Volume MusicBizCrashKurs - Teil III: Tontechniker
Wer spielt die unsichtbarste, aber wohl wichtigste Rolle in einer Band? Nicht der Band Manager, auch nicht der Schlagzeuger und noch weniger die Mutter. Im Teil 3 unseres „VOLUME Crash Kurses im Musikbusiness“ stellen wir Dir den Beruf vor, der von Fans gerne übersehen, aber von Bands umso mehr geschätzt wird: den Tontechniker! Wenn Du Halbtöne des B-Durs wie Deine rechte Tasche kennst und den magischen Knöpfchendreh draufhast, ist der Sound-Olymp nicht mehr weit. Wir warnen Dich aber vor – hier ist die Rede von wirklicher Arbeit…
Job Beschreibung
Als Tontechniker und Produzenten bist Du für den Sound einer Band verantwortlich. In dieser Rollle gibt es selten einen Mittelmaß: entweder klingt eine Band beim Album poppig ODER rockig, die Gitarre klingt richtig ODER falsch, bei einem Konzert wird das Publikumsohr gestreichelt ODER zum Platzen gebracht. Verpatzt Du den Sound, kann sich die Band nach einem anderen Job umschauen.
Als „der Soundmensch“ bist Du also, musikalisch betrachtet, der verlängerte Arm einer Band. Weil der Ton die Musi macht, bist Du für die Band unentbehrlich. Deine Arbeit (und Verantwortung) beginnt mit der ersten Stunde im Tonstudio und endet mit dem Versand der Aufnahmen ins CD-Presswerk. Dazwischen gibst Du Dein Bestes, die Band so klingen zu lassen, wie es der Band (und natürlich Dir) gefällt und wie es zum Song am besten passt. Wenn man bedenkt, dass Musiker sensible und launische Seelen sind, können Aufnahmeprozesse oft lang und langwierig sein. Aber bezahlt wirst Du auch für die Geduld.
Bei Live-Konzerten sieht es nicht viel anders aus. Beim Soundcheck musst Du in einer (manchmal komplett unbekannten) Halle den Sound so vorbereiten, dass er einige Stunden später die Herzen der Fans höher schlagen lässt und die richtigen Emotionen rüberbringt. Gar nicht so einfach, wenn Du bedenkst, dass eine leere Halle beim Soundcheck wesentlich anders klingt als eine beim Konzert halbvolle oder gar überfüllte. Bis der letzte Ton gespielt ist, darfst Du natürlich auch nicht aufs Klo, dafür darfst Du das schönste Mädchen (oder den Jungen) auswählen, dem Du am Ende die Setliste schenkst.
Aber es ist nicht alles schlimm. Der Job eines Tontechnikers und Produzenten kann genauso kreativ und erfüllend sein wie der Job eines Musikers. Man wird Dein Gesicht nie bei „Wetten, dass ..?“ sehen und die Teenie-Fans werden Dich kaum beim Einkaufen bestalken, dafür werden sämtliche Musiker in Deiner Schuld stehen, vorausgesetzt Du machst Deinen Job gut.
Sei ein guter Produzent und Du wirst Dich bis ans Lebensende mit sämtlichen Rockstars über Plektrums unterhalten können.
Faktor-Rating:
1. Arbeitszeiten: Lange Arbeitstage im Studio sind vorprogrammiert. Diejenigen, die es gerne intensiv betreiben, schieben 12- bis 16-stündige Tage. Die Sensiblen entscheiden sich für einen Arbeitszeit zwischen 11 und 22:30. Faulenzt wird also woanders.
2. Stressfaktor: Hoch. Du musst den Sound so hinbekommen, dass es der Band, dem Management, der Plattenfirma, und dem Publikum gefällt. Und Dir sowieso auch. Noch Fragen?
3. Geld: Du verdienst pro Album oder pro Auftritt und bekommst in beiden Fällen ein Fixum. Als Produzent kannst Du noch ein Paar Prozent pro verkauftem Album rausschlagen.
4. Gesundheitsrisiko: Den ganzen langen Tag im verrauchten Studio zu sitzen und nur Finger- und Zehenspitzen zu bewegen wird nicht unbedingt als Fitness bezeichnet. Stehen in lauten Hallen leider auch nicht.
5. Reisefaktor: Wenn Du gut bist, darfst Du als Produzent die Aufnahmen auf exotischen Plätzen machen und als Tontechniker mit der Band auf Tour fahren. Aber egal wo Du bist, wirst Du entweder im Raum ohne Fenster sitzen oder in geschlossenen Hallen abhängen.
6. Glamourfaktor: Du darfst den ganzen Tag mit Stars im Studio verbringen und wenn die Songs toll klingen, werden Dich diese für super halten. Auf Konzerten bist Du einer der „Access All Areas“-Typen und darfst mit der Band ein Paar Bier trinken.
ZU GEWINNEN!:
Der schnellste Weg hinter die Regler – Tone-Art bietet dir eine grundsolide Ausbildung zum Tontechniker. In sechs Monaten lernst du alles, was du brauchst, um richtig aufmischen zu können, um dein Geld mit dem passenden Ton zu verdienen. Die Tontechnikschule in Wien überzeugt mit einem ausgewogenen Lehrangebot aus Theorie und Praxis, gute Jobaussichten garantiert! Lust auf einen lauten Beruf bekommen? Wir verlosen einen Ausbildungsplatz im Wert von 4.700,- Euro! Schicke dein Motivationsschreiben per E-Mail an gewinn@volume.at, Betreff: ‚Lautstärke zum Lernen‘.
www.tone-art.at
Interviews
Florian Satter, 23, Tontechniker/Produzent Tone-Art/BlauGrau Records
Wie oder wann bist du zu diesem Job gekommen?
Schon als Kind hat mich das Arbeiten mit Sound interessiert. Da mein Vater auch Tontechniker ist, habe ich früh viel mitbekommen und wollte nach der Schule dann selbst nichts anders mehr machen. Ganz einfach!
Wie hast du es Dir vorgestellt als Du angefangen hast? Was davon ist wahr geworden?
Ich bin so ein Mensch, ich mache einfach und schaue was passiert. Und wenn man ohne große Erwartungen hineingeht, kann man auch nicht enttäuscht werden. Solange man einen gesunden Menschenverstand hat und ein Gefühl für die Dinge, die man tut, ist es auch nicht schwer. Mir macht die ganze Sache unheimlich viel Spaß, auch wenn sie zeitweise sehr anstrengend ist.
Bist du öfter Tontechniker oder Produzent? Was gefällt Dir mehr?
Als Produzent hast du mehr Arbeit, kannst aber in die Nummern, die du bearbeitest, eingreifen. Hier liegt auch der große Unterschied. Denn wenn ich die Band einfach spielen lasse und sage „es ist mir scheißegal, was ihr da schrammelt“ und einfach nur den Sound korrigiere, ist es kein produzieren. Wenn ich aber an den Nummer anfange herumzufeilen und sie verbessere, das Beste herausholen möchte, dann bin ich leiber ein Produzent.
Highlights? Lowlights?
Es ist ein schönes Gefühl wenn man etwas geschafft hat, die Band zufrieden ist, der Sound schön klingt. Da ist man richtig entspannt und stolz, vor allem wenn es gut gelaufen ist. Blöd ist es nur, wenn es überhaupt nicht hinhaut. Da kann ich schon richtig angefressen werden. Ich bin nun mal ein Perfektionist. Was aber bei dieser Arbeit nur ein Vorteil ist. Nur so erhältst du immer das beste Ergebnis.
Gibst du die Setlist nach dem Konzert her? Wer hat Chancen sie zu ergattern?
Ich arbeite meistens im Studio und wenig im Livebereich. Falls doch einmal, bekommt es der Erste der mich fragt und sie unbedingt haben will.
Welches Intro magst du am liebsten?
Keine Ahnung.
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Marie-Therese Papp, 29, Tontechnikerim OST-Klub
Wie oder wann bist du zu diesem Job gekommen?
Meine musikalische Ausbildung am Klavier und der Geige im Kindesalter, später dann der Bekanntenkreis, in dem mehrere Leute als Techniker, Musiker oder DJ’s tätig sind. 2004 habe ich an der SAE Wien begonnen, eine Ausbildung in diesem Bereich zu absolvieren.
Wie hast du es dir vorgestellt, als du angefangen hast? Was davon ist wahr geworden?
Ich habe mich im Vorfeld ausführlich über das Berufsbild informiert, mir die Ausbildungsstätte genau angesehen und mit Absolventen gesprochen. Das hat sich ausgezahlt, denn meine Vorstellungen wichen tatsächlich kaum von der eintretenden Realität ab. Sowohl der körperliche Einsatz in der Tontechnik als auch die psychologische Komponente bei der Arbeit mit Musikern waren so wie erwartet.
Bist du lieber Tontechnikerin oder Produzentin?
Eine reine Produzententätigkeit wäre mir zu wenig. Ich brauche beides!
Highlights? Lowlights?
Highlights Studio: Wenn das Ding im Kasten ist!
Highlights Live: Zufriedene Musiker, zufriedenes Publikum.
Lowlights Studio: Unvorbereitete Musiker, unzählige Takes wegen Fehlern…
Lowlights Live: Arrogantes Gehabe der Band, Arroganz.
Gibst du die Setlist nach dem Konzert her? Wer hat Chancen sie zu ergattern?
Anfangs habe ich mir gerne Setlisten aufgehoben, das legt sich aber mit der Zeit. Gerne gebe ich mittlerweile die her, nach dem Motto “Wer zuerst kommt, mahlt zuerst”.
Welches Intro magst du am liebsten?
Sehr gerne habe ich Konzerte, bei denen Instrumentalisten einen Gig eröffnen und der Frontman die Band anschliessend vervollständigt.