Interview mit The Fast Forwards - Polizeistrafen auf Tour einkalkuliert
Alle Jahre wieder kommt das schwedische Quartett auf einen Besuch nach Wien – diesmal mit ihrem Debut-Album „Lost in the Light“ im Gepäck. Da – nach eigenen Angaben – unsere Hauptstadt mittlerweile beinahe ihre zweite Heimat ist, wundert es nicht, dass auch hier die offizielle Release Party stattfindet. VOLUME hat sich vorab mit dem Bassisten der Band über ihr neues Album, kursierende Gerüchte und das Leben als Künstler unterhalten. (c) Mona
Euer neues Album kommt am 2.Dezember in die Läden, es trägt den Titel „Lost in the Light“. Warum habt ihr euch dafür entschieden? Gibt’s eine Geschichte zu dem Namen?
Ja, die gibt es. Der Titel beschreibt für uns den Prozess der Entstehung des Albums. Wir hatten von Anfang an einen enormen Zeitdruck und als wir begannen, die Songs auszuwählen, wurde uns bewusst, dass wir uns – was den Musikgeschmack betrifft – in verschiedene Richtungen entwickelt haben. Plötzlich hatten wir alle verschiedene Vorstellungen davon, wie das Album klingen soll. Aber nach tagelangen Diskussionen konnten wir uns endlich einigen.
Für uns war es immer das Wichtigste, das wir Spaß an der Sache haben, und dieses Gefühl ging unter all dem Druck und der zahlreichen Unstimmigkeiten verloren. Aber im Studio haben wir sozusagen wieder zusammengefunden. Ich hab das Gefühl, dass wir uns in dieser Zeit stark weiterentwickelten und wir haben nun als Band ein noch stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl. Mittlerweile kann ich es nicht erwarten, wieder auf Tour zu gehen und allen unser neues Album zu präsentieren. „Lost“ symbolisiert also die Anfangszeit und „Light“ das Jetzt.
Na da steckt ja mal wirklich was dahinter. Ihr geht demnächst wieder auf Tour und besucht Tschechien, Österreich und unsere deutschen Nachbarn. Freut ihr euch auf irgendetwas besonders?
Ich liebe es, neue Städte kennenzulernen. Ich war bisher noch nie in Tschechien, aber ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dort soll es verdammt gutes Bier geben. In Österreich und Deutschland zu touren ist jedes Mal wieder toll, weil wir viele nette und vor allem gastfreundliche Menschen kennenlernen – und das Publikum ist einfach klasse.
Außerdem kann ich endlich wieder viel Zeit mit der Band verbringen. In Stockholm haben wir alle so viel zu tun, dass wir kaum Zeit haben, einfach zusammen abzuhängen.
Gibt‘s eine gute Story von der letzten Tour, die du uns verraten würdest?
Haha, ja – die gibt es wirklich. Leute, passt auf wenn ihr nach München kommt! Letztes Mal auf Tour sind wir dort in eine Polizeikontrolle geraten. Anscheinend braucht man in der Stadt einen grünen Umweltpunkt, um dort fahren zu dürfen – aber woher zum Teufel soll eine schwedische Band das wissen? Wie auch immer – das war das erste Strafmandat. Natürlich hat sich jemand in der Band wiedermal nicht angeschnallt – zweites Strafmandat. Dann entdeckten sie die Gitarren. Rock Band ist in Deutschland anscheinend gleichbedeutend mit Junkies. Ein Drogenhund wurde gerufen, um den Bus zu durchsuchen und wir mussten mitkommen. 20 Minuten später stand ich nackt mit meinem bleichen, dünnen Körper vor einem großen, haarigen, deutschen Polizisten. Hoffentlich das letzte Mal. Wir mussten dann den gesamten Bus ausräumen und dieser widerliche, stinkende Hund sprang auf den Sitzen herum. Natürlich haben sie nichts gefunden, weil wir ja auch keine Drogen nehmen. Vier Stunden später durften wir – um gut 150€ ärmer – wieder weiterfahren. Den Hundegeruch im Bus sind wir allerdings zwei Tage nicht mehr losgeworden. Diese Tour haben wir das erste Mal einen Posten „Polizeistrafen“ in der Kalkulation.
Jaja, in München verstehen sie da keinen Spaß. Ihr seid bestimmt nicht die erste Band, der das passiert ist.
Das stimmt. Die Polizisten haben erzählt, ihnen ging auch schon mal Snoop Dogg ins Netz. Der hat allerdings die Nacht in der Zelle verbracht.
Ihr spielt relativ oft in Österreich. Hab ihr zu unserem Land eine besondere Beziehung?
Wien wurde wie eine zweite Heimat für uns. Wenn wir auf einer Tour mal ein paar freie Tage haben, dann verbringen wir diese meist in Wien. Unser Management ist ja auch hier. Ich hab in Wien einige Leute kennengelernt, mit denen ich auch regelmäßig Kontakt pflege. Unsere Konzerte hier zählen stets zu den Highlights der Tourneen und ich hoffe, dieses Mal wird es wieder so!
Was sind denn deiner Meinung nach die größten Vor- und Nachteile daran ein Künstler zu sein?
Der größte Vorteil ist natürlich, dass ich das machen kann, was mir am meisten Spaß macht: Musik zu spielen und zu komponieren. Und die Tatsache, dass es Menschen gibt, die mögen, was wir machen, zu unseren Shows kommen und unser Album schätzen, macht die Sache perfekt. Außerdem ist es natürlich fantastisch auf Tour so viele verschiedene Städte kennenzulernen.
Hmm, die Nachteile… also ich persönlich bin von Natur aus eher schüchtern. Auf der Bühne, hinter meinem Bass fühl ich mich wohl – aber diese ganzen Dinge, dich auch dazu gehören wie Interviews, Meet&Greets, signing sessions… das wird mir schnell mal zu viel. Wahrscheinlich muss ich mich erst daran gewöhnen.
Tja, Interviews – da muss man leider durch 😉
Auf eurer Tour werdet ihr in Köln von der Band „The Rumours“ supportet. Das hat mich auf die Idee gebracht, mal Gerüchten über euch im Internet zu recherchieren.
Gefunden hab ich Folgendes, angeblich hat einer von euch ein Mädchen in jedem Land, in dem ihr getourt habt. Ist da was dran?
In jedem Land? Nein, in jeder Stadt 😉
Haha, ok. Und noch was hab ich gefunden. Euer Song „Lonely Times“ erinnert ja bekanntlich im Refrain stark an „Dance with Somebody“ von Mando Diao. Jetzt stand in einem Berliner Onlinemagazin, dass ihr den Song schon 2007 geschrieben hat. Also wer klaut da von wem oder alles nur ein Zufall?
Lonely Times war einer der ersten Songs, die wir geschrieben haben. Wir
spielen ihn schon seit 2007 – wir haben auf jeden Fall nicht geklaut. Ob Mando Diao von uns geklaut haben kann ich dir nicht beantworten – da musst du sie schon selbst fragen. Uns hat es selbst gewundert, als dieser Song herauskam. Viele Freunde haben uns darauf angesprochen. Ich mein, Stockholm hat nicht so viele Clubs und wir hatten damals viele Live-Shows. Gut möglich, dass sie den Song dort mal gehört haben und dann – bewusst oder unbewusst – die Idee übernahmen. Vielleicht war es auch wirklich nur Zufall – wir werden es nie erfahren.
Allerdings nervt es langsam, dass in fast jedem Interview das Mando Diao Thema auftaucht. Unsere Musik ist anders, und vor allem ist unsere Band anders – wir halten zusammen. Wir sind keine Two-Man Show die nach Lust und Laune Bandmitglieder rausschmeißt. Ihr Drummer musste das noch dazu aus der Zeitung erfahren. So etwas würde bei uns einfach niemals vorkommen.
Okay, dann lassen wir Mando Diao mal an dieser Stelle. Bald ist Weihnachten. Was wünscht sich denn der schwedische Bassist?
Einfach nur Stille, Frieden und ein paar ruhige Tage bei meiner Familie. Ich bin kein Fan von diesem typischen Weihnachtsstress und tagelangen Shopping-Orgien. Das Leben ist doch stressig genug. Aber vorerst freu ich mich auf die kommenden vier Wochen auf Tour!