The Ego Issue
New Hot Music Shit (30te Ausgabe)
Diese Ausgabe des New Hot Shit ist Eigenbrötlern versus Bands gewidmet.
Ein dunkler Winter ist überstanden, den viele Musiker in noch dunkleren Aufnahmekatakomben verbracht haben, um ihrem Talent das Maximum abzuringen. Die besten Ergebnisse präsentieren wir nun im hellen Sonnenschein.
Dinner
Der Anti-Ryan Gosling des Electro-Low-Fi
Ein gutaussehender Däne, der erst nach Berlin und dann nach L.A. geht um berühmt zu werden. Anders Rhedin gab sich selbst den appetitanregenden Künstlernamen Dinner und wollte ursprünglich nur als Produzent fungieren, weil er von der Bandbreite seiner Stimme nicht so recht überzeugt war. Nun hat er sie zum Markenzeichen auserkoren. Mit sonorem Bass singt er nach eigener Auskunft am Liebsten über „Mädchen, Zerstörung und göttlichem Feminismus“, Frauen seien seine größte Inspirationsquelle! Über eine Soundcollage die elektronisch dahin wabert, als hätte man breitgefächerten Indie-Rock mit wavigem 80ies Pop durch den Fleischwolf gedreht und eine melodramatische Bulette daraus gebraten. Lecker-schmecker. Gleichzeitig hot und verdammt cool! Sommer-Mucke!
Für Fans von: Velvet Underground, Animal Collective, Panda Bear
Link: www.facebook.com/dinnerveryofficial
aktuelles Album: Dinner EP (Looking Forward/ VÖ:26.04.2013)
Gnucci
Starke Schwedin
„I sweat all over my Gnucci suit and still manage to look cute. I make pussy power rap, clit spit.“. So steht es auf der Facebook-Seite von Gnucci alias Ana Rab. In Belgrad geboren, in der schwedischen Provinz aufgewachsen, zog es sie schließlich nach London, wo sie beim jobben in einem Plattenladen den südafrikanischen Rapper Nthato Mokgata kennen und lieben lernte. Sie heirateten, zogen nach Malmö und fingen an, gemeinsam Musik zu machen. Zusammen mit dem Münchner DJ-Duo Schlachthofbronx veröffentlichten sie die als Club-Hit gehypte Single Ayoba. Mittlerweile wurde aus Gnucci Banana kurzum Gnucci und die neuen Songs klingen weit weniger nach Weltmusik-Rap als nach knallharter Girlpower-Ansage. Enpowerment deluxe im kunterbunten 90ies-Retro-Ethno-Rave-Freak-Gewand!
Für Fans von: James Blake, The Knife, Pantha du Prince
Link: http://gnucci.biz
aktuelles Album: „Oh My Goodness!“ EP ( Famalam Records/Sony Music/ VÖ: 24.08.2013)
Sohn
Alpenglühen und dunkle Gassen
Der britische Produzent und Musiker Toph Taylor zog einst von London nach Wien und machte sich schnell in der dortigen Elektromusik-Szene einen Namen. Genauer gesagt veröffentlichte er unter dem Pseudonym Trouble Over Tokyo drei Alben, die von den Kritikern abgefeiert wurden, beim Publikum aber nur Achtungserfolge erzielten. Seit 2012 nennt er sich Sohn (wird aber Sonn ausgesprochen, huch?) und seitdem geht es eigentlich nur noch bergauf. Endlich bekommt er international große Aufmerksamkeit inklusive Major Label Signing, ausverkauften Konzerten und einem Auftritt auf dem legendären SXSW. Seine Musik ist klarer geworden, weniger frickelig, so als hätte er lange Spaziergänge (mit Pantha du Prince) an klaren Gebirgsseen unternommen. Wunderbare, traurige, stimmige Balladen von der Schönheit der Welt und ihrer Vergänglichkeit.
Für Fans von: James Blake, SBTRKT, Burial
Link: https://soundcloud.com/sohnmusic
aktuelles Album: The Wheel EP ( Aesop Records/ bereits erschienen)
Angel Haze
Soul Survivor
Lustig sind die Tracks dieser jungen amerikanischen Rapperin sicher nicht. Sie wuchs in einer sektenartigen Glaubensgemeinschaft auf und wurde als junges Mädchen jahrelang sexuell missbraucht. Aber Angel Haze entschloss sich nach ihrem Umzug – raus aus der Provinz, rein in den Tumult New Yorks – dazu, vom Opfer zur Kämpferin zu werden. Sie baut aus ihrer Wut und ihrem Schicksal radikale fließende Lyrics, die sich dem Hörer sofort in die Seele brennen, ganz in der Tradition von Eminems ‚Cleanin‘ Out My Closet‘. Sie befreit sich von den miesen Erinnerungen und ist musikalisch so eindringlich und gut, dass sie nun mit 21 Jahren einen Vertrag mit Universal unterzeichnete und Modelabels sich darum reißen, sie einkleiden zu dürfen. Ihr Video zum Song New York zeichnet ein düsteres Bild von der Stadt und vom Gemütszustand unserer Gesellschaft. Bleibt zu hoffen, dass ihr diese Realness auf dem Weg in den Mainstream-Himmel erhalten bleibt und sie nicht irgendwann zu einer bunten Manga-Busenpuppe mutiert wie Nicki Minaj, obwohl gegen ein bisschen mehr Fröhlichkeit wäre nichts einzuwenden…
Für Fans von: A$ap Rocky, Kendrick Lamar, Azealia Banks
Link: www.angelhazemusic.com
aktueller Release: Reservation (free download im Internet)
The Juan MacLean
Mit jedem Mal besser…
Ursprünglich war John MacLean alias The Juan MacLean Indie-Musiker. Kurz bevor sich die damalige, eher unbedeutende Band des US-Amerikaners auflöste, lernte er James Murphy kennen, Mastermind von LCD Soundsystem und Mitgründer des Labels DFA Records. Desillusioniert vom Künstlerdasein nahm John einen Job als Lehrer an, doch Murphy schaffte es schließlich, ihn wieder zum Musik machen zu überreden und so erschien 2005 sein erstes Solo-Album auf, Überraschung, DFA Records, die mit Bands wie Hot Chip und The Rapture ein ganzes Genre prägten. The Juan MacLean ist ein elektrisierender Live-Cocktail aus Techno und Rock, handgemachte Beats, Rasseln und Keyboards in fröhlichem Miteinander. Für seine neue Single hat sich John die Ex-LCD Soundsystem Lady Nancy Whang ans Mikrofon geholt und „You’re My Destiny“ ist eine wunderbar housige Pop-Hymne, die sofort süchtig macht. Wir hoffen mal schwer, dass hier nach dem auch ziemlich grandiosen B-Seiten Release Everybody Get Close von 2011 bald ein Album folgt! Auf welchem Label es wohl erscheinen wird, steht außer Frage…
Für Fans von: LCD Soundsystem, Hot Chip, The Rapture
Link: www.thejuanmaclean.com
aktueller Release: “You’re My Destiny” (erhältlich online im DFA Store)
Banks
Natural Beauty
Es klingt ein wenig so, als hätten Grimes und Beyoncé ein Kind bekommen. Ein Teil Soul-Diva, eine Portion Indie-Coolness, schwankend-stolpernde Electro-Beats und eine Attitüde, die an eine nicht operierte, sehr natürliche Version von Lana del Rey erinnert. Gepaart mit dem rehäugigen Look der jungen Winona Ryder. Banks kommt aus L.A. und wirkt wie das fehlende genetische Puzzlestück zwischen all den oben genannten Damen. Nach einer etwas wilderen Electro-Collaboration mit dem britischen Produzenten Lil Silva fand Frau Banks auch gleich eine Label-Heimat im Land der Breakfast Beans und veröffentlicht nun auf dem Hipster-Label Good Years ihre ersten eigenen Tracks. Auf den ersten Horcher glaubt man, diese Stimme sei einfach nur zuckersüß und schmeichelnd, doch mit jeder weiteren Sekunde, der man Banks lauscht wird man tiefer hinunter gezogen, in ein dämonisches Land voller Lavaflüsse aus Bubenblut, in dem Rihanna’s Bad-Girl-Attitüde wie der erste Krabbelversuch eines Wickelbabs wirkt.
Für Fans von: Grimes, Austra, Lana del Rey
Link: http://hernameisbanks.com
aktueller Release: Fall Over (Good Years)