Mi, 29. Mai 2013

Mother´s Cake im Interview

Alles, nur kein Popmysterium!

Das Debütalbum ‚Creations Finest‘ von Mother´s Cake hat nicht nur in der VOLUME Redaktion für willkommene Musikabwechslung gesorgt, sondern auch in der heimischen Szene mächtig eingeschlagen. Kurz vor der Premiere zu ihrem zweiten Musikvideo haben wir Yves, Benedikt und Jan im Chelsea zum Interview getroffen, um über das neue Album und die nie enden wollende Soundinnovation der Band gesprochen.

Alles, nur kein Popmysterium! 

In einer Zeit, in der Folkbands im Stadion spielen, mindestens ein Gitarrist einer Indie Band sein Instrument gegen einen Synthesizer eintauscht und minimalistisches Songwriting den Hype selbst noch nicht ganz fassen kann, vergisst man fast wie es sich anfühlt, verschwitzt, heiser und wuschig von einem Grunge Konzert nach Hause zu kommen. Das Debüt des Trios Mother´s Cake ‚Creations Finest‘ hat nicht nur bei der von den ewigen Synthpop-Releases gelangweilten VOLUME Redaktion für Abwechslung gesorgt, sondern auch in der heimischen Szene mächtig eingeschlagen. Kein Wunder: Das Tiroler Trio klingt einfach wie keine aktuelle österreichische Band, wenn dann noch am ehesten wie die Kollegen Milk+. Auf Plattenlänge wird ein Progressive Rock zelebriert, der sich sowohl am Funk, Jazz und Hard Rock bedient, an der klassischen Songstruktur vorbeikomponiert und druckfest am Puls zwischen 90er Jahre Grunge und 70er Jahre Rock andockt. Kurz vor der Premiere zu ihrem zweiten Musikvideo haben wir Yves, Benedikt und Jan im Chelsea zum Interview getroffen und über das neue Album und die nie enden wollende Soundinnovation der Band gesprochen. Das Konzert verlässt man dann tatsächlich heiser und verschwitzt.

Gratuliere, ihr wurdet zur besten österreichischen Newcomer Band ausgezeichnet. Stand dieses Ziel nach eurem Erfolg beim Local-Heroes Contest auf der To-Do Liste?

Jan: Richtig. Wir haben einen 5 Jahres Plan erstellt und da war der Newcomer Award ein Punkt von vielen (lacht). Nein, wir haben uns einfach auf gut Glück beworben und uns demnach tierisch über die Auszeichnung gefreut!

Bei euren Shows fast unvorstellbar: Warum ist sich der Publikums-Award nicht ausgegangen?

Jan: Da es unser erstes Konzert in Linz war, wäre der Publikums-Award schon ein ziemliches Wunder gewesen. Da hätten wir schon mehr Unterstützung mitbringen müssen. Hätten wir in Innsbruck gespielt, wäre das natürlich kein Problem gewesen (lacht).

Heute Abend gibt es einen Preview zu eurem neuen Video, das am 31. Mai veröffentlicht wird. Die wichtigsten Infos voraus?

Benedikt: Das neue Video wird quasi eine 180 Grad Wende zu unserem ersten Video ‚Soul Prison‚. Es ist in Stop-Motion gedreht, wir sind darin nicht zu sehen – dafür ausschließlich weibliche Darstellerinnen.

Kommen wir zu eurem Debüt ‚Creations Finest‘. Viele eurer Songs hängen zusammen und gehen ineinander über. Erinnert stark an ein Konzeptalbum. Könntet ihr euch vorstellen einmal eines zu schreiben?

Yves: Genau das ist unser Plan. Wir sind bereits fleißig am Songs schreiben und wollen definitiv mehr in die Richtung Konzeptalbum gehen. Inzwischen haben wir auch ein eigenes Homestudio, sprich die technischen Vorraussetzungen dafür. Die Aufnahmen zum ersten Album sind jetzt auch schon zwei Jahre her, inzwischen haben wir viel dazugelernt und uns weiterentwickelt.

Benedikt: Mother´s Cake hat ja auch nichts gegen Songs in Überlange. Wir finden das super wenn man ein Album homogen hören kann, also Daumen hoch für ein Konzeptalbum!

Euer Songstruktur klingt einerseits sehr improvisiert, andererseits erinnert sie durch Rythmuswechsel und Breaks stark an Math-Rock. Würdet ihr sagen, dass die Songs wie sie auf der neuen Platte zu hören sind aus Zufall entstanden sind oder präzises Songwriting dahinter steckt?

Benedikt: Beides. Die Grundstruktur unserer Songs kommt zu 90 Prozent von Yves, der Rest entstand ganz zufällig im Studio. Durch die Arbeit mit unserem Produzenten Georg Gabler sind aus mehreren Songfetzen und Jams einzelne Stücke und schlussendlich das ganze Album entstanden. Hinter einigen Songs wie dem Opener ‚Creation Finest‚ steckt aber definitiv präzisestes Songwriting. 

 Ihr werdet mit vielen Bands in Verbindung gebracht: Red Hot Chilli Peppers, Mars Volta, Led Zeppelin, Pearl Jam etc. Hattet ihr jemals fixe Richtlinien im Kopf, wonach das erste Album klingen soll?

Yves: Ich will generell mit keinem Genre und keiner Band in Verbindung gebracht werden. Unsere Musik ist halt extrem vielschichtig, aber das ist uns wichtig, weil sonst ein Album langweilig wird.

Jan: Wir haben schon die

verrücktesten Assoziationen zu
unserer Musik gehört. Laut YouTube klingt Yves wie Michael Jackson (lacht). Vielleicht kommt das davon, weil wir nicht gezielt in eine Richtung gehen und uns festlegen. Ich hoffe wir sind einmal groß genug und klingen einfach nur wie Mother´s Cake!

Sucht ihr euren Sound immer noch?

Benedikt: Ganz bestimmt, deswegen können wir auch nicht sagen, wie das nächste Album klingen wird, weil wir uns definitiv noch in einer Entwicklungsphase befinden. Wer weiß, vielleicht machen wir in Kürze ja Dubstep.

Oder ihr artet in ein Pop-Mysterium aus…

Jan: Das hoffentlich nie! Aber

es ist diese Wende, wodurch Bands schlussendlich kommerziell, populär und reich werden. Nach sieben großartigen Alben kommt plötzlich die Pop-Klohspühlung und die Musik klingt nur noch seicht.

Yves: Wir haben das Glück, dass wir noch keinem Publikum gerecht werden müssen und uns quasi austoben können.
 

Jan: Richtig! Unser Publikum besteht aus jungen, alternativen Musikhörern, die sich so ziemlich alles um die Ohren hauen lassen.

Benedikt: Sag das mal, nachdem du 30 Jahre lang ‚Creation Finest‘ live gespielt hast…

Jan: Dann, schreib ich ein Popalbum! (lacht)

Creations Finest, das Debüt von Mother´s Cake wurde am 26.10.2012 veröffentlicht. Ihr zweites Musikvideo ist ab 31.5.2013 im Netz!

Interview: Franziska Tschinderle
Fotos: Eva Sauer