Krautschädl im Interview: Einfach weitermachen mit dem Scheiss
Das oberösterreichische Musiktrio Krautschädl kombiniert feinsten Rock mit herrlichem Mundartdialekt. Im Frührjahr ist ihr neues Album ‚GemmaGemma‘ erschienen, jetzt geht es ab in Richtung Konzertsommer. Bassist Stefan ‚Sonti‘ Sonntagbauer im Interview über schön sprechen, Wels als Musikmittelpunkt und Flirttipps für die heiße Jahreszeit.
Ihr seid zu schön, zu intelligent und zu musikalisch in Österreich: Welche Fönfrisur ist für euren sensationellen Erfolg verantwortlich und welcher Krautschädl müsste dringend wieder zum Friseur?
Sonti: Das mit dem sensationellen Erfolg soll uns erst mal wer nachweisen, und dass der Mölgie wieder dringend zum Friseur müsste, geht ja wohl auch niemanden etwas an!
Was ist das Schönste am oberösterreichischen Dialekt?
Sonti: Dass er so schön waach ist: Baaz, Schlaaz, Nul usw. usf., für den Artikulationsapparat ist das extrem angenehm, man kann auch kommod sagen. Außerdem sind wir damit aufgewachsen, alles andere müssten wir uns ja erst mühsam aneignen, allein von da her ist das aufgelegt, dass wir in der oberösterreichischen Mundart singen.
Wann habt ihr das letzte Mal ’schön gesprochen‘ bzw. hochdeutsch reden müssen?
Sonti: Das wird in der Schule so angelernt – eben im Sinne von ’schön sprechen‘. Bis du irgendwann glaubst, du kannst in der Öffentlichkeit gar nicht mehr Dialekt reden, ohne wie der ärgste Wurzelsepp rüber zu kommen. Wir haben uns umgekehrt also erst wieder bewusst entscheiden müssen, unsere Interviews im Dialekt zu machen (also die gesprochenen, Dialekt schreiben, das geht dann selbst uns zu weit).
Lust, vielleicht auch mal in einer globaleren Sprache zu singen, zum Beispiel auf Englisch?
Sonti: Nein, wir sind eigentlich recht zufrieden mit der Mundart.
Wie auch immer: Das dritte Album von Krautschädl steht zum Kauf bereit – in welcher Plattensammlung darf dieser Langspieler auf keinen Fall fehlen und wem würdet ihr ‚GemmaGemma‘ ausdrücklich empfehlen?
Sonti: Gibt’s im Jahr 2011 überhaupt noch irgendwen, der Platten sammelt? Aber bitte, nachdem wir selbst finden, dass das recht gut geworden ist, können wir ‚GemmaGemma‘ ohne schlechtes Gewissen ganz uneingeschränkt jedem empfehlen, der gerne Musik hört.
Wer ist für euer bezauberndes Coverartwork verantwortlich und welche Botschaft steckt hinter dem Bild?
Sonti: Gezeichnet hat das der Manfred Pfandlbauer, ein Spitzentyp. Zur Botschaft: Da möchte ich nicht vorgreifen, da gibt’s einen riesigen Interpretationsspielraum und jede/r soll seiner/ihrer Phantasie freien Lauf lassen.
Welche Vorbilder habt ihr in Sachen Musik?
Sonti: Naja, so direkt Vorbilder, denen wir nacheifern, wo wir sagen, so wollen wir auch sein, gibt’s nicht wirklich. Aber halt ganz viele, verschiedene Künstler, die wir gut finden und die uns beeinflussen: Das geht von Blumfeld bis Pantera, von Prefab Sprout bis hin zu 2Pac, eigentlich durch alle Genres durch. Gut muss es halt sein.
Wie kann Mann und Frau es sich vorstellen, wenn drei Krautschädl an einem Song arbeiten?
Sonti: Relativ unspektakulär: Wir gehen in den Proberaum, schnallen uns die Gitarren um und dann passiert meistens irgendwas, aus dem du dir dann was Brauchbares holen kannst. Der Mölgie lässt sich textlich was dazu einfallen, dann tun wir noch ein bisschen herumdoktern und das war’s dann.
Welche Bedeutung hat Wels in eurem künstlerischen Alltag?
Sonti: Im alten Schlachthof, unsere Homebase, gibt’s einen Keller, so mit zehn Proberäumen, da kennen sich die Leute untereinander, das ist einfach unser zu Hause. Wir hatten sogar mal einen Proberaum in Wien, weil ich dort studiere und nicht immer pendeln wollte, aber das haben wir nach einer Probe schnell wieder bleiben lassen: Krautschädl und der Schlachthof, das gehört einfach zusammen!
Was darf auf einer Tour von Krautschädl auf keinen Fall fehlen?
Sonti: Bass-Gitarre, hab ich einmal vergessen, das geht natürlich gar nicht.
Das beste Konzert, das ihr selbst gespielt habt?
Sonti: Aus einigen hundert Abenden einen Besten festmachen könnt ich jetzt gar nicht. Ich fand zum Beispiel in letzter Zeit die Release-Gigs im Linzer Posthof und der ((szene)) Wien recht super.
Das beste Konzert, das ihr besucht habt?
Sonti: Mir fallen grad ein: Moloko am Jazzfest Wiesen, letztens die Turbostaat im B72, Gang Starr im Posthof Linz. Keine Ahnung, ich gehe ja nur auf Konzerte, wo ich die Band gut finde und das passt dann von da her auch immer recht gut.
Der Frühling steht vor der Tür, Zeit zum Flirten: Welche speziellen Taktiken könnt ihr empfehlen, um dem weiblichen Geschlecht näher zu kommen?
Sonti: In einer geilen Rockband spielen und berühmt sein – dann geht alles wie von selbst.
Was habt ihr euch für die Zukunft fest vorgenommen?
Sonti: Nix Besonderes – einfach weitermachen mit dem Scheiss!
Damit wir das auch mal geklärt hätten zum Schluss: Wie ist euch euer Bandname eingefallen, entsteht so etwas während eines gepflegten Krautstrudels im Beisl?
Sonti: Ja, entstanden ist das tatsächlich im Beisl, wir hatten gedacht, dass Mostschädl doch etwas sehr hausbacken klingt und sind dann irgendwie aufs Gemüse ausgewichen. Außerdem ist damit gleich klar, dass wir in der Mundart singen.