Saitenblicke
Jimmy Page, Carlos Santana, The Edge, Ace Frehley – eine Handvoll Rock-Gitarristen schafft`s, ohne visuelles Zutun allein wegen ihres Sounds erkannt zu werden. Slash ist der Prototyp dieser Gattung. Wenn er ein Plektrum in die Hand nimmt, schreien die Mädels „Sweet Child O’Mine!“ und kippen in Umarmung heulend um. Die Buben sagen meistens: „Oida!“ und holen sich ein Trost-Bier. Eine VOLUME-Annäherung an jenen Mann, der das Wörtchen „cool“ definieren darf.
Geboren 1965 in Stoke-On-Trent, England, war Saul Hudson zuerst einmal… Moment. So beginnen zwar Millionen Slash-Stories, diese aber nicht. Man sollte höchstens anmerken, dass er im Kindesalter nach LA umgezogen wurde, der kleine Wurm, und dass das seinen Lebenslauf dann doch ein bissi verändert hat. Spannend: Seine Mama, eine Schneiderin, hatte ein G’spusi mit David Bowie. Wir stellen uns vor: Klein Slash sitzt daheim in LA, es klopft an der Tür, Mama macht auf und Mr. Bowie kommt zum Poppen vorbei. Und was tut ein kleiner Mann, wenn er Bowie’s Zipfi in Mama’s feuchtem Schlafgemach wähnt? Richtig, er geht raus, Gitarren kaufen. Eins der ersten Lieder, die er in einem Musikgeschäft gespielt hat, war Deep Purple’s „Smoke On The Water“. Liebe Leser, macht das nicht nach. Das war damals lässig. Damals. Wenn man das heutzutage tut (und vielleicht Led Zep’s „Stairway To Heaven“ noch anspielt), prügeln einen die Verkäufer mit Drumsticks aus Eisen aus dem Geschäft (OK, das hab ich mir jetzt einfallen lassen, aber wer „Wayne’s World“ nicht gesehen hat, soll sich jetzt nicht aufregen.)
Als der kleine Saul Hudson (der in späterer Folge seine Kinder „London“ und „Cash“ taufen sollte – in beiden Fällen eine gute Wahl, Anm.), dann zu „Slash“ wurde, spielte er auch einmal in einer recht interessanten Combo namens „Guns’N’Roses“. Wie es dazu kam, würde Bücher füllen, darum lassen wir das hier auch, aber am lustigsten ist wohl die Beziehung zwischen ihm und der neurotischen Radlerhosen-Tussi namens Axl Rose, wegen deren Affinität zum Piano die pubertierenden Männer dieser Welt ebenso pubertierende Mädchen ertragen müssen, die auf Parties gemeinsam „November Rain“ vierstimmig speiben können. Seit 1996 hat Slash nicht mehr mit seinem Ex-Mann gesprochen, vertragliche Verpflichtungen werden heute über Mittelsmänner abgewickelt. Wer wer in der Beziehung war, lässt sich aber an folgenden Zitaten vergleichen: Als die Radlerhose letztens das nach 12 Jahren, ähm, lang erwartete Konvolut „Chinese Democracy“ ausgeschieden hat, meinte Slash, komplett ironiefrei: „Axl Rose is fucking phenomenal. But we’ll never reunite.“ Die weniger diplomatische Radlerhose meinte: „Slash is a cancer.“ Uiui.
Egal. Slash ist jetzt solo unterwegs, nach „Slash’s Snakepit“ und dem Velvet Revolver-Disaster (das wohl einzig und allein der Drogidität – Copyright: Volume – von Scott Weiland/Ex-Stone Temple Pilots zuzuschreiben ist), hat er fürs frische Album so richtig gute Freunde um sich geschart: Ozzy, Lemmy, Iggy Pop, Kid Rock, Chris Cornell, sogar die fein proportionierte Fergie ist dabei. Ist ja nix Neues für ihn: Als Brecher der Grenzen zwischen Pop und Rock hat Michael Jackson ihn auf der Kurzwahlliste im Handy gehabt. Siehe zum Beispiel „Black Or White“. Ihr fragt Euch vielleicht, wer jetzt nun am NOVA ROCK singt, wenn Slash spielt? Weil Ozzy, Lemmy & Iggy kann er schwerlich auf Tour mitnehmen. Bitteschön, exklusiv: Myles Kennedy von Alter Bridge wird singen, auf der Setlist stehen neben neuen Nummern auch ein paar Gunners-Schönheiten. Nur soviel: „Sweet Child O’Mine“ sollte man vom Erfinder hören (Du trinkst ja auch nicht Pepsi, oder?). Und damit die Frage nicht unbeantwortet bleibt: Der Name „Slash“ kommt von seiner Vorliebe für Haus-Schlangen. Zwanzig an der Zahl derzeit.