Weltneuanfang zum Mitrocken - Rise Against im Interview
Hardcore auf dem Weg nach oben: Vergangenen März haben Rise Against ihr Bestelleralbum „Endgame” veröffentlicht, am 20. August spielen die vier konsequenten und engagierten Herrschaften als finale Co-Headliner beim Frequency Festival. Bassist Joe Principe über das Ende der Welt, scheinheiliges MTV und mitrockende Fans.
Müssen wir uns Sorgen machen: Was steckt hinter eurem apokalyptischen Albumtitel „Endgame“?
Für mich symbolisiert das Album den Akt der Wiederherstellung – es soll weniger den Untergang der Erde, sondern vielmehr den Start einer besseren Welt signalisieren.
Auch wenn euer Album jetzt nicht unmittelbar das Ende einleitet – laut den Berechnungen von Harold Camping, einem amerikanischen Radioprediger, steht uns am 21. Oktober 2011 sowieso die Apokalypse bevor. Hast du deine Sachen für die letzte Reise schon gepackt?
Ich persönlich lebe von einem Tag in den nächsten – deswegen gibt es bei mir auch keine Vorbereitungen auf einen eventuellen Weltuntergang. Überhaupt halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass Menschen ihr Denken im Bezug auf ihre Umwelt ändern, wenn sie mit solchen Fanatikeransichten konfrontiert werden. Über 100 Millionen Dollar hat der Typ und seine Gefolgschaft bis jetzt in diese Weltuntergangskampagne investiert. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was mit dem Geld alles für sinnvolle Zwecke hätte passieren können.
In der Tat unglaublich! Welche Mission verfolgen Rise Against mit ihrer Musik?
Songs wie „Help Is On Its Way“ sollen unsere Fans auf Umweltthemen sensibilisieren, die jeden auf dem Planten Erde betreffen. So bald niemand mehr über Dramen wie die Ölpest am Golf von Mexiko berichtet bzw. im Fernsehen zu sehen bekommt, denkt jeder, alles sei wieder in bester Ordnung. Aus den Medien, aus dem Sinn. Eine traurige Tatsache, oder besser gesagt ein fataler Irrglaube. Genau dagegen wollen wir vorgehen.
Rise Against arbeiten seit Jahren mit der Tierschutzorganisation PETA zusammen. Trifft es euch nicht etwas, dass MTV 2006 kurzerhand beschlossen hat, euren Clip zu „Ready To Fall“ aus dem Programm zu streichen?
Ironie des Schicksals: Es ist scheinbar völlig okay, wenn vermeintliche Gangsterrapper Frauen als Sexobjekte darstellen und Drogenkonsum in Videos verherrlichen. Wir haben lediglich mit ungeschönten Bildern auf die weltweit anhaltenden Tiermisshandlungen aufmerksam gemacht.
Geht es euch nicht manchmal auf die Nerven, ständig als Band mit politischem Engagement abstempelt zu werden?
Schubladendenken! Wir sind keine Parteiband, Rise Against stehen für Punkrock mit Anspruch – das bezieht sich einerseits auf Politik, aber genauso auf unsere Umwelt oder Beziehungen.
Das dürft ihr beim Frequency Festival wieder unter Beweis stellen. Welche besondere Anekdote gibt es von euren vergangen Shows in Österreich?
Bei unserem letzten Open Air 2010 in der Arena ist einer unserer Fans auf die Bühne gekommen, um mit uns ein paar Songs zu spielen – der Junge war wirklich cool und hat die Bude gerockt. So etwas haben wir als Band noch nie erlebt.
Dann hoffen wir auf ein weiteres denkwürdiges Erlebnis mit Rise Against am 20 August in St. Pölten. Willst du zum Abschluss noch ein paar vorbereitende Worte los werden?
Gerne! Liebe Fans in Österreich, brav und fleißig die Songs von Rise Against auf der Gitarre, Schlagzeug, Maultrommel oder Triangel einstudieren – vielleicht dürft ihr dann auch auf der Bühne mitrocken.