Fr, 2. Mrz 2012

New Hot Music Shit (23te Ausgabe)

Neues Jahr und somit neues Glück für unsere hoffnungsvollen Träger des NewHotMusicShit-Titels. Aber auch Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen: Über die letzten Jahre haben wir 126 Bands gefeatured, 43 davon haben es zu mittelmäßigem bis äußerst beachtlichem, internationalen Ruhm geschafft haben. An 63 weitere Bands kann man sich heute zumindest noch irgendwie erinnern, und die restlichen 20 hätte es wohl gar nicht geben müssen. Das ergibt eine 84%-ige Wahrscheinlichkeit, dass aus den NHMS-Bands des Jahres 2012 wieder was wird. Gar nicht so übel, da haben Sophia und Ana bei der Recherche etwas richtig gemacht.

Was uns zum nächsten Punkt bringt: Trend-Spürnase Ana Simic verabschiedet sich nach 4 wunderschönen Jahren mit dieser Ausgabe uns sagt zum Abschied laut Servus! Danke für deine Mithilfe, es uns sehr gefreut! Unser New Music Shit bleibt natürlich auch in der nächsten Ausgabe gewohnt Hot.

Niki And The Dove

Die fluoreszierenden Voodoopriester

Manche Bands sind live ganz anders, als man es sich vorgestellt hatte. So etwa Niki And The Dove. Als sich vor ein paar Monaten ihre Single „The Fox“ wie ein Lauffeuer auf sämtlichen sozialen Netzwerken verbreitet hat, haben wir uns die Band aus Stockholm als ätherische Hohepriester in wallenden Gewändern vorgestellt, die auf grünen Hügeln Tieropfer darbringen und dazu E-Drums malträtieren. E-Drums gibt es tatsächlich auf der Bühne, aber auch eine äußerst aufgekratzte, lustig-sympathische Sängerin, die sich mit UV-Schmuck behängt und wilde rituelle Tänze vollführt, sodass einem das ruhig stehen kaum möglich ist. Vor allem bei Hymnen wie „DJ, Ease My Mind“ (…Will You? And If I Cry I – Cover My Ears). Es scheint, als hätte man es hier mit der leibhaftigen fleischlichen Tochter von Kate Bush zu tun, die sich enthusiastisch durch schwindelige Gesangspartien hangelt und das mit Bravour und Zuschauer-Gänsehaut.

Für Fans von: Kate Bush, Bat For Lashes, Grimes

Link: http://www.nikiandthedove.com

Aktuelles Album: The Drummer EP (Mercury Records), Album erscheint in 2-3 Monaten


 

 

EINAR STRAY

Wunderkind mit güldener Zukunft

Bereits 2006 fing der mittlerweile 21jährige Blondschopf Einar an, Musik zu machen. Da war er (rechne, rechne) knapp 16 Jahre alt. Bald scharte der hochbegabte Norweger gleichfalls talentierte Mitstreiter um sich und langsam aber sicher arbeitet das Team an der Übernahme der internationalen Indie-Familien-Krone von der Band Arcade Fire. Ihre Spezialität? Multiinstrumentales Seele streicheln, welches – dank weiblich-männlicher Mehrfachstimmen-Gesangs-Infiltrierung – schnell zu berauschenden Ejaculatio Praecox ausufern kann. Zärtlichkeiten, denen man sich nicht entziehen kann – und wenn du schon glaubst, die Streicher würden dich für immer einlullen (wie beim Titellied Chiaroscuro) wirst du wieder aufgeschreckt von hüpfendem Up-Beat (Caressed). Es geht viel um Liebe und so Romatikzeugs, aber das macht nix, weil sie sind einfach so gut, so gut!

Für Fans von: Sufjan Stevens, Godspeed You! Black Emperor, Arcade Fire

Link: http://www.einarstray.no

Aktuelles Album: Chiaroscuro (Sinnbus), bereits erschienen

 


 

 

LUCY ROSE

Ein Folk-Engel kommt selten allein

 

Spätestens als Isobell Campbell bei Belle and Sebastian ausgetreten ist und die Musikwelt, auf eigenen Füssen stehend, immens bereichert hat, wissen wir ausgetretene, weibliche Mitsängerinnen als eigenständige Künstlerinnen zu schätzen. Etwas weniger trotzig als die obengenannte Dame, aber nicht weniger wundervoll zeigt sich Lucy Rose bei ihrer Debüt-EP „Scar“ – dem Erstling seit ihren gemeinsamen Projekten mit Bomby Bycicle Club (BBC). Frequency-Besucher des Jahres 2011 werden sich vielleicht noch an ihre zarte Stimme beim Main Stage-Auftritt von BBC erinnern. Nachdem wahre Freundschaften die Seele prägen, ist die Musik von Lucy Rose, mit all ihrer Romantik, Leichtigkeit, aber auch süßer Traurigkeit, nicht weit entfernt von dem, was wir von BBC kennen und lieben.  Zum Glück, sagen wir, denn Acoustic-Folk war selten so schön (rothaarig) wie im Jahr 2012.

Album-EPs: „Scar“, „Middle of the Bed“, “Red Face”

Link: http://www.myspace.com/lucyrosemusic

Für Fans von: Bombay Bicycle Club , Noah and The Whale

 


 

 

LIANNE LA HAVAS

Londoner Soul

Lianne La Havas wird vermutlich nie hungern müssen. Ihre soulige Stimme ist derart einzigartig und herzzerreißend, dass man zumindest davon ausgehen kann, dass sie als Straßenkünstlerin genug Kleingeld sammeln wird, sollte es hart auf hart kommen. Zum Glück hat das Schicksal mit der wunderschönen 22-jährigen Londonerin deutlich mehr vor, denn im Jahr 2012 gilt sie in der britischen Musikszene als die Vorreiterin der etablierten weiblichen Soulmusik. Das wirklich Sympathische an der schönen Sängerin griechisch-jamaikanischen Ursprungs ist die persönliche Note ihrer Texte, die ausschließlich auf den Achs und Krachs des eigenen Liebeslebens beruht. Die Texte ihrer ersten beiden EPs lesen sich wie persönliche Tagebücher, was dem einen oder anderen Ex-Freund leicht sauer aufstößt. Und während Lianne La Havas darüber nur kichern kann, finden wir es top, dass sie uns wegen ihrer Text-Ehrlichkeit nie vorlügen kann, sie wäre Single, wie es sich für zukünftige Popsternchen eigentlich gehört, um so alle Fans bei der Stange zu halten.

Album-EP: „Forget“

Link: http://www.liannelahavas.com

Für Fans von: Erykah Badu,  Lana Del Rey   

 


 

 

Molly Nilsson

Realistischer Schwermut

 

Mit ihrer höchst charakteristisch sonoren Stimme singt die in Berlin lebende Schwedin Molly Nilsson poetische Balladen zu sanften Synth-Pop-Klängen. Es tut gut wie sie das macht, so gut wie der erste Schluck einer starken Tasse Tee mit Rum, wenn man bei Minustemperaturen endlich in einem warmen Café angekommen ist. Ihr aktuelles Album „History“ macht genau das, was der Titel vermuten lässt, es nimmt einen in den Arm wie eine gute alte Freundin, die schlau und weltgewandt Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Mal geht es um den Einfluss der virtuellen Realität auf unser Dasein (In Real Life), dann wieder um unbestimmte Sehnsucht und die Suche nach einem Heimatgefühl (Hotel Home). Im Grunde ist bei der Dame, die auch zeitweise unter dem Synonym „Formerly Known As White Bread“ auftritt, alles ganz simpel gehalten – die Arrangements, die Aussagen, die selbstgebastelten Videos. Und genau deshalb besticht das Gesamtpaket durch eine Ehrlichkeit und Klarheit in die man sich einfach verlieben muss. So wie in die beste Freundin.

Für Fans von: Chinawoman, Fever Ray, John Maus

Link: http://darkskiesassociation.org

Aktuelles Album: History (Dark Skies Association), bereits erschienen

 


 

 

PURO INSTINCT

Langhaarige Hippie-Schönheiten

Puro Instinct heißt die Band der Schwestern Kaplan. Die ältere, Piper (22) und die jüngere Skyler (16), wuchsen im sonnigen Hollywood auf und wussten schon seit je her, dass sie ihre klingenden Namen zum Künstlertum verpflichten. Getreu dem Motto „Do It Yourself“, machen Piper und Skyler Musik aus dem Bauch heraus, welcher ihnen die Gegenrichtung zu allem Aktuellen hinknurrt. So klingen Puro Instinct wie eine Mischung aus New Wave und 80iger Pop mit einer kleinen Brise Hipster-, oops!, Hippietum. Alles weich, geschmeidig und fließend. So ist es kein Wunder, dass sie ausgerechnet das Label „Record Makers“ der Band AIR unter ihre Fittiche nahm und ihr Debüt „Headbangers in Ecstasy“ rausbrachte. Fein, sagen wir und bedanken uns für dieses Stück Schönheit und Romantik.

Album: „Headbangers in Ecstasy“ (Mexican Summer)

Link:  http://puroinstinct.blogspot.com

Für Fans von:  Fleetwood Mac, Air