Laurent Garnier im Interview
Er ist einer der Großmeister im elektronischen Musikkosmos und weit über seine französischen Landesgrenzen hinaus bekannt: Laurent Garnier! Kurz vor dem Gastspiel und Auftritt im Wiener Volksgarten hatten wir von VOLUME exklusiv die Ehre, der DJ-Ikone ein paar persönliche Fragen zu stellen.
Liebe Grüße aus Wien: Können wir uns bei deinem Besuch in der Hauptstadt auf spezielle Tanzeinlagen von Laurent Garnier freuen?
Mit Sicherheit! Seit ich den Michael Jackson Film ‚This Is It‘ gesehen habe, verfüge ich über neue Special Moves. Also Augen auf!
Hast du schon ein paar Songs im Kopf, die wir an dem Abend von dir hören werden?
Ich habe noch niemals ein Set vorbereitet bzw. durchdacht. Chaostheorie: Nicht einmal der Club und sein sein Soundsystem sind mir im Vorfeld bekannt. Alles regelt sich von selbst am Abend.
Noch gar nicht lange her: Was sind deine Top 3 Lieblingsalben aus dem Musikjahr 2009 und wer ist das Wunderkind 2010?
Die Alben von Anthony Joseph and the Spasm Band (Heavenly Sweetness Records), Mulatu Astatke (Strutt Records), Patrick Watson (Tot Ou Tard Records) heißen meine Favoriten aus dem Jahrgang 2009. Ian O’Donovan zählt in meinen Augen und Ohren zu den ganz großen Hoffnungsträgern 2010. Unbedingt sein Profil auf soundcloud.com auschecken – der Junge ist Killer!
Welcher (Radio-) DJ hat dein Leben gerettet?
Leben gerettet ist übertrieben – die Smith and Wesson Show hat meinem Musikleben definitiv mehr Sinn gegeben. Die habe ich als Zwölfjähriger auf einem französischen Piratensender gehört.
Sven Väth, Pete Tong, Richie Hawtin, Jeff Mills, Carl Cox, Laurent Garnier und so weiter – habt ihr Superstar-DJs eigentlich so etwas wie ein rotes Telefon, mit dem ihr geheimkommuniert, was im Techno passiert und wer an den wichtigen Reglern schiebt? Ernsthaft: Wie oft sehen solche Musikgrößen sich untereinander?
Mein rotes Geheimtelefon ist kaputt. Jeff sehe ich alle fünf bis sechs Monate, die anderen Kollegen habe ich wahrscheinlich schon über zwei, drei Jahre nicht mehr gesprochen.
Sieben Jahre schon im Umlauf: dein Roman ‚Electrochoc‘. Wirst du deinen Bestseller und unsere Technobibel irgendwann aktualisieren?
Wir arbeiten gerade an der Verfilmung des Romans, vielleicht baue ich hier ein paar neue Kapitel mit ein. Mal sehen, was dabei rauskommt. Aber ja: Aktualisierung folgt!
Dein letztes Album trägt den Titel ‚Tales of a Kleptomaniac‘ – müssen wir unsere Wertsachen im Auge behalten wenn du auflegst, oder was? Beziehungsweise: Was soll uns dieser Albumtitel sagen?
Wenn ihr bei euch zuhause Musik herumliegen habt, die ich nicht habe, dann solltet ihr euch allerdings Sorgen um diese Wertgegenstände machen. Ansonsten bezieht sich der Albumtitel eher darauf, dass DJs im klassischen Sinn zwar nur die Musik von anderen Leuten spielen, aber dafür Applause bekommen und in gewisser Weise eigene Kunst daraus entwickeln. Ein wenig schizophren, aber das ist meine Wahrheit. Was sind di nächsten Schritte in deiner Karriere, abgesehen vom ständigen Auflegen? Noch im April fange ich damit an, die Musik für ein zeitgenössisches Ballettstück am russischen Bolshoi Theater zu schreiben. Dann folgt im September die Arbeit an einem Soundtrack – Genaueres dazu in Kürze!
Letzte Frage: Können DJs in Ruhestand gehen?
Ich kann da nur für mich sprechen: aktuell ist kein Umzug ins Altersheim geplant.
Das kann ruhig noch länger so bleiben! Alles Gute und bis bald in Wien.