Mo, 1. Okt 2012

Sizarr im Interview

Jung, bescheiden, erfolgreich

‚The kids take over now‘ singen Sizarr auf ihrem sensationellen Debuüt ‚Psycho Boy Happy‘. Keine falsche Bescheidenheit: Der Hype um die faszinierenden Newcomer aus Deutschland ist überall, nur nicht bei den Jungs selbst angekommen. Am 18. Oktober spielen Deaf Sty, P Monaee und Gora Sou zum ersten Mal live in Wien – wirbelnde Percussions, frische Elektronik und eine harte St imme mit weichem Kern. Worauf sich Sizarr freuen, warum nur Kevin alleine zu Haus bleibt und was das Internet alles kann? VOLUME hat die Antworten!

Interview: Franziska Tschinderle

Wie funktioniert das: Abitur schreiben und nebenbei ein so brillantes Album produzieren? Wer waren dabei eure wichtigsten Supporter?

Gegenseitige Motivation lautet das Geheimnis! Irgendwann war einfach klar, dass sich mit unserem ersten Album eine große Chance ergibt und wir das Kapitel ‚Schule‘ schleunigst aber anständig durchziehen sollten. Schon sehr jung und früh durften wir hautnah miterleben, wie es ist, genau das machen zu können, was wir wollen – eigene Musik. Damals konnten wir nur am Wochenende auftreten. Jetzt haben wir das Abitur und deutlich mehr Zeit für unsere Leidenschaft.

Euer Video zur Single ‚Boarding Time‘ ist eine Art psychedelischer Schnipselhaufen verstörender bis gruseliger Filmsequenzen – mittendrin und zwischendurch ein sich windender Junge. Zu oft ‚The Ring‘ gesehen?

Nur ‚Kevin – Allein zu Haus‘.

Wie stark seid ihr in den visuellen Gestaltungsprozess eurer Musik eingebunden?

Die Idee zum Video stammt komplett von uns. Wir haben dann nur jemanden gesucht und gefunden, der das Ganze nach unseren Vorstellungen filmisch umsetzt. Wir wollen generell so viel wie möglich selbst machen bzw. die Kontrolle behalten, weil es sonst nie so werden kann, wie wir uns das vorstellen.

Bis jetzt läuft alles wie am Schnürchen! Eine stetig wachsende Fangemeinde im Netz, Gigs auf großen Festivals wie dem Melt!, Support unter anderem für die Broken Bells – habt ihr ein solch euphorisches Feedback erwartet?

Natürlich nicht! Aber es ist verrückt, immer wieder von neuen und schönen Dingen überrascht zu werden.

Wie bleiben Sizarr bei all dem Hype cool und auf dem Boden?

Der Hype kursiert ja eher bei Kritikern und Insidern, oder wie auch immer sich diese Leute nennen. Auf der Straße werden wir auf jeden Fall noch nicht erkannt. Deshalb ist auch alles noch ziemlich entspannt – so wie wir.

Heute können Musiker ihre grenzenlose Popularität vor allem online steigern – wie viel haben Sizarr dem Web 2.0 zu verdanken?

 

Das Internet ist für uns als Band ein riesiger inspirierender Haufen voller Schund und Schönheit. In den letzten zwei Jahren haben wir im Netz jedoch nie offiziell etwas von uns veröffentlicht – bis auf ein, zwei Konzertmitschnitte auf YouTube. Trotzdem konnten wir viele Gigs spielen und so Leute für uns begeistern. Alles in allem waren die Tiefen des Internets prägend für unsere Entwicklung – in dem, was wir machen und in der Verbreitung von dem, was wir von uns hören lassen wollten.

‚Icy Martini‘ und ‚Blade‘ klingen nach Gitarrenkompositionen. Wie hat der Prozess bei den stärker elektrisierten Stücken ausgesehen?

Die meisten Stücke sind ähnlich entstanden, aber nie auf ein Instrument oder nur eine Komponente fixiert. ‚Icy Martini‘ wurde in der Ursprungsversion sogar mit einer Orgel eingespielt.

Wie wichtig war euch die Clubtauglichkeit beim Produzieren eures Debüts?

Darauf haben wir nicht geachtet. Unser ‚Psycho Boy Happy‘ ist ja auch überhaupt nicht ‚dancig‘ geworden. Es wäre der falsche Ansatz, sich von solchen Vorgedanken einschränken zu lassen.

Wiedererkennungswert an Sizarr ist zweifelsohne Fabians Stimme: melancholisch, dramatisch und auffallend tief für einen 19jährigen. Wie reagieren die Leute, wenn sie erfahren, dass du noch ein ziemlicher Jüngling bist?

Bis jetzt sind wir auf keine Altersdiskriminierung gestoßen. Zum Glück! (lacht)

Im Oktober spielt ihr wieder und dieses Mal ausgedehnter in Österreich – welche Erfahrungen habt ihr mit dem Land der Berge gemacht, auf was freut ihr euch dabei besonders?

Wir fetzen uns ein paar amtliche Germknödel rein und frönen dem Leben dort. In Österreich, wo die Berge Götter sind…

So ist das also! Dann bis bald in unserer Götterhauptstadt Wien.