorry, vorher mach’ ich schnell noch Austria’s Next Ehren-Topmodel, denn ich bin ein Mann, habe keinen Vorbiss und erspar mir auch den supersexy Entenmund. Ich konnte die Schule beenden und werde deshalb ned bei jedem Greißler ums Eck von Pensionisten verarscht – Zicken, haushohe Überlegenheit nennt man das, es tut mir leid, ihr medialen Zeitbomben! Wollen wir noch etwas im Schlafzimmer an der Pose arbeiten? That’s your challenge, baby! Ach, du bist raus? So traurig waren wir das letzte Mal bei Winnetous Tod! It’s too much! Ja, und dann leg ich mir noch ein Burn Out Syndrom und einen vernünftigen Drogenkonsum zu, damit die Boulevardpresse schreiben kann, wie arm ich bin. Das alles nennt man KARRIERE, Punkt!
Liebe Pissnelken, wenn ihr schon auf drittklassige Castingshows steht, dann macht doch zumindest bei uns mit! Da seid ihr dann weder Bundespräsident noch Next Geisterbahnschaffner, sondern könnt euren Sound auf ehrlich rausknallen. Ihr werdet auch nicht von einer reserveblonden orientierungslosen Multikultiwerbejury in den Boden verarscht. Maximal bleibt ihr in eurem eierschachtelverkleideten Probeloch bis zum Ende aller Charts. But take the Chance!
Weitere Infos umseitig.
Vollgas,Euer Rokko Ramirez
Was sagst du zu ‚Austria´s Next Top Model‘?
Sonja, Poitikwissenschaft:
‚Ich sachau´s mir gerne an. Sicher kann man sich neueste Trends abschauen. Außerdem sind alle hübsch. Sie sind noch jung und daher noch zickig. Man darf das nicht so dramatisch sehen.‘
Anna-Charlotte, Publizistik:
Mmmh, nichts. Ich hab´s, glaub ich, zwei Mal gesehen. Ich find´das alles albern, aus den Mädels wird ja nichts.‘
Theresa, Kunstgeschichte:
‚Keine Ahnung. Aber ich bin gerade an einem Plakat (auf der Uni) vorbeigelaufen.‘
Martina, Kultur- u- Sozialanthroplogie:
‚Besser gut geklaut als schlecht nachgemacht. Aber traurig, dass Österreich nicht mehr drauf hat.‘