Do, 8. Sep 2011

Jamie Woon im VOLUME-Talk

Ein britischer Singer-Songwriter stellt sich vor.

Jamie Woon – mit seinem Debut “Mirrorwriting“ hat er in der UK den großen Durchbruch gefeiert; der Singer-Songwriter wird auf allen Radiostationen rauf und runter gespielt. Bei uns ist der britische Musikerspross noch eher unbekannt – das soll sich aber bald ändern, denn auf dem Fequency gab der zurückhaltende, 28-jährige Jamie Woon auch vor österreichischem Publikum seine einfühlsamen und romantischen Songs zum Besten.

Hey Jamie. Sommerzeit, Festivalzeit…hast du ein Lieblingsfestival?

Ja klar, das Glastonbury. Das ist mein absolutes Lieblingsfestival. Ich geh dorthin, seit ich 18 bin, hab da ein paar prägende Erfahrungen gemacht. Nostalgische Jugenderlebnisse sozusagen. In Glastonbury hab ich das erste Mal Drogen genommen, und vor Festivalpublikum gespielt. Irgendwie ist das ein besonderer Platz für mich.

Draußen herrscht Affenhitze und du hast mittags in der Sonne gespielt – wie war das Konzert?

Cool. Ich mein, nicht cool, im Sinne von kühl (lacht), aber ich hab’s sehr genossen, es war das erste Mal, dass wir die Chance bekommen haben, hier zu spielen. Ich hab großen Respekt für die Leute, die trotz Hitze kommen und uns zuliebe schwitzen – dort unten ist es heißer, als auf der Bühne!

Du stehst noch gar nicht so lang im Rampenlicht, erst am 11. April hat dein Debut-Album „Mirrorwriting“ Debut gefeiert. Was hat sich seit diesem Tag in deinem Leben getan?

Es ist einfach großartig, mir ist eine große Last von den Schultern gefallen. Das einzige, was ich immer, mein ganzes Leben lang, machen wollte, war eine Platte. Und weißt du, die besten Momente auf Tour sind die, wenn du merkst, das Publikum hat dein Album wirklich ins Herz geschlossen. Wenn die den Text kennen und mitsingen, und dir echt zeigen wollen, wie sehr sie deine Musik lieben. Das ist unglaublich – diese Momente sind es, warum ich einfach nie damit aufhören will, Musik zu machen.

Denkst du schon über die nächsten Schritte in deiner Musikkarriere nach?

Ich bin grad in mein neues Studio im Südwesten von London umgezogen und arbeite an einer EP. Ich probier mich an ein paar Remixes und will mit unterschiedlichen Sängern und Instrumenten arbeiten. Bis zum Ende des Jahres werde ich noch „Mirrorwriting“ promoten, und dann ein kleines Timeout nehmen. Und ich hab beschlossen, dass ich auf meiner nächsten Platte alle Songs selber schreiben will. Dafür werde ich sie nicht auf eigene Faust produzieren. Nicht, weil ich’s nicht könnte, aber manchmal steh ich in einem Konflikt, zwischen der Singer-Songwriter-Seele und dem Produzenten in mir drin. Einerseits willst du spontan sein, auf der andren Seite musst du Professionalität beweisen – das ist manchmal gar nicht so einfach.

Was ist eher dein Ding? Album aufnehmen oder touren?

Ich mag beides, das ergänzt sich. Was ich beim touren gelernt hab, ist, dass manche Songs einfach nicht dafür gemacht sind, auf einem Konzert gespielt zu werden. Manche hören sich auf der Platte besser an, als live. Das hat mich dazu inspiriert, die richtigen Songs für unterschiedliche Situationen schreiben zu wollen. Wenn ich auf Festivals bin, und andren Bands zusehe, wie die es machen, krieg ich so einen unglaublichen Hunger drauf, auch all die Dinge auszuprobieren. Du siehst dem Publikum zu, siehst wie es harte Rocker zum Ausrasten bringen, und fragst dich „Könnte ich das auch?“.

Du kommst aus einer musikalischen Familie, deine Mutter war Backgroundsängerin von Michael Jackson und Kylie Minogue, dein Onkel ist Keyboarder in der Sensational Alex Harvey Band, inwiefern hat dich das beeinflusst – hast du jemals ernsthaft darüber nachgedacht, etwas anderes zu machen, als Musik?

Als ich mich mal dazu entschieden hatte, nicht wirklich. Das war als ich 15 oder 16 Jahre alt war. Als ich mir die Gitarre schnappte, zu singen begann und zu schreiben. Ich hab mit dem Gedanken gespielt, es als Journalist oder Schriftsteller zu versuchen, oder irgendwas mit Soziologie zu machen, aber als ich mal auf dem College war, angefangen hab, Musik zu studieren, hab ich gewusst, das ist es, was ich wirklich will.

Du warst auf der renommierten BRIT School in London, die schon Größen wie Amy Winehouse, Katie Melua und Leona Lewis hervorgebracht hat. Inwieweit hat dich dein Studium beeinflusst?

Ich hab dort auf jeden Fall Freunde für’s Leben gefunden. Die BRIT School hat keine eigene Philosophie, die Lehrer schreiben dir nicht vor, wie du was machen musst, du kriegst keine Sing- und Schauspielstunden, all das was man sich eigentlich unter so einer Schule vorstellt. Du hast als junger Mensch die Möglichkeiten in Bands und vor Publikum zu spielen, du kannst aufnehmen und ausprobieren und von dem profitierst du auch am meisten. Auf der BRIT School heißt es, du, du und du, ihr drei Kerle, ihr seid jetzt in einer Band, und in fünf Wochen wollen wir eure ersten Songs hören.

Was war der Name deiner ersten Band?

„Superfish“, ich hab dort den alten Sänger ersetzt und wir wollten einfach nur wie Radiohead klingen.

Was für Musik hörst du momentan?

Jono McCleery, ein unglaublicher Singer-Songwriter, paart Soul, Jazz, und Folk mit elektronischen Elementen, hat eine wunderschöne Stimme, tolle Lyrics. Und dann Pitbull, der macht richtig verführerisches, sexy Zeug, R’n’B, der wird so richtig groß rauskommen.

Von welchen Musikern hast du dich inspirieren lassen?

Michael Jackson, Stevie Wonder, Radiohead, Jeff Buckley, John Martyn, Joni Mitchell, Neil Young, DJ Shadow, da gibt’s so viele …

Besitzt du eine Platte, die du mal cool gefunden hast und für die du dich jetzt genierst?

Als ich ein Teenager war, hab ich meinen Ghettoblaster ins Bad getragen und dort das erste Album von Alanis Morisette gehört. Irgendwie hat die Mucke zu meinen Teenager-Gefühle gepasst. Ich find die Songs noch immer voll in Ordnung, aber anhören kann ich’s mir nicht mehr.

Wenn du zwischen all der Arbeit mal Urlaub machst – wohin geht die Reise?

Cornwall, im Südwesten von England. Das ist ein wunderschönes Fleckchen Erde, gleich am Meer gelegen, atemberaubende Felsklippen, unglaubliche Natur. Italien mag ich auch sehr gern, ich liebe reisen generell, vor kurzem war ich in Norwegen, da hat’s mir auch sehr gut gefallen.

Warst du mal auf Backpacking unterwegs?

Klar, erst letztes Jahr bin ich durch Kambodscha, Laos und Vietnam getourt. War ein tolles Erlebnis.

Hört sich spannend an. Ich wünsch Dir noch viel Erfolg im heurigen Jahr und viel Spaß auf dem nächsten Glastonbury.

Danke, bis bald.