Keanu Reeves, Johnny Depp, Jeff Bridges, Billy Bob Thornton, Bruce Willis, Russel Crowe… die Liste der Hollywood-Stars, die sich schon einmal als Musiker versucht haben, ist lang, und die Ergebnisse in den meisten Fällen alles andere als glorreich. Letztes Jahr gesellte sich auch Juliette Lewis zur Gruppe der singenden SchauspielerInnen und legte mit ihrer Band Juliette And The Licks das Debutalbum „You’re Speaking My Language“ vor. Das Ergebnis wurde von den Kritikern sehr unterschiedlich aufgenommen. Viele warfen der zierlichen Schauspielerin, die hauptsächlich für ihre Darstellung leicht angeknackster, drogensüchtiger und/oder massenmordender Furien bekannt wurde, vor, sie sei nichts weiter als eine billige Kopie von Iggy Pop, PJ Harvey und Peaches.
Davon unbeirrt ging Juliette Lewis mit ihrer Band – diesmal verstärkt um Tausendsassa Dave Grohl – ratzfatz wieder ins Studio, um uns nur ein Jahr nach dem Debüt bereits das Nachfolgewerk mit dem Titel „Four On The Floor“ um die Ohren zu hauen.
Man muss Lewis zugestehen, dass sie ihre Rolle als Rockbitch ziemlich gut einstudiert hat. Sie kreischt, brüllt und singt sich durch die Songs, schimpft über verflossene Lover (Brad Pitt?) und nimmt plakativ oft das hässliche F-Wort in den Mund („Death Of A Whore“). Musikalisch hat sich wenig verändert, doch was der Band an Originalität fehlt, macht ihre Frontfrau mit ehrlicher Spielfreude wieder wett, und dabei kommen teilweise wirklich tolle Songs heraus („Purgatory Blues“, „Get Up“). So ist „Four On The Floor“ ein solides, unprätentiöses Rockalbum mit Punk-Einflüssen geworden, das richtig Spaß macht und nicht bloß zum Schmunzeln anregt, wie die Ergüsse von Frau Lewis’ oben genannten Kollegen. Das heißt, wenn man vom doch ziemlich dämlichen Albumcover absieht…
[reiner]
— Nobody