Sexual Healing
‚And when I get that feeling, I need sexual healing, makes me feel so fine, helps to relieve my mind. Sexual healing is good for me…“ sang der weise Marvin Gaye bereits 1982. 18 Jahre später empfahl Peaches uns „Fuck the pain away..“!
Ich hörte auf die beiden. Ficken als Medizin stand bei mir schon immer hoch im Kurs, seit Anbeginn meiner sexuellen Aktivität habe ich diese Methodik verinnerlicht. Der „Befreiungsfick“ diente dazu, Liebeskummer zu überwinden. Das war stets die Botschaft, die mir jene Songs vermittelt haben. Bist du auch noch so
tief verletzt, in den Armen deines nächsten Lovers sieht die Welt schon wieder bunter aus. Ein neuer Mund, ein neuer Geruch, ein neuer Schwanz. Ganz einfach.
Alle „Befreier“, die mich nach längeren Beziehungen zurück in die Welt des entspannten Singletums befördert haben, nehmen ein besonderes Plätzchen im Wohnzimmer meiner Erinnerungen ein.
Doch vor Kurzem widerfuhr mir etwas sehr Schlimmes, ein geliebter Mensch der mir sehr nahe stand, wurde unter tragischen Umständen aus dem Leben gerissen. Viel zu jung. Es fällt schwer das zu akzeptieren und zu verstehen. Verzweiflung, Trauer und Wut wechseln sich ab. Ich fühlte mich schwach und ohnmächtig. Und
auf einmal verspürte ich mitten in diesem dunklen Jammertal ein unglaubliches Verlangen nach Sex. Das erste Mal, dass ich jene heilende Wirkung nicht nur zum Kurieren von Herzschmerz in Erwägung zog.
Das mag für manche Zeitgenossen das Letzte sein, woran sie in einer solchen Lebenssituation denken, aber genau so individuell wie sich der Bewusstseinszustand der Trauer bei jedem Menschen äußert, genauso mannigfaltig sind die Wege ihn zu ertragen. Auch ich war erst verstört über mein eigenes Empfinden, nicht dass ich mich schämte, aber ich war irritiert…
Trotzdem schritt ich zur Tat. Und es war phantastisch. Klar waren der Schmerz und die vielen Fragezeichen in meinem Kopf am nächsten Tag wieder da, doch ich fühlte mich gestärkt und gewappnet ihnen entgegenzutreten.
Doch warum ist das so? Sex sorgt für die Ausschüttung von Endorphinen – das weiß jeder Frauenmagazin-lesende Hinterwäldler seit hundert Jahren. Diese körpereigenen endogenen Morphine wirken schmerzlindernd und stimmungshebend. Sie werden auch bei öderen Tätigkeiten wie Joggen oder Gartenarbeit freigesetzt, aber mal ehrlich, wer würde Unkraut rupfen und Schnecken sammeln einem guten Fick vorziehen?