Give it to me, Katy!
Katy Perry im Interview
Süß und verführerisch. Pin-up und ambitionierte Songwriterin. Trivial-Pop und Pop-Art. All das vereint Katy Perry auf ihrem zweiten Album „Teenage Dream“ – und wickelt es in Zuckerl-Shop-Ästhetik. Vor ihrem Konzert am 27. Februar im Wiener Gasometer, erklärte die 26-Jährige Volume, warum sie bei der Show Eistüten und Lollis tanzen lässt, abseits der Bühne gerne ohne Make-up rumläuft und Emotionen einem gelungenen Pinselstrich vorzieht.
Warum bist du für die Aufnahmen deiner zweiten CD „Teenage Dream“ nach Santa Barbara zurückgekehrt, wo du aufgewachsen bist?
Weil das eine ganz andere Welt ist. Ich konnte dort ohne Make-up rumlaufen und einfach ich selbst sein. Denn Santa Barbara ist zwar nur eineinhalb Autostunden von Los Angeles entfernt, aber die Leute dort haben ganz andere Dinge im Kopf, als die in Los Angeles. Ich konnte dort spazieren gehen – ohne Sorge, dass ich jeden Moment eine Impromptu-Performance hinlegen muss.
Tust du das?
Ja, klar. Wenn mich die Leute erkennen, posiere ich für Fotos oder mache spontane Meet-&-Greets. Aber so sehr ich mich über diese Anerkennung und den Erfolg freue, das Ganze hat mein Leben schon total verändert. Ich habe jetzt sehr viel mehr Verantwortung und auch so viel mehr individuelle Ziele. Um da am Ball zu bleiben, braucht es Selbstbeherrschung und Disziplin.
Welche individuellen Ziele hast du denn?
Zunächst einmal, dass dieses Album den Leuten auch auf einem emotionalen Level etwas geben kann. Dass sie Spaß haben, zu der Musik feiern können, dass es vielleicht aber auch eine heilende Wirkung hat. Denn Pop-Musik findet auf so vielen verschiedenen Ebenen statt. Sie ist oberflächlich, materialistisch, kann aber gleichzeitig auch spirituell sein und tiefe Gefühle auslösen. Ich hoffe dass ich mit „Teenage Dream“ beides abdecken und den Fans auch auf einem optischen Level mehr als letztes Mal bieten kann.
Weshalb du dir für das Artwork den New Yorker Künstler Will Cotton geholt hast.
Ich habe ihn im Internet gefunden und als Fan angemailt, weil ich seine cineastische, romantische Zuckerl-Welt so aufregend fand. Als er herausfand, dass ich das bin, der ihm mailt, lud er mich ein, für ein Porträt Modell zu sitzen. Und ich sagte, eigentlich will ich mehr von dir: Album-Cover, Video, das ganze Paket! Ich bin als Kunst-Liebhaberin noch ziemlich grün hinter den Ohren, denn das war nie ein Teil der Welt, in der ich aufgewachsen bin. Aber mein Interesse ist entflammt. Wobei mir aber die Technik egal ist. Ob jemand virtuos seinen Pinselstrich setzt, finde ich nicht beeindruckend. Ich gehe nur danach, ob mich ein Künstler mit seinem Bild berührt, ob es tief in mir etwas auslösen kann.
Was löst das Cover von „Teenage Dream“ in dir aus?
Es ist sehr verträumt, was gut zu dem Titel und den Themen des Albums passt. Denn für diese Songs wollte ich zu den Gefühlen, die mit der Unbeschwertheit meiner Kindheit verbunden waren, zurückkehren. Aber ich ziehe auch andere Register: Man bekommt das Süße und das Verführerische, genauso wie Dinge, die ich einfach mal loswerden wollte.
Spielst du damit auf den Song „Pearl“ an?
Ja. Da geht es darum, wie Leute in Beziehungen psychisch vom Partner manipuliert und kontrolliert werden. Ich hatte als Teenager einmal einen Freund, der mich ständig niedergemacht hat, bis ich Angst vor ihm hatte. Das musste ich unbedingt loswerden. Denn es ist ja wirklich schwer zu glauben, dass jemand wie ich, der so lustig und selbstsicher ist – und so stolz darauf -, sich von einem Mann so verändern lässt. Den Song zu schreiben, hat bei mir diese Schrammen von damals geheilt. Und ich hoffe, dass er Mädchen in einer ähnlichen Situation helfen kann, ihnen zeigt, dass es einen Ausweg gibt.