New Hot Music Shit (17te Ausgabe)
Hollywood is where the dreams come true… not! Nicht im Musikbusiness und schon gar nicht in Europa. Wer hier die coole Socke am Musikhimmel werden und von den großen Festivalbühnen bei Sonnenuntergang „Hello Cleveland!“ (statt St.Pölten!) in die Menge brüllen will, muss seinen Allerwertesten in den holländischen Norden bewegen und am Eurosonic Festival in Groningen vor versammelten Bookern, Agents, Promotoren, Veranstaltern und Gott-weiß-wem-im-dirty-old-music-biz seinen Charme versprühen. Für die Bands eine hoffnungsvolle Zitterpartie, für uns Hingucker eine einmalige Gelegenheit, nicht nur die neuesten Heißesten, sondern auch die heißesten Neuen zu entdecken. Wie „Frisch aus dem Ofen“ im Jahr 2011 klingt, erfahrt ihr hier!
Delorean
Mit Delorean ist es anders als man denkt. Bei der Musik dieser hyperpositiven Elektroband, stellt man sich zwei Nerds mit Hornbrille vor, die hinter ihren DJ-Decks abshaken, während sie mit einer Hand vollkonzentriert die Knöpfchen, und mit der anderen das tanzende Publikum regeln. Weniger denkt man dabei an vier dunkelhaarige Spanier, die wie eine richtige Band aussehen und es, oh Wunder!, auch sind. Ja, hier sind regelrechte Indie-Rocker am Werk. Der Computer hilft Ihnen bloß dabei, die Stimmung von tanzenden Stränden in Barcelona und ausgelassener Sommerliebe in den Indie-Pop zu transportieren und eine herrlich belebende Energie herbeizuzaubern. Wir finden das extrem super, und weil sie auch so liebe Menschen beim Interview waren, verraten wir natürlich trotzdem, dass sie heimlich in sexy Ms. Shakira verknallt sind und die Tage zählen, bis diese in ihrer Heimatstadt Barcelona zieht. Oops!
Link: www.myspace.com/delorean
Für Fans von: Chemical Brothers, Happy Mondays
Kakkmaddafakka
Fünf Jungs aus den norwegischen Bergen machen die Festival-Bühnen Europas unsicher und nun erscheint auch ihr erstes Album „ Hest“, das kein geringerer produziert hat als „Whitest Boy Alive“ Erlend Øye. Selbstironie steht auf ihren Fahnen und die Texte erzählen vorwiegend Anekdötchen aus dem beschaulichen Kleinstadtleben, wo es sich um Mädels dreht, Freundschaften und ums Erwachsenwerden. Die Melodien und Arrangements sind allerdings so beschwingend und poppig, dass live sicherlich niemand auf seinem Stühlchen sitzen bleiben wird.
Der wilde Morast aus Rock, Funk, Ska, Jazz- und Pop-Elementen gibt dem Ganzen etwas Unverwechselbares und dass die „Kakks“, wie sie sich selbst nennen, neben einem eigenen Sprach-Jargon auch über eine exzellente Musikalität verfügen, setzt dem Spass das Sahnehäubchen auf!
Link: www.myspace.com/kakkmaddafakka
Für Fans von: Beat!Beat!Beat!, Vampire Weekend
Brother
Für die einen die Reinkarnation der britischen Rockmusik, für die anderen die „doofe Lad-Band, die so tut als wären sie die neuen Oasis“ (Zitat von nicht-so-befreundeten Kollegen). Über Brother hat jeder in England eine Meinung. Ob diese Meinung auf eigener Erfahrung beruht sei dahingestellt, denn die Band ist über Google kaum auffindbar und wirklich lange gibt es sie noch nicht. Die Medien wiederum berichteten schon in Scharen über die jungen Briten, und so manch bedeutendes Blatt stellte sie sogar aufs Cover. Doch Medienhype, perfekter Brit-Akzent, enge Hosen und Seitenscheitel (ja, nur die Parkas fehlen) beiseite, können die Jungs vor allem mit ausgereiftem Songwriting und hosenausziehend-überzeugender Live-Performance rechtfertigen, dass sie in aller Munde sind. Love it, or hate it – you’re gonna have to live with it!
Link: www.acidlove.net
Für Fans von: Oasis, Primal Scream
Twin Shadow
Nach einer ereignisarmen Jugend in Florida stand für den gebürtigen Dominikaner George Lewis Jr. bald fest, dass es keinen anderen Weg gab, als den nach New York. Aus einer musikalischen Prägung, die er selbst recht weit gestreut irgendwo zwischen Boyz II Men und Nirvana ansiedelt, formte sich im Wohnzimmer-Studio das, was mancher als Chillwave bezeichnet. Teils sphärischer, verträumter Synth-Sound dekoriert mit unzähligen 80er- und 90er-Reminizenzen, der einem sofort einen melancholischen Schlag in die untere Magengegend verpasst.
Der Künstlername Twin Shadow entstand durch seine Koexistenz mit einer Zwillingsschwester und Geschwisterliebe wird im Lewis-Clan großgeschrieben. Gemeinsam mit seinen drei Schwestern, die auch allesamt Künstlerinnen sind, arbeitet George daran, die Weltherrschaft an sich zu reißen, unter www.lewisforever.com kann man sich über den aktuellen Stand der Umsetzung auf dem Laufenden halten. Dieser knuffige Typ ist ein ganz Grosser und weil er unsere Herzen da streichelt, wo sie am stärksten empfänglich sind, wird er in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein – Lewis forever!
Link: www.twinshadow.net
Für Fans von: Glass Candy, Thieves Like Us, , Whitest Boy Alive
Yuck
Wer uns kennt, weiß Bescheid: wir lieben Ironie und selbstbelustigende Einseitigkeit. Wir lieben aber an erster Stelle gute Musik. Deswegen gibt es im Falle von YUCK nur eine Meinung: F-A-M-O-S! Zum Glück sind wir hier nicht alleine und YUCK, die aus der Asche von Cajun Dance Party aus Brighton entstanden sind, befinden sich dank höchstlobender globaler Presse am besten Weg „the next big thing“ zu werden. Die grungig-melodischen und einfallsreichen Indie Songs erinnern am ehesten an die Rebellion von Sonic Youth, den Herzschmerz von Dinosaur Jr. und die Verliebtheit von Yo La Tengo. Amerikanischer Indie-Rock wie wir ihn schätzen und lieben, made in England. Im Februar kommt ihr erstes selbstbetiteltes Album „Yuck“ raus, zu welchen die Band nur eines zu sagen hat: „Das Album heißt „Yuck“, was ein total arger Zufall ist, denn der Name unserer Band ist auch Yuck.“ Noch Fragen?
Link: www.myspace.com/yuckband
Für Fans von: Sonic Youth, Dinosaur Jr., The Lemonheads
Zoo Kid
Noch ein allerletztes Mal wollen wir ihn ziehen, den unangebrachten Vergleich zwischen Archy Marshall a.k.a. Zoo Kid und Justin Bieber. Und warum? Weil beide gleich alt sind. Sonst haben sie nämlich genau nichts gemeinsam. Der Brite geht noch zur Schule und laut MySpace hat ihn noch kein Label unter Vertrag genommen, was sich sicher bald ändern wird, denn seine Werke sind so berührend, düster und schön zugleich, dass man sich ihnen nicht entziehen kann. Die tiefe Stimme passt kaum zu dem Bild des zarten rothaarigen Knaben, der elektronische Klänge angereichert mit Gitarre, Dubstep-Elementen und Ach-so-gehypten Witch House-Elementen verquirrlt.
Wer seine erste im Netz kursierende Single nach einem Gemälde von Jean-Michel Basquiat benennt, der kann so deppert nicht sein. Reinhören!
Link: www.myspace.com/zookid
Für Fans von: Billy Bragg, Babyshambles, The Smiths