New Hot Music Shit (9te Ausgabe)
Da Summa is umma,die bunten Blätter fallen und es füllen sich die Konzert-Hallen..
Auch zuhaus wird wieder mal die eine oder andere schöne Platte auf den Teller geschmissen und genossen. Für JEDEN ist was dabei, schmutziger Mädchen-Punkrock, poetischer Schabernack, sleake Indie-Boys, seriöser Frier-Wave – hier sind sie , unsere neuen Favoriten!
BADDIES Punk – Zwillinge
Braver Kurzhaarschnitt, uniformartige Hemd-Hose-Kombination, ausgeprägter britischer Akzent, dazu trommelartiger Gitarren-Indie-Rock, eingängige Melodien und ein ausgesprochen starkes Talent für einen „Wir-spielen-ihr-tanz
t“-Bühnenauftritt. Wer dabei an Franz Ferdinand oder gar The Futureheads denkt, mag zwar nicht falsch liegen, ihm ist aber dringend geraten, das eigene Tor vom gestrigen Schnee zu räumen – und weiterzulesen. Denn während die einen bereits zu Stadionrock und die anderen in Vergessenheit geraten sind, erobern BADDIES aus Essex die Tanzflächen. Ein Zwillingspaar, vier Freunde, ein paar Instrumente und bombenartige Energie scheint das Rezept zu sein, mit dem BADDIES seit Anfang des Jahres zum heißesten Scheiß der neuen Indie-Szene gewachsen sind. Und neu daran sind nicht ihre sauberen Hemden, sondern die Selbstverständlichkeit, mir der die Baddies das Hemd zur neuen Punk Attitude gekürt haben. Zurecht und zu trotz. Baddies do the Job.
Wer sie am Frequency versäumt hat, kann sein bestes, sauberes Hemd am 05.11. im Wiener B72 ausführen.
www.myspace.com/baddies
Für Fans von: Franz Ferdinand, These New Puritans
GENERAL FIASCO – Die neuen Großen
Na endlich! Endlich kommt eine Band aus (Nord) Irland, die a. nicht nach U2 klingt, b. nicht wie U2 aussieht und (wohl am wichtigsten) c. gar nicht wie U2 sein will, aber
trotzdem (!) das Potential hat, eine ganze Generation mit unvergesslichen Rockhymnen zu versorgen. GENERAL FIASCO, das neueste Powertrio im britischen Indie-Himmel, wurde im Jahr 2007 von zwei Brüdern, Owen (Gesang) und Enda (Gitarre), gegründet und mit Leaky am Schlagzeug ergänzt. Seit der Veröffentlichung der ersten Single „Rebel Get By“ im Dezember 2008 zählen sie zu den Lieblingen einflussreichster Radio DJs Großbritanniens und spielen sich durch die wichtigsten Festival- und Konzertbühnen. Und auch wenn sie in ihrer letzten Single behaupten dass sie „foolish“ wären („We Are The Foolish“), schreiben sie im Moment ganz erfolgreich ihre Musikgeschichte. Und weil diese an die eines anderen erfolgreichen nordirischen Trios erinnert, nämlich an die von ASH, besteht nichts als Zuversicht, dass General Fiasco noch eine Zeit lang die Schreibfeder in der Hand halten werden. Thank you, Belfast.
www.myspace.com/generalfiasco
Für Fans von: Biffy Clyro, Snow Patrol, The Wombats
The XX – Porno?
XX steht für Zwanzig im römischen Zahlensystem. Soll uns das darauf hinweisen
, dass das Durchschnittsalter dieser jungen Londoner Band kaum jene magische Schwelle überschritten hat? Oder ist es einfach minimalistisch und cool? Genauso wie der Sound den uns The XX offerieren? Reinster Eighties-Dream-Pop, klirrend und wavig, so dass einen selbst im Kuschelpulli ein eisiges Gefühl befällt. Die haben auf jeden Fall ganz viel The Cure, My Bloody Valentine und Joy Division gehört als sie klein waren, doch dank der markanten Stimme von Sängerin Romy Madley Croft bekommt das Ganze eine Spur Seele und Wärme eingehaucht, ohne die man beim Hören sicher Gefrierbrand bekäme. Um mal wieder eine abgedroschene Jahreszeiten-Metaphorik zu verwenden: Das ist die Herbst-Musik auf die wir gewartet haben, berührend und intelligent.
Für Fans von: The Cure, The Big Pink, Joy Division
http://www.myspace.com/thexx
AN EXPERIMENT ON A BIRD IN THE AIR PUMP – Cliché… NOT
Ohne zumindest einen Überraschungseffekt geht heutzutage nichts. Nichteinmal eine Girls Band. Wer jetzt an transparente Unterhöschen und nicht-existierend
e Selbstachtung beim Herumräkeln auf der Bühne denkt und sich fragt „wie nackiger kann man noch sein?“, liegt bei AN EXPERIMENT ON A BIRD IN THE AIR PUMP falsch. Die Überraschung verbirgt sich im Äesthetischen: Drei etwas stärkere asiatische Damen aus Südlondon, namens B-Bird, C-Bird und D-Bird tragen soviel Makeup, dass die Emos schreien und die gotischsten Gruffties zu Hause bleiben. Sowie im Musikalischen: Die Mädls klingen so frisch wie Sonic Youth auf ihrem Erstlingswerk und errinnern an die besten Riot Girls Zeiten der amerikanischen neunziger Punkrocks. Wenn man also mit allen gelernten Pop-Rock-Vorurteilen innerlich aufgeräumt hat, kann man vollkommen cliché-frei die innovativste Band genießen, die London in den letzten Monaten ausgespuckt hat. Denn auf der Bühne verstecken die B-, C- und D-Bird noch einige Aha-Effekte, die es sich lohnt zu entdecken.
www.myspace.com/anexperimentonabirdintheairpump
Für Fans von: The Horrors, The Raveonettes
Wild Beasts – Vorsichtig: Bissig!
Wilde Tiere also? So klingt das aber nicht. Eher nach geschmeidigen Füchsen, anmutigen Windhunden oder verträumten Paradiesvögeln. Die vier Engländer machen Mär
chenmusik , beim Hören kann man die Augen schliessen und fühlt sich zurückversetzt in Kindheitsphantasie-Welten oder schweift in ferne Länder. Mal tanzt der Gesang von Frontmann Hayden Thorpe in schwindeligen Falsett-Höhen über unseren Köpfen wie bei Tränen-Drüsen-Drücker Antony Hegarty, mal greift er uns zwischen die Schenkel wie bei Sexy Beast Patrick Wolf. Die treibenden Arrangements erinnern an ihre Landsleute Delays, doch spielen sie noch mehr mit Tempo-Wechseln und blumigerem Akustik-Sound. Leidenschaft und Hingabe, Weinen und Lachen, das Vereinen von Gegensätzen, Magnetismus, Anziehung und Abneigung, damit spielen die Wild Beasts leidenschaftlich. In ihren Texten und durch ihren Sound. Verführer sind sie, sanfte Verführer. Jetzt leuchtet auch der Bandname ein. Sanft aber gefährlich. Ich habe es kapiert und finde es scharf.
Für Fans von: Fleet Foxes, Patrick Wolf, Antony& the Johnsons, Delays
http://www.myspace.com/wildbeasts
Wave Pictures – Paint It Black
Und schon wieder Engländer. Diesmal mehr was Lustiges. Natürlich nicht ohne eine putzige
Portion schwarzen Humors. Die Wave Pictures erzählen Geschichten. Sehr Low-Fi klingen sie, aber die Instrumentalisierung ist hier auch eher zweitrangig. Genau Hinhören!Die Texte sind gespickt mit Absurditäten wie bei Devendra Banhardt oder Of Montreal. Sie schaffen sich ihre eigenen Welt-Ideen („There always has to be the same amount of hair in the world“) und Frontmann Dave Tattersall behauptet gerne öffentlich, dass die Produktion solch genialen Unsinns ihn kaum Mühen kosten würde. Ob man das glaubt, sei jetzt mal so dahin gestellt. Auf jeden Fall hat er die Gabe einen mit seinem kranken Humor und Anti-Charme melodisch in die Backe zu kneifen, so dass man Lust bekommt seinen Kopf unter die Achsel zu klemmen und ihm durch die Haare zu wuscheln. Und das macht man nur bei jemanden, den man richtig sympathisch findet. Lach-Muskel-Gymnastik-Alarm!
Für Fans von: Herrman Dune, Jeffrey Lewis, Devendra Banhardt
http://www.myspace.com/thewavepictures